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Cookie Einstellungen ÖffnenKurs Richtung Zukunft! Seit 1885 baut und repariert die Hitzler Werft GmbH in Lauenburg Schiffe. 2021 übernahmen der Leiter der Konstruktionsabteilung, Marek Klimenko, und sein Sohn Kai die Werft. Sie setzen auf moderne Antriebstechnologien, alternative Treibstoffe und energieeffiziente Bauweisen, um nachhaltige Schifffahrt aktiv voranzutreiben. Und sind ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge.
In dieser Podcast-Folge erfährt Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, an welchen Prestigeprojekten die Hitzler Werft gerade arbeitet, woher das Forschungsschiff "Coriolis" seinen Namen hat und wodurch die Werft internationale Bekanntheit erlangte.
Außerdem: warum das Unternehmen nicht nur auf der Führungsebene eine echtes Familienunternehmen ist und wie die Klimenkos neues Personal an "Board" holen. Wir wünschen viel Spaß beim Hören.
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Claus Ruhe Madsen: Kurs Richtung Zukunft. Seit 1885 baut und repariert die Hitzler Werft in Lauenburg Schiffe. 2021 übernahmen der Leiter der Konstruktionsabteilung Marek Klimenko und sein Sohn Kai die Werft. Wie die beiden die Schiffsfahrten nachhaltiger machen werden, warum sie den Bau von Spezialschiffen forcieren und wodurch die Werft internationale Bekanntheit erlangte, erfahren wir in dieser Episode. Ich bin Wirtschaftsminister Claus Ruhe, Matzen, und du hörst meinen Podcast
Einspieler: Zukunftstalk mit Madsen, der Podcast für alle, die Schleswig-Holsteins Weg zum ersten klimaneutralen Industrieland begleiten möchten. Es geht um das Leben und Arbeiten im echten Norden, um spannende Wirtschaftsthemen und wichtige Zukunftsbranchen. Außerdem erzählen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ihre inspirierenden Erfolgsgeschichten und geben Einblicke in ihre ganz persönliche Work-Beach-Balance. Viel Spaß beim Reinhören!
Erste Frage an meine Gäste, lieber Marek, hast du schon mal bei einem Podcast mitgemacht?
Marek Klimenko: Nein, noch nicht, tatsächlich das erste Mal.
Hast du schon mal einen Podcast gehört?
Marek Klimenko: Das schon, paarmal sogar.
Wie findest du Podcasts?
Marek Klimenko: Manchmal interessant, manchmal nicht so interessant. Das hängt ja vom Thema ab.
Also, es liegt an dir, dass wir heute einen interessanten Podcast machen. Oder wie siehst du das, Kai?
Kai Klimenko: Ganz genau. Wir werden zwar keinen True-Crime-Podcast hieraus machen können, aber ich hoffe, es wird trotzdem interessant.
Naja, wir werden schon ein quasi doch, wie ich sagen würde, weltweit bekanntes Ereignis heute auflösen, dass ihr mit eurem Schiff gelöst habt. Aber dazu später noch mehr. Herzlich willkommen, Kai und Marek, ich freue mich, dass ihr hier seid. Bevor wir ins Gespräch einsteigen, wäre es nett, wenn ihr euch bitte einmal kurz vorstellt. Vielleicht fängt der Senior an.
Marek Klimenko: Ich bin Marek Klimenko, ich bin seit 1989 in Deutschland, seit 1990 bin ich bei der Hitzler Werft beschäftigt, und jetzt führe ich zusammen mit meinem Sohn die Werft.
Der Sohn sitzt direkt daneben. Das ist Kai, vielleicht kannst du dich auch kurz vorstellen
Kai Klimenko: Kai Klimenko, 29 Jahre alt, von Haus aus Kaufmann, also international Business Administration studiert und nach dem Studium die einzig sinnvolle Entscheidung getroffen und mit meinem Vater zusammen die Hitzler Wert gekauft.
