"Wir stellen Energie her plus Gemüse."

im Gespräch mit Rainer Carstens von der WESTHOF BIO Gruppe

Rainer Carstens setzt seit 1989 auf 100% biologische Landwirtschaft – und hat aus dem Westhof in Friedrichsgabekoog Schritt für Schritt einen der größten deutschen Bio-Gemüse-Anbauer gemacht. Dithmarscher Boden schafft die ideale Grundlage für 1.200 Hektar Anbaufläche, 10 Hektar Gewächshäuser, eine eigene Frosterei sowie die Erzeugung und Vermarktung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien. Für Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen beweist das sympathische Familienunternehmen mit seiner Kreislaufwirtschaft eine Lieblingsthese: dass Ökologisch, Ökonomisch und Sozial perfekt zusammenpassen. Viel Spaß beim Reinhören!

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00:00:00,099 --> 00:00:39,360 [Claus Ruhe Madsen] 

[Musik läuft im hintergrund] Erfolgreicher Biopionier aus Überzeugung, innovativ seit 1989. Hier werden Biolandwirtschaft, Bioverarbeitung und erneuerbare Energien zusammengedacht. Ich spreche heute mit Rainer Carstens aus Friedrichsgabekoog, Gründer der WESTHOF BIO-Gruppe, über Kreislaufwirtschaft und wie man auch als Big-Bio-Selfmademan ein echter, guter Dithmarscher Bauer bleibt. Ich bin Claus Ruhe Madsen, Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und unser echter Norden weiß, wie man ökologisch, ökonomisch und sozial landwirtschaftet.  

 

00:00:39,360 --> 00:01:05,779 [Off-Sprecherin] 

Zukunftstalk mit Madsen. Der Podcast für Alle, die Schleswig-Holsteins Weg zum ersten, klimaneutralen Industrieland begleiten möchten. Es geht um das Leben und Arbeiten im echten Norden, um spannende Wirtschaftsthemen und wichtige Zukunftsbranchen. Außerdem erzählen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ihre inspirierenden Erfolgsgeschichten und geben Einblicke in ihre ganz persönliche Work-Beach-Balance. Viel Spaß beim Reinhören.  

 

00:01:05,779 --> 00:01:13,599 [Claus Ruhe Madsen] 

Herzlich willkommen, lieber Rainer. Ich freue mich sehr, dass du da bist. Bevor wir in unser Gespräch starten, kannst du vielleicht kurz was zu dir selber sagen?  

 

00:01:13,599 --> 00:01:18,859 [Rainer Carstens] 

Tja, ich bin Rainer Carstens. Vielen Dank erst mal für die Einladung.  

 

00:01:18,859 --> 00:01:26,639 [Rainer Carstens] 

Und ja, ich komme aus Friedrichsgabekook. Das ist natürlich ein schwieriges Wort, das sehe ich ein.  

 

00:01:26,639 --> 00:01:48,039 [Rainer Carstens] 

Dort bewirtschafte ich den WESTHOF, allerdings schon seit 1978. Da bin ich dort angefangen als junger Bauer. Und wie du schon sagtest, seit 1989 bewirtschaften wir den Betrieb eben biologisch. Es hat eben eine kleine Zeit gedauert, bis ich mir überlegt habe, biologisch zu wirtschaften.  

 

00:01:48,039 --> 00:01:52,979 [Claus Ruhe Madsen] 

Ich glaube, 1989 wusste quasi nicht mal jemand, was biologisch heißt.  