Marek. Ich glaube, du bist jetzt einer der wirklich seltenen Unternehmer in Schleswig-Holstein, der quasi schon bei der Gründung die Nachfolgeregelung gleich mit reingezogen hat. Oder wie kam es denn zu der Entscheidung, dass ihr das gemeinsam macht?
Marek Klimenko: Ja, das war tatsächlich einer der Gründe, warum wir uns dafür entschieden haben. Hätte ich keinen Nachfolger, hätte ich das, glaube ich, nicht gemacht. Zum einen, weil dann die Finanzierung des Vorhabens kompliziert wäre. Ich hätte wahrscheinlich keine Bank in Deutschland gefunden, die einem 57-jährigen, ein Kredit für den Kauf, der Werft geben würde, und da wir dann einen direkten Nachfolger hatten, war das definitiv deutlich einfacher gewesen.
Kai Klimenko: Und ich wiederum hätte das nie ohne meinen Vater gemacht, weil ich erstens dann doch auf die Lebenserfahrung zurückgreifen kann und vor allem auch auf die technische Erfahrung. Das ist ja die charmante Aufteilung zwischen uns. Mein Vater ist der technische Geschäftsführer, für alle technischen Belange zuständig, und ich für die kaufmännischen. Und da wir uns selten in die Quere kommen und dem anderen in den Bereich reingrätschen, funktioniert das auch sehr gut zwischen uns.
Ich habe ja eure Werft schon besichtigt und war mit euch unterwegs. Das war schon sehr beeindruckend zu sehen, mit welchem Unternehmergeist ihr dort unterwegs seid und, wie ich es richtig verstanden habe, Marek, bist du seiner Zeit durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Werft gekommen. Ich glaube mit noch damals nicht allzu guten Deutschkenntnissen, und musstest ganz unten anfangen, obwohl du eigentlich schon eine technische Ausbildung hattest, und hast dich quasi dann hochgearbeitet.
Marek Klimenko: Das ist tatsächlich wahr. Die ersten Monate sind vom Arbeitsamt mit unterstützt worden.
Ich würde mal aus heutiger Sicht sagen: eine sehr gute Investition.
Marek Klimenko: Ich hab mich damals umgeschaut, nachdem ich meinen Sprachkurs beendet habe, wo ich dann vielleicht Fuß fassen kann, und da gab es einfach im Arbeitsamt eine Anzeige für eine ABM-Kraft auf der Werft, und da fing ich so an, obwohl ich eigentlich ja dann meine technische Ausbildung nicht anerkannt bekommen habe. Und das ist auch der Grund, warum ich beinahe alle Stufen der Karriereleiter da durchgehen musste, von Helfer bis Schnürboden, technische Zeichner, Projektleiter, Konstruktionsleiter und dann letztendlich jetzt als Geschäftsführer.
Man könnte also zurecht sagen, dass du jeden Schritt in der Werft kennst, jeden Arbeitsschritt, jede Einteilung, jede Abteilung, alle Aufgaben, die erledigt werden müssen.
Marek Klimenko: Ich stand noch nie an der Drehbank, außer in meiner Schulzeit. Von daher hört es da schon auf, aber es ist tatsächlich so, dass ich beinahe zu 90 Prozent alles weiß über den Ablauf der Fertigung auf der Werft.
Und als ihr euch dann entschieden habt, wir machen das mit dem Unternehmen, hast du dann gesagt, Junior, du startest hier auch als Helfer.
Marek Klimenko: So ähnlich ja, der Junior muss tatsächlich technisch noch Einiges lernen. Bisschen Erfahrung sammeln, macht er ganz schnell, muss ich mit Stolz sagen. Also, das ist erstaunlich, wie schnell er auch die technischen Themen lernt. Aber ich habe, glaube ich, zehn Jahre gebraucht, bis ich die erste Projektleitung übernommen habe, und die Zeit hatte er ja nicht.
Das stimmt. Und bringt dir dein Vater das ordentlich bei oder musst du schon alleine im Werk unterwegs sein?
Kai Klimenko: Aber selbstverständlich, also wenn man vom besten lernt, dann ist es auch, glaube ich, ein guter Lehrmeister.
Es hört sich an wie ein gutes Team. Wie entwickelt sich denn die Werft?
Marek Klimenko: In meinen Augen hervorragend. Wir haben immer gute Zahlen in der Reparatur- Abteilung, also im Klartext, die Auftragslage in der Reparatur-Abteilung ist ja ganz gut. Wir haben ein neues Standbein aufgebaut mit der Profilfertigung wie viele andere Werften. Und vor allem haben wir richtig die Neubauabteilung angeschoben. Wir haben in den drei Jahren, wo wir da sind, zwei Neubauten abgeliefert und haben drei weitere in den Auftragsbüchern in verschiedenen Ausrüstungsstadien. Ein Neubau ist gerade in der Endausrüstung, der zweite Neubau wird wahrscheinlich im nächsten Monat zu Wasser gelassen, und beim dritten, auch ein sehr spannendes Projekt, sind sie gerade noch in der Konstruktion.
Ja, jetzt habe ich natürlich einen großen Vorteil gegenüber unseren Hörerinnen und Hörer. Ich war schon in der Werft. Ich habe die Schiffe dort gesehen. Was für Schiffe baut ihr denn?
Marek Klimenko: Wir haben als Hitzler in den 100, beinahe 140, Jahren selten Serien gebaut. Wir bauen Spezialschiffe. Jetzt im Moment bauen wir tatsächlich Spezial-Spezialschiffe, das heißt, kaum mit anderen vergleichbar. Wir haben Schlepper, Eisbrecher, Forschungsschiffe, Fähren, Tonnenleger, und alles andere, was eigentlich nach Kundenwünschen gebaut werden soll, können wir machen und bauen. Das ist ja auch der Grund, warum wir ein eigenes Konstruktionsbüro haben, damit wir dann auf die Kundenwünsche auch eingehen können. Und das ist auch der Grund, warum wir ein Stammpersonal an Fachleuten bei uns haben, die im Prinzip seit mehreren Jahrzehnten auch die Spezialschiffe auch schon bauen und weiterhin mit uns bauen werden.
Ich glaube, man kann ja durchaus sagen, es ist quasi jedes Schiff für sich ein Prototyp, wo ihr auch immer neue technologische Entwicklungen mit reinbringt. Als ich in der Werft war, das war ganz faszinierend, hattet ihr quasi einen Schiffstyp, wo das Deck als Schere aufgehen kann. Dafür konzipiert, glaube ich, dass, wenn man Offshore-Windkraftanlagen-Service machen muss, ist bisher immer die Gefährdung für das Personal gewesen, das das machen muss, das durch die Wellenbewegung natürlich das Schiff hoch und runter geht und die Windkraftanlage still steht und man dann ein sehr gefährliches Manöver machen musste, um auf die Windkraftanlage zu kommen. Und durch eure Technologie kann quasi das Schiff gerade gehalten werden mit der Windkraftanlage, und man kann vernünftig rüberkommen. Ich glaube, das kann man sich jetzt gar nicht bildlich vorstellen, wenn man das nicht mal gesehen hat, schon sehr speziell, wie man das mit einem Schiff hinkriegt.
Kai Klimenko: Das stimmt schon, dass muss man live gesehen haben. Wobei ich da korrigieren muss, das ist nicht ganz unsere Technologie. Die kommt nämlich ursprünglich aus Australien, wurde von einer deutschen Rederei adaptiert auf Arbeitsschiffe und wurde dann bei uns das erste Mal gebaut auf der Hitzler Werft, und das ist natürlich eines der tollen Projekte, die uns, glaube ich, ausmachen. Wir haben ja bei allen Vorteilen, die eine Serienfertigung vielleicht bringen würde, doch jedes Projekt, das ganz besonders ist, wo ganz viel Gehirnschmalz, ganz viel Herzblut auch reinfließt, und das ist doch auch ganz toll zu sehen, wie dann die Schiffe irgendwann Lauenburg verlassen, auch wenn sie selten wieder zurückkommen.