 

00:01:52,979 --> 00:03:54,619 [Rainer Carstens] 

Das waren wenige Menschen hier, zumindest in Deutschland und wahrscheinlich auf der ganzen Welt. Ja, wie ist das eigentlich zustande gekommen? Im Grunde genommen dadurch, dass meine Eltern ja oder beziehungsweise mein Vater ernährungsbedingte Krankheiten hatte, so Gischt und Blutzucker. Und dass meine Eltern dann in einem Urlaub auf Teneriffa sich Vollwerternährung beibringen lassen haben. Und über diese Vollwerternährung ist mein Vater wieder sozusagen vollkommen genesen. Also der war damals jünger als ich heute zu dieser Zeit. Und das ist natürlich dann ein für mich damals mit gut 20 Jahren habe ich mir da ehrlich gesagt vorher keine Gedanken drüber gemacht, was für eine wichtige Rolle Ernährung spielt. Aber für mich war von daher klar, dass Ernährung im Grunde genommen das Wichtigste ist, was was wir hier auf der Welt überhaupt haben und produzieren. Und insofern, das war 1985 und ich habe insofern dann ab dem Moment drüber nachgedacht, wie kann ich, was kann ich dafür tun, dass Ernährung einerseits besser wird. Und ich sage mal, dann kam noch dieses Unglück von Tschernobyl dazwischen, was mich dann auch sehr, sehr geprägt hat, weil diese radioaktive Wolke, die da entstanden ist, die ist dann bis nach Dithmarschen gekommen, immerhin von Tschernobyl 3000 Kilometer hierher. Und das hat dazu geführt, dass wir unser Gemüse, was wir auch konventionell schon angebaut haben, nicht verkaufen durften, weil es radioaktiv verseucht war. Das hatte für uns jetzt in dem Moment keinen finanziellen Schaden, weil es ja glücklicherweise einen sehr funktionierenden Staat hier bei uns gibt, der dann solche Dinge tatsächlich entschädigt. Aber für mich war es trotzdem nicht zufriedenstellend, weil das Finanzielle alleine ist es eben nicht, sondern ich bin Lebensmittelproduzent mit Leib und Seele und möchte natürlich meine Lebensmittel auch dann verkaufen. Und vor allen Dingen möchte ich natürlich gesunde Lebensmittel verkaufen. Und ja, das waren im Grunde genommen die beiden sehr, sehr starken Impulse für mich, eben dann 1989 auf Bio umzustellen.  

 

00:03:54,619 --> 00:03:57,499 [Claus Ruhe Madsen] 

Und zwar, wie ich das richtig verstanden habe, 100%.  

 

00:03:57,499 --> 00:04:38,299 [Rainer Carstens] 

Hundert Prozent ja, das war für mich dann auch, ich hatte erst versucht, schrittweise umzustellen. Also ein Jahr so viel, das nächste Jahr so viel. Und das habe ich versucht und ich konnte das in meinem Kopf nicht trennen, ehrlich gesagt. Ich war konventioneller Bauer. Tomate ist Tomate. Ja, Tomate ist Tomate, aber die Anbauweise ist eben erheblich unterschiedlich ne. Also ich sage immer, man kann konventionell wirtschaften, das muss man vernünftig machen. Das muss man mit vollem Herzen, sage ich mal, mit vollem Bewusstsein machen, dann mache ich es auch richtig. Und wenn ich aber richtig biologisch wirtschaften will, dann muss ich auch mit dem Kopf voll bei der biologischen Wirtschaft sein.  

 

00:04:38,299 --> 00:04:50,939 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber das heißt, man stand, wenn ich das so richtig verstehe, mit zwei einschneidenden Erlebnissen. Einmal das der Gesundheit der eigene Vater und dann halt die Gesamtgesundheit durch eine Verseuchung.  

 

00:04:50,939 --> 00:05:08,939 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber das ist ja moralisch, denke ich. Wie ist das dann? Hat man keine Sorgen finanziell? Also wir reden von 1989, weil der eine oder andere nicht aufgepasst hat. Das war jetzt nicht der Zeit, in dem der Regal im Supermarkt voll war mit ökologischen Gemüse, sondern eine Frage dessen, was kostet ne Tomate?  