Was ist denn die besondere Herausforderung, wenn man Spezialschiffe wie die Coriolis baut, du musst mir da helfen, wie heißt das Schiff?
Marek Klimenko: Das Schiff hat den Namen Coriolis
Wer hat denn den Namen erfunden?
Marek Klimenko: Den Namen hat ja wahrscheinlich die Mutter beziehungsweise Vater von dem Herrn Coriolis erfunden. Das ist ein Wissenschaftler, der die Corioliskraft entdeckt hatte. Aber der Name wurde tatsächlich in einem Wettbewerb, der beim Helmholtz-Zentrum stattgefunden hatte, ausgewählt. Da gab's glaube ich, über 400, wenn nicht sogar mehr, Vorschläge, und Coriolis ist dann ausgewählt worden.
Dann komme ich auch dann direkt dazu. Habt ihr denn ein besonderes Prestigeobjekt, was ihr gerade fertigt?
Marek Klimenko: Direkt zwei. Das ist eine ist tatsächlich das Forschungsschiff, weil das ja schon sehr interessant ist von der technischen Seite her. Wir bauen das Schiff für das Helmholtz-Zentrum in Geesthacht, im Prinzip acht, neun Kilometer von uns entfernt. Da gibt's nicht nur ein Bauherrn, sondern 20-25 Bauherrn, denn jeder Forscher, der in sein Labor, was forschen möchte, hat das sagen, wie die Tische aufgestellt werden, welche Komponenten eingebaut werden und so weiter. Dann kommt ja noch natürlich die Besatzung dazu, die auch die Wünsche äußert. Das ist schon erst mal von der Seite her sehr interessant und natürlich auch technisch sehr interessant mit den ganzen Komponenten, die wir da einbauen. Ein Schiff mit 29 Meter Länge und 28 Kilometer Kabel an Bord, das ist schon eine Herausforderung, die wir auch übrigens über unsere 3D-Konstruktion ganz gut bewältigen können, weil wir auch dann entsprechend auch Isometrien für die Rohre erstellen, und die sind dann angefertigt, um direkt im Schiff verbaut zu werden. Das klappt super. Und das andere ist eine Biomethan-Fähre, die wir jetzt gerade in den Auftragsbüchern haben. Da sind wir auch dem Landkreis Lüneburg sehr dankbar, dass sie uns nach den ganz harten Auswahlverfahren gewählt haben. Wir haben dann eine öffentliche Ausschreibung gewonnen und sind da, glaube ich, weltweit sogar ein Vorreiter, was diese Antriebstechnologie angeht. Denn bis jetzt, soweit uns bekannt, ist kein Schriff mit Biometan-Antrieb unterwegs, somit haben wir mal eine Vorreiterrolle im kleinen beschaulichen Lauenburg. Aber das kommt bei vielen erst mal an, wenn sie in Lauenburg gewesen sind, was für ein kleines Städtchen das eigentlich ist, und dann steht da die große Halle, und dann bauen sie dann weltweit das erste Schiff mit Biomethan-Antrieb. Das ist sehr spannend, sehr interessant.
Wir sind ja unter uns. Also, wir nennen es einfach eine Weltpremiere, und das mit der Stadt, das kann ich durchaus bestätigen. Der Bürgermeister hat einen wunderbaren Blick. Was ist denn eure Herausforderung, was ist denn eure Spezialität? Was macht euch aus? Weil ich weiß, ihr seid so ein bisschen ein Hidden-Champion für uns hier in Schleswig-Holstein. Etwas außergewöhnlich, würde ich schon sagen, für eine Werft in Lauenburg, also im Binnenland quasi. Oder wie sieht ihr?
Marek Klimenko: Das resultiert so ein bisschen aus der Geschichte der Werft. Vor 140 Jahren war die Werft entstanden als Reparaturwerft für Dampfschiffe, die nach Hamburg Linie gefahren sind. Die Entwicklung der Werft war einfach so, dass man vom Ort dann nicht mehr wegwollte und als dann die große Halle stand, schon gar nicht mehr. Und es ist ja auch so, dass die Seestraße 20 Kilometer von Lauenburg entfernt anfängt, also im Prinzip, so weit von der Seestraße sind wir auch nicht. Das Problem ist ja auch nur die 14 oder 16 Kilometer, die wir bis zu Seestraße zurücklegen müssen.
Wir in Schleswig-Holstein sind auch sehr glücklich, dass ihr in Schleswig-Holstein seid. Es ist ja kaum ein Steinwurf in eine Richtung, glaube ich. Dann könnte man in zwei anderen Ländern letztendlich sein.
Kai Klimenko: Ganz genau. Es ist die südlichste Stadt sogar in Schleswig-Holstein. Wir sind die südlichste Firma in Schleswig-Holstein, sind aber auch genauso wie du ganz froh, dass wir eben in diesem schönsten Bundesland sind und nicht in einem anderen der Schönen.
Das ist ein gutes Stichwort. Was macht denn Schleswig-Holstein für euch aus? Wir sagen ja gerne, dass wir ein sehr gutes Work-Beach-Verhältnis haben in Schleswig-Holstein. Was macht für euch Schleswig-Holstein zu einem besonderen Standort zum Arbeiten?
Kai Klimenko: Na ja, als See bezogene Menschen natürlich die Auswahl von gleich zwei Meeren. Dadurch vielleicht auch ein bisschen der Charakter der Menschen, dass man wirklich ein bisschen Entspanntheit, aber auch doch Motivation spürt, etwas zu bewegen, wenn der Wind drauf weht, auf See, dann muss man auch hart sein und rausgehen, und wenn dann die Sonne scheint, kann man die Sonne genießen.
Das passt, und das würde auch gleich die nächste Frage ein bisschen einbinden. Wie gelingt es euch denn, an Fach- und Arbeitskräfte zu kommen? Ist das eine große Herausforderung, oder klopfen die alle am Werkstor?
Kai Klimenko: Also eine Herausforderung ist es immer. Aber ich glaube, dass wir das ganz gut lösen. Wir fangen ja ganz klein an bei Kindergärten und Schulen, die wir durch die Werft führen.
Das ist in der Tat sehr früh, wenn man den Kindergarten durch die Werft führt und sagt, Kinder, so später geht's hier her.
Kai Klimenko: Wir haben ja einige Mitarbeiter mit Kindern in dem Alter, und dann wollen wir natürlich die Generation gleich binden. Aber wir sind ja der Meinung, dass, wenn man eine so schöne große Halle hat, man sie nicht vor der Öffentlichkeit verschließen sollte, sondern zeigen sollte, was man macht, und da haben wir ganz viele Führungen, ganz viele Exkursionen, sind auch aktiv an den Universitäten und sprechen Studierende an, dass dann aus allen Bereichen Leute zu uns kommen. Aber ich glaube, der wichtigste Punkt sitzt gerade hier am Tisch, nämlich die Familie. Also, wir sind ein familiengeführtes Unternehmen, wir sind keine AG, sondern sitzen hier als Vater und Sohn, und wir haben auch für alle Mitarbeiter eine Ausbildungsgarantie, das heißt, deren Kinder können immer zu uns kommen und eine Ausbildung oder ein duales Studium machen. Wir haben jetzt gerade fünf Vater-Sohn oder Bruder-Bruder-Gespanne außer uns auf der Werft. Das ist doch ein ziemlich hoher prozentualer Anteil, glaube ich. Jetzt nach 15 Jahren, seit 1.7., auch das erste Ehepaar wieder, also die Familie komplett umschlossen.