 

00:05:08,939 --> 00:05:22,559 [Rainer Carstens] 

Ja, das einerseits. Und wie gesagt, ich glaube, damals waren 2% der Gesellschaft, die sich darüber Gedanken gemacht haben. Und das ist natürlich sehr, sehr wenig im Grunde genommen ne. Und wie du sagst, es gab keine  

 

00:05:22,559 --> 00:06:44,883 [Rainer Carstens] 

Infrastruktur jetzt für Vermarktung oder auch Aufbereitung. Also es gab eigentlich gar nichts. Es gab ein paar Landwirte, die das so gemacht haben und die haben das dann auf dem Hof oder in irgendwelchen Naturkostläden oder so was oder auf dem Wochenmarkt verkauft. Aber weiter gab es da nichts. Da musste man sich im Grunde genommen selber um die Vermarktung kümmern. Und das war im Grunde genommen für mich auch, ich bin ja eigentlich Landwirt, ich bin gelernter Landwirt. Und für mich war das dann eben der Stein des Anstoßes, dass ich eben in die Vermarktung hineinrutschen musste, sonst hätte ich meine Produkte eben nicht verkaufen können und wir dann gemeinsam mit zehn weiteren Bauern, ähm, n ja, auch über die Grenzen von Dithmarschen hinweg, äh, eine sogenannte Erzeugergemeinschaft gegründet haben und gesagt haben: "Wir wollen diesen Bioanbau größer machen. Wir wollen einheitliche Produkte herstellen, sodass wir eben auch größere Kunden beliefern können, die es vorher noch nicht gab." So 'n Edeka oder 'n Rewe oder wen wir jetzt alles beliefern. Denen mussten wir erstens genügend Menge anbieten und zweitens die Qualitäten natürlich und die mussten möglichst einheitlich sein, damit die eben jeden Tag wissen, was sie bekommen.Und dafür haben wir das eben gegründet und aus dieser, äh, Erzeugergemeinschaft heraus hab ich dann meine Firmen gegründet, sozusagen.  

 

00:06:44,883 --> 00:06:49,864 [Claus Ruhe Madsen] 

Also Schritt für Schritt ganz gesund gewachsen, immer einen neuen Kunden dazugewonnen-  

 

00:06:49,864 --> 00:06:50,043 [Rainer Carstens] 

Ja.  

 

00:06:50,043 --> 00:06:57,063 [Claus Ruhe Madsen] 

Weil, äh, ich glaube, dass es mit der, in, mit Sicherheit einer der wichtigsten Werte ist, natürlich einmal das hochwertige Produkt, aber es muss auch verfügbar sein.  

 

00:06:57,063 --> 00:07:00,063 [Rainer Carstens] 

Ja klar, verfügbar und der Kunde muss da sein, ne?  

 

00:07:00,063 --> 00:07:27,063 [Claus Ruhe Madsen] 

Ja. Also war es wahrscheinlich kein leichter Weg. Ähm, ich finde, das ist für mich, die Art und Weise, wie euer, ich sage mal, als, aus kleiner Bioerzeuger hin zu das, was es heute ist, tatsächlich was, was wunderbar eine, einer meiner Lieblingsthesen: Hightech und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch. Im Gegenteil. Wie ist es zu all dem denn gekommen? Weil ihr seid ja auch sehr technologisch. Es ist ja jetzt nicht nur so, dass ihr dort draußen Tomaten, Gurken und Sonstiges ansiedelt, sondern...  

 

00:07:27,063 --> 00:07:44,163 [Rainer Carstens] 

Ja. Ähm, wie gesagt, die, die Anfangsphase war wirklich schwierig, weil wir, äh, erstens uns um die Vermarktung, um die Aufbereitung - das ist ja nicht nur Vermarkten, ich ernte ja nicht irgendwas, das muss aufbereitet werden und muss, äh, dann vermarktet werden. Das war die eine Schwierigkeit. Die andere Schwierigkeit-  

 

00:07:44,163 --> 00:07:45,343 [Claus Ruhe Madsen] 

Und ist auch sehr vergänglich.  