Das klingt super. Also in der Tat, dadurch verbindet man natürlich auch als Familie viel stärker sich mit einem Arbeitsplatz, und ihr führt ja nicht nur Kinder durch die Werft, sondern auch Wirtschaftsminister, die dann große Freude und dann danach natürlich davon berichten, was man gesehen hat, und deswegen glaube ich es auch umso wichtiger, dass man gerade auch Kinder und Jugendliche sowas zeigt, damit sie ein Gefühl dafür bekommen, was heißt eigentlich Schiffsbau? Weil woher will man das wissen, was für eine herrliche Handwerksinnovation bei uns in Schleswig-Holstein das ist, wenn man das nicht zeigt. Was genau für Fachkräfte sucht ihr denn, was bildet ihr aus? Wo speziell sucht ihr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Kai Klimenko: Also, wir bilden einerseits die Fachkraft zur Metalltechnik aus, andererseits den Industriemechaniker, bieten aber auch ein duales Studium im Schiffbau und im Maschinenbau an. Das liegt dann ganz in den Interessen der Bewerber. Wir stellen dann aber auch schon fertig ausgelernte Mitarbeiter ein. Da suchen wir von Schlosser über Schweißer, Maschinenbauer, Schiffbauer tatsächlich in allen Bereichen immer tatkräftige und motivierte Leute.
Arbeitet ihr denn mit anderen Firmen zusammen beim Bau von Schiffen, oder macht ihr alles selber?
Kai Klimenko: Das war früher so, das war früher auch, glaube ich, noch möglich. Heutzutage ist das kaum möglich, weil die Schiffe immer spezieller werden, immer speziellere Anforderungen haben, und manchmal ist es dann doch sinnvoller, sich an Spezialisten zu wenden, die nichts anderes als eben diese eine Spezialaufgabe erfüllen. Das heißt, wir arbeiten mit ganz viel verschiedenen Firmen zusammen, und das ist, denke ich, auch eine der der größten Herausforderungen heutzutage, dass man als Werft einerseits seine eigenen Aufgaben gut steuert. Man muss schauen, dass man den Schiffbau, den Maschinenbau, den Ausbau etc. gut vorantreibt, aber auch die gesamten Spezialfirmen untereinander koordinieren. Man muss schauen, wann können die Rohrleger in das Schiff, wann können die Kabelzieher in das Schiff und dann untereinander eben die Gewerke, wie im Orchester eigentlich, dirigieren.
Ja, das klingt in der Tat spannend und herausfordernd. Wenn man jetzt mit Blick auf diesen Biometan-Antrieb schaut, jetzt mal aus meiner Sicht die Frage, ist das für euch von besonderer Wichtigkeit, dass man auch nachhaltig Antriebe entwickelt oder sagt, ihr Schiff ist Schiff?
Kai Klimenko: Ich denke, das wird in Zukunft immer mehr werden. Das sieht man sowohl an den letzten Projekten, die wir realisieren durften. Da waren Hybridschiffe dabei, da waren Schiffe dabei, die Wasserstoffantriebe an Bord hatten, jetzt die Biomethan-Fähre, die demnächst bei uns gebaut wird. Also da sieht man das sowohl Wirtschaft als auch Behörden immer mehr in die Richtung Nachhaltigkeit, nachhaltige Antriebe für Schiffe gehen, und das ist für uns ja nur natürlich, sowohl im privaten. Wir beide sind immer sehr gern auf dem Wasser unterwegs, am liebsten auf dem Segelboot oder auf dem eigenen Motorboot, aber auch natürlich im beruflichen Kontext. Wir bauen Schiffe am Wasser, wir bauen Schiffe für das Wasser. Wir sind also sehr nahe an der Natur, und da ist es, denke ich, nur natürlich, dass man auch wieder Richtung Nachhaltigkeit geht, dass man die Antriebe auch versucht, für die Natur so schonend wie möglich zu gestalten.
Absolut! Wie sieht denn dort die Zukunft der Schifffahrt aus? Welche Arten von Antrieben wird es geben?