 

00:07:45,343 --> 00:08:46,223 [Rainer Carstens] 

[lacht] Ja. Ja, klar. Das muss, das, was ich heute ernte, muss heute verkauft werden, ne? Oder verarbeitet werden auf irgendeine Art und Weise. Aber das andere Problem war im Grunde genommen, dass das, was die Landwirte, ich sach mal, vierzig Jahre vorher noch konnten, die konnten nämlich hacken, die konnten, äh, den Boden bearbeiten, die konnten alles Mögliche machen. Und da hatten sie auch Maschinen für entwickelt. Aber diese Maschinen sind im Laufe der Jahre verschwunden, weil eben die konventionelle Wirtschaftsweise vorherrschte und, äh, die Maschinenbauer sich gar nicht mehr drum gekümmert haben, eben für andere Anbauweisen, äh, irgendwelche Maschinen zu kaufen, äh, zu bauen. Und, äh, da mussten wir im Grunde genommen nicht nur Gemüse vermarkten, sondern wir mussten auch noch, ich sach mal, Technologie, die bekannt war, aber nicht produziert wurde, mussten wir auch noch irgendwie herstellen, damit wir überhaupt einigermaßen rationell unseren Boden, äh, oder unsere Flächen bewirtschaften konnten.  

 

00:08:46,223 --> 00:09:01,283 [Claus Ruhe Madsen] 

Also im Grunde genommen, wenn ich das richtig verstehe, habt ihr alles getan vom Säen, Ernten, in, äh, Produktionsweisen zu schaffen. Das Einzige, was ihr nicht gemacht habt, selber den Verkauf im großen Stil. Natürlich habt ihr-  

 

00:09:01,283 --> 00:09:53,663 [Rainer Carstens] 

Bis dahin, bis dahin, ja. Aber wie gesagt, heute, äh, sieht die Welt da ganz anders aus. Wir machen immer noch alles, ehrlich gesagt. Und heute verkaufen wir natürlich auch, äh, im großen Stil. Also alle großen Lebensmittelhändler sind unsere Kunden in ganz Deutschland. Also wir beliefern nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern wir beliefern bis nach München, unsere Früchte und natürlich nach Ost und West genauso. Ähm, und wir kümmern uns nach wie vor auch tatsächlich um die Entwicklung neuer Maschinen, weil das ist für uns eben das Wichtigste, dass wir maschinelle Entlastung bekommen, nicht? Also das wissen wir alle. Facharbeiter, äh, werden immer knapper, äh, Mitarbeiter. Und wir müssen im Grunde genommen, das, was 'ne Maschine kann, müssen wir nutzen und damit unsere Mitarbeiter entlasten.  

 

00:09:53,663 --> 00:10:03,203 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber ich glaub, das setzt ihr ja nicht nur wegen Mitarbeiter ein, sondern auch um ein Premiumprodukt. Äh, wenn ich-- Einer meiner erster Besuche war ja bei euch draußen vor knapp drei Jahren-  

 

00:10:03,203 --> 00:10:03,643 [Rainer Carstens] 

Ja.  

 

00:10:03,643 --> 00:10:13,103 [Claus Ruhe Madsen] 

Ähm, und da war schon der Gedanke, der größte Schockfroster, äh, für Gemüse. Ich glaub, jetzt ist er mittlerweile schon am Laufen.  

 

00:10:13,103 --> 00:10:32,643 [Rainer Carstens] 

Ja, wir sind letztes Jahr um diese Zeit, um diese Jahreszeit hatten wir tatsächlich unsere Einweihungsparty. Da haben wir praktisch unser neues Werk in Betrieb genommen. Und, äh, letztes Jahr mit der Erbsenernte sind wir angefangen, dort zu frosten und sind, wie gesagt, ein Jahr jetzt in Gange. Wir haben hoffentlich die Kinderkrankheiten jetzt alle raus. Also das ist ja leider-  

 

00:10:32,643 --> 00:10:37,043 [Claus Ruhe Madsen] 

Jetzt bin ich richtig böse, aber was kann denn so schwer daran sein, eine Erbse einzufrieren?  

 

00:10:37,043 --> 00:10:42,963 [Rainer Carstens] 

Ja, gut, wenn ich eine einfriere, geht das noch, aber wir machen mittlerweile fünfhundert Hektar Erbsen.  

 

00:10:42,963 --> 00:10:43,703 [Claus Ruhe Madsen] 

Fünfhundert Hektar?  