Marek Klimenko: Das ist tatsächlich eine der schwierigsten Fragen, die ich immer höre. Ich bin ja der festen Überzeugung, dass wir aus deutscher oder europäischer Sicht uns an Brennstoffe halten sollten, die durch die Mitnutzung von energetischer Energie erzeugbar sind, weil wir uns dann definitiv von anderen Brennstoffen unabhängig machen. Somit wäre zum Beispiel Wasserstoff eine der Brennstoffe, die wir erzeugen sollten, zum einen, weil Schifffahrt, dann ein Nutznießer der Großindustrie sein wird. Wir hören davon, dass Zementwerke jetzt auf Wasserstoff umstellen. Das heißt, wenn die Großindustrie dann auf Wasserstoff umstellt, wird die Produktion des Wasserstoffs steigen, und damit wird definitiv auch Preis für Wasserstoff auch fallen. Damit wird Wasserstoff auch erschwinglich für die Schifffahrt sein. Damit verbunden sollte man, glaube ich, zumindest aus meiner Sicht den Ausbau der Windkraftenergie vorantreiben, und zwar sogar soweit, dass ich der Meinung bin, dass der Ausbau der Windkraftenergie zur Schlüsseltechnologie erklärt werden müsste, nicht nur der Bau von Konverterplattformen, sondern auch der Bau von Windkraftanlagen, Richterschiffen und allen Schiffen, die damit verbunden sind, weil aus meiner Sicht bewegen wir uns gerade aus einer Abhängigkeit von Erdgas in eine Abhängigkeit von Chips oder Schiffen, die dann für die Errichtung von Windkraftanlagen fehlen werden, wenn sich die geopolitische Lage ändern sollte. Also eine schwierige Frage. Es wird sicherlich hier und da Versuche geben, andere Brennstoffe zu definieren und mit anderen Brennstoffen zu arbeiten, aber aus meiner Sicht sollten wir uns an Brennstoffe halten, die mit energetischer Energie erzeugbar sind.
Und ich bin ja überzeugt wir werden sie auf eurer Werft sehen.
Kai Klimenko: Was man da vielleicht noch ergänzen muss, ist, dass die Technologie, die auf den Schiffen verbaut ist, die eine Sache ist. Die andere Sache ist, dass man auch gewährleisten muss, dass gerade in der Binnenwirtschaft die Energie oder diese Energieräger überall zur Verfügung stehen. Das heißt, ich muss eine Infrastruktur ausgebaut haben, die es mir erlaubt, überall in Deutschland mein Binnenschiff bebunkern zu können. Ob das jetzt Laden über elektrische Energie bedeutet oder Wasserstoff bunkern oder was auch immer, das ist, glaube ich, auch eine große Herausforderung, und gerade in der Binnenwirtschaft haben wir ein riesiges Potenzial in Deutschland, dass die Lkw runterkommen von der Straße, dass man wieder entspannt durch Schleswig-Holstein fahren kann, in den Urlaub, auch die Nachbarbundesländer zu uns kommen und wir eben die Güter lieber auf dem Wasserweg transportieren.
Marek, du bist ja auch Chefkonstrukteur, wie viele Schiffe hast du denn schon entworfen? Hast du da noch einen Überblick?
Marek Klimenko: Leider nicht. Also ich habe überschlagen, über 300 werden es schon wohl sein, wenn nicht sogar mehr. Tatsache ist ja, dass wir etwa 20 Projekte machen, bis wir dann einen Auftrag daraus generieren, und schon da hat man natürlich sehr viele Generalpläne, die man zeichnet. Ich habe bei Neubau 790 auf der Werft angefangen und wir sind jetzt gerade Neubau 839. Das heißt schon 49 Neubauten, an denen ich mitgewirkt habe. 20, 30 davon sind tatsächlich schon in der Rolle des Konstruktionsleiters gewesen und dann auch ganz viele Projekte, die wir auch als Konstruktionsbüro für andere Werften auch gemacht haben, also deutlich über 300, würde ich sagen.
Das ist echt beeindruckend, und da ich auch gehört habe, dass du den Schlepper konstruiert hast, der die Ever Given im Suez-Kanal wieder frei gezogen hat. Wie ist es denn, wenn man seine eigene Konstruktion dann in den Nachrichten sieht? Und das ist die, was ich vorher sagte, die Aufklärung dessen, was ihr konstruiert habt, was weltweit zu sehen war.
Marek Klimenko: Also das ist das Schiff ALP Guard, so hieß er auch schon, als er Ever Given befreit hat. Man erkennt aber seine Schiffe. Ich habe natürlich direkt gesehen, dass das Schiff Uranus ist, was wir für die Harms Bergung konstruiert haben, ein Schiff auch herausragend als Schlepper. Das Schiff hat 330 Tonnen Fallzug. Man muss sich das vor Augen halten. Die Schlepper in Kiel haben ca um die 60 Tonnen Fallzug, die Schlepper in Hamburg 80 Tonnen, und das Schiff hat 330 Tonnen Fallzug, herausragend. Das Schiff, da haben wir über ein Jahr dran konstruiert, ist in der Lage, mit einmal Bunkern von Europa nach Asien zu fahren, ohne in Kapstadt zwischenzubunkern, was immer ja ein Sicherheitsrisiko ist. Da muss ja ein Schlepper aus Kapstadt rauskommen, Anhang übernehmen, dann fährt das Schiff rein, um zu bunkern, muss wieder Anhang übernehmen, vielleicht mal auf gutes Wetter warten und so weiter. Da müssten drei Bunker-Schiffe kommen, um diesen Schlepper zu bebunkern. Wir haben davon sehr viele Schiffe konstruiert, von 100 Tonnen angefangen bis, wie gesagt, 330 Tonnen, alle sozusagen Longliner für lange Fahrten, und wenn man das Schiff dann im Fernsehen sieht, sitzt man da und sagt ja, mein Baby ja.
Dein Baby. Genau das Gefühl hatte ich auch, als ich in der Werft unterwegs war, die Art und Weise, wie ihr mir eure Technologien und Schiffe gezeigt habt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wirklich diesen Spirit mitleben, das ist was ganz Großartiges! Jetzt hattest du am Anfang deinen Sohn gelobt und gesagt, das hat er gut gemacht. Jetzt würde ich dich gerne fragen, Kai, möchtest du deinem Vater, irgendeinen guten Rat mit auf den Weg geben oder vielleicht auch ein Dank oder sowas in der Richtung, um das ganze Mal zu schließen?
Kai Klimenko: Auf jeden Fall einen Dank! Also, das ist, glaube ich, schon eine ganz tolle Vater-Sohn-Story, die wir da seit dreieinhalb Jahren erleben dürfen. Wir sind uns, glaube ich, auch um einiges noch näher geworden als in der Zeit davor, und ohne ihn wäre das so nicht möglich mit dem Know how, das er hat, mit dem Enthusiasmus, mit dem er auch mich dann angesteckt hat. Und das stimmt ja wirklich, wenn man mit ihm über die Werft geht. Er kennt jede Schraube, er kennt jedes Teil, und, das ist auch ganz wichtig, jeden Mitarbeiter. Das wollen wir nicht verlieren und nicht vergessen, und ich glaube, Familienunternehmen fängt ja ganz oben an….
Hast du schon Kinder, Kai?
Kai Klimenko: Ich arbeite dran
Du arbeitest dran. Ich möchte dir lieber Marek auch mit auf den Weg gehen, dass es einfach nur großartig ist, wenn man deine Geschichte gehört hat, den Weg dahin, über eine ABM in einer Werft einzusteigen, seine technischen Fähigkeiten einzubringen, um am Ende innovative Schiffe zu bauen, mit unter die stärksten Schlepper der Welt, und man die dann in den Nachrichten sieht, und wir in den nächsten Jahren die eine oder andere Innovation aus eurer Werft, in Zeiten, in dessen, wo wir alle wissen, dass Werften es nicht leicht haben, dass ihr den Mut gehabt habt zu sagen, das machen wir hier als Familie, für Familien, mit Familien, um zu zeigen, was Schleswig-Holstein kann. Dann ist etwas, was uns unglaublich stolz macht in Schleswig-Holstein, und wie gesagt, ich bin sehr froh, dass die Werft gerade noch in Schleswig-Holstein liegt. Und ja, vielen Dank, dass ihr heute da wart.
Kai und Marek Klimenko: Vielen Dank für die Einladung, Dankeschön!