 

00:10:43,703 --> 00:10:45,143 [Rainer Carstens] 

Fünfhundert Hektar Erbsen.  

 

00:10:45,143 --> 00:10:49,443 [Claus Ruhe Madsen] 

Für jeder, der das vielleicht nicht direkt parat hält, ein Hektar sind zehntausend Quadratmeter.  

 

00:10:49,443 --> 00:10:50,343 [Rainer Carstens] 

Ja.  

 

00:10:50,343 --> 00:10:51,463 [Claus Ruhe Madsen] 

Mal fünfhundert.  

 

00:10:51,463 --> 00:10:53,963 [Rainer Carstens] 

Ja, und das ist eben... Und wenn man-  

 

00:10:53,963 --> 00:10:54,603 [Claus Ruhe Madsen] 

Das sind einige Erbsen.  

 

00:10:54,603 --> 00:11:06,963 [Rainer Carstens] 

Das sind einige Erbsen. Das sind ungefähr dreitausend Tonnen Erbsen. Und das Problem an der Erbse ist, ich kann nicht sagen: „Ja, heute mache ich mal Erbse", sondern die Erbse sagt mir, wann ich sie zu machen habe.  

 

00:11:06,963 --> 00:11:08,763 [Claus Ruhe Madsen] 

Also es ist ein sehr dominantes Gemüse.  

 

00:11:08,763 --> 00:11:28,463 [Rainer Carstens] 

Ja, das kann man wohl sagen, ja [lacht]. Und vor allen Dingen auch noch eigenwillig, weil die Erbse, wenn heute die Sonne scheint, dann sagt die Erbse: „Ja, heute will ich mal gut sein, ne?" Und dann hab ich vier Stunden Zeit, mich zu entscheiden, ich ernte dieses Feld jetzt. Wenn ich das womöglich um einen Tag verschiebe, diese Entscheidung, äh, dann kann es schon zu spät sein und die Erbse ist theoretisch überreif. Das wäre-  

 

00:11:28,463 --> 00:11:29,783 [Claus Ruhe Madsen] 

Das kann ich bisher nur von Wein.  

 

00:11:29,783 --> 00:11:31,003 [Rainer Carstens] 

[lacht] Ja.  

 

00:11:31,003 --> 00:11:33,643 [Claus Ruhe Madsen] 

Das heißt also, du könntest auch n guter Weinbauer werden.  

 

00:11:33,643 --> 00:11:50,223 [Rainer Carstens] 

Ja gut, das hab ich noch nicht probiert. Das, äh, hab ich mich auch noch nicht eingedacht. Ich meine, bei uns würde es vielleicht tatsächlich sehr gut gehen. Da müssten wir dann vielleicht noch mal ein bisschen, vielleicht am Landesschutzgesetz, ich weiß nicht, wie sich das nennt, äh, was ändern. Ich hab ja 'n Deich, ich bin ja auch Deichgraf, unter anderem, ne? Ich hab einen Hektar-  

 

00:11:50,223 --> 00:11:52,243 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber da dürfen auch keine Erbsen drauf.  

 

00:11:52,243 --> 00:11:59,643 [Rainer Carstens] 

Nee, Erbsen nicht, aber ja, vielleicht Wein, weil der hat nämlich, äh, Süd-Südhanglage, ne? Also da könnte ich ja vielleicht besonders gut, äh, Wein draus machen-  

 

00:11:59,643 --> 00:12:02,703 [Claus Ruhe Madsen] 

Jetzt wird Ministerkollege böse, weil man darf auf dem Deich nichts pflanzen-  

 

00:12:02,703 --> 00:12:02,863 [Rainer Carstens] 

Nee, nee.  

 

00:12:02,863 --> 00:12:09,703 [Claus Ruhe Madsen] 

-weil die Wurzeln nämlich den Deich kaputt machen. Aber ich find das großartig. Lass uns Deichwein machen. Nicht um ihn böse zu machen, sondern wegen dem Wein. [lacht]  

 

00:12:09,703 --> 00:12:10,843 [Rainer Carstens] 

[lacht] Okay.  

 

00:12:10,843 --> 00:12:17,583 [Claus Ruhe Madsen] 

Ähm, ja, Kreislaufwirtschaft ist so einer eurer Schlagwörter. Wie genau kann ich das bei euch platzieren?  

 

00:12:17,583 --> 00:12:33,064 [Rainer Carstens] 

Ja, das ist uns im Grunde genommen ganz, ganz wichtig, dass wir, ich sage mal, das Endprodukt, wenn ich mal von hinten anfange, das Endprodukt soll bei uns entweder Gemüse sein oder regenerative Energie. Wir stellen nämlich auch regenerative Energien her. Wir wollen nicht-ma-  

 

00:12:33,064 --> 00:12:34,603 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber nicht aus Erbsen.  

 

00:12:34,603 --> 00:13:04,783 [Rainer Carstens] 

Auch aus Erbsen. Wir stellen es her, wir wollen es auch selber verbrauchen. Wir wollen damit – wir nennen das Energieneutralität – für uns haben, dass wir im Grunde genommen mindestens so viel Energie erzeugen, wie wir auch verbrauchen. Das ist unser Ziel und wir wollen eben auch zeigen, dass Landwirtschaft und Energieerzeugung kein Gegensatz sein muss. Das wird ja ganz oft so gedacht, dass das eine Flächenkonkurrenz oder sonst irgendwas ist. Und wir wollen eben zeigen, dass das mit einer guten Wirtschaftsweise eben auch Energie plus Gemüse hergestellt werden kann. Und, ähm...  

 

00:13:04,783 --> 00:13:20,803 [Claus Ruhe Madsen] 

Mir fällt da wieder spontan eine Frage: Kommt diese Inspiration eher aus dem Erlebnisse des Elternhauses oder kommt es, wie ich weiß, dass du vier Kinder hast? Und also wo ist jetzt der stärkere Antrieb für das, was du jetzt geschildert hast?  

 

00:13:20,803 --> 00:13:46,763 [Rainer Carstens] 

Das wächst ja langsam, sage ich mal. Also sicherlich hat für mich dieses Ereignis Tschernobyl wirklich die Welt verändert, muss ich ganz ehrlich sagen. Durch dieses Ereignis, was dreitausend Kilometer entfernt war, habe ich im Grunde genommen einen Schock bekommen und habe gedacht, was der Mensch praktisch für einen Einfluss auf die Umwelt hat. Da kann dreitausend Kilometer entfernt ein Fehler passieren und da haben viele, viele Menschen drunter zu leiden.  

 

00:13:46,763 --> 00:15:12,483 [Rainer Carstens] 

Und das wollte ich nicht. Das-das dadurch... Das war der Tropfen, äh, des-des-- der das Fass zum Überlaufen brachte, dass ich den Betrieb umstelle, weil ich gesagt habe, ich will so umweltfreundlich wie möglich wirtschaften. Und zum anderen war das dann eben die Idee, regenerative Energie zu erzeugen, die möglichst ungefährlich ist. Ich meine, Technik ist immer irgendwie gefährlich, aber die möglichst, äh, oder wenn sie gefährlich wird, nicht so riesen Auswirkungen hat wie so etwas. So bin ich da eben hingekommen, ne? Und ja, und meine vier Kinder natürlich, die sind auch in dem Zeitraum zwischen 1980 und '89 geboren. Und natürlich, bei Kindern ist es so, gerade wenn sie klein sind, also das weiß ich noch wie heute, hatte ich meine Tochter, äh, meine erste Tochter auf dem Arm, so als junger Mensch. Das denken meine Kinder komischerweise heute auch. Ich weiß gar nicht, das ändert sich anscheinend nicht im Leben. Also man denkt immer, man kann genauso weiterleben wie vor der Geburt der Kinder. Und man merkt nach relativ kurzer Zeit, das funktioniert nicht. Also man muss sich da ein kleines Wesen kümmern. Man hat eine riesen Verantwortung mit einmal und das Leben geht anders weiter. Es geht weiter, aber es geht anders weiter. Und das ist natürlich auch schön, dass es so ist. Äh, aber die-- Ich glaube, im ersten Moment ist die Vorstellung eine andere. Und als ich mein Kind jedenfalls auf dem Arm hatte, da habe ich gedacht: „Oh Gott, oh Gott, was hast du jetzt für eine Verantwortung?" Das war mir erst-- Ist mir erst richtig klar geworden, als ich das Kind sozusagen das erste Mal auf dem Arm hatte.  

 

00:15:12,483 --> 00:15:31,343 [Claus Ruhe Madsen] 

Also dann war das ja auf jeden Fall ein sehr wichtiger Impuls, nicht nur für dich, sondern für Schleswig-Holstein. Weit über unser Grenzen hinaus liefert ihr ja beste Bioprodukte. Ich glaube, ihr bewirtschaftet mittlerweile eintausendzweihundert Hektar Fläche. Was ist dein Lieblingsprodukt?  

 

00:15:31,343 --> 00:15:41,443 [Rainer Carstens] 

Ja, da gibt es verschiedene. Also, äh, wir bauen ja auch sehr viel Kohl an: Blumenkohl, Brokkoli, Weißkohl, Rotkohl. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich mag sehr, sehr gerne Blumenkohl. Da gibt es auch super Gerichte.  

 

00:15:41,443 --> 00:15:45,043 [Claus Ruhe Madsen] 

Aus ökonomischer Sicht oder aus persönliches Auf-Ess?  

 

00:15:45,043 --> 00:15:56,943 [Rainer Carstens] 

Aus persönliches Auf-Ess-Erlebnis, ne? Ökonomisch, äh, ist es jedes Jahr leider ein bisschen anders, ne? Da kann man nicht sagen, dieses Produkt wird nächstes Jahr, äh, richtig gut laufen. Äh, das entscheidet der Markt dann tatsächlich, ne? Also...  

 

00:15:56,943 --> 00:15:58,143 [Claus Ruhe Madsen] 

Oder auch die Ernte, vermute ich.  

 

00:15:58,143 --> 00:15:59,763 [Rainer Carstens] 

Und die Ernte, natürlich, ja. Und-  

 

00:15:59,763 --> 00:16:04,643 [Claus Ruhe Madsen] 

Oder gibt es da eine ganz stabile Gemüseart, wo man weiß, die ist jedes Jahr gleich auf?  

 

00:16:04,643 --> 00:16:40,383 [Rainer Carstens] 

Nein, die Ernte, das hängt eben vom Wetter ab. Die ist sehr, sehr schwankend. Man kann immer sagen, gut, im Durchschnitt von fünf Jahren werde ich so viel ernten, ne? So, und dann kommt immer noch der Preis natürlich dazu. Wenn die Ware knapp ist, also wenn insgesamt wenig geerntet wird – das geht dann ja in der Regel nicht nur mir so, sondern es geht auch anderen Bauern so –, dann steigen natürlich die Preise und wenn die Ware zu reichlich ist, dann fallen sie wieder, ne? Ähm, also insofern kann man schon finanziell das ungefähr abschätzen, aber wie gesagt, die Erntemenge ist schwierig vorherzusagen. Auch das. Natürlich haben wir unsere Durchschnittserträge, aber wie gesagt, das passt nicht jedes Jahr, ne?  

 

00:16:40,383 --> 00:16:44,043 [Claus Ruhe Madsen] 

Also in Deutschland hat man mir auch beigebracht, dass Bauern immer klagen.  

 

00:16:44,043 --> 00:16:44,103 [Rainer Carstens] 

Natürlich.  

 

00:16:44,103 --> 00:16:46,043 [Claus Ruhe Madsen] 

Ist das bei dir auch so?  

 

00:16:46,043 --> 00:16:50,683 [Rainer Carstens] 

Ähm, da habe ich so einen... Ich bin ja kein Bauer von Haus aus, ne? Ich bin nicht-  

 

00:16:50,683 --> 00:16:52,703 [Claus Ruhe Madsen] 

Du hast jetzt ja mehrfach gesagt, dass du Bauer bist.  

 

00:16:52,703 --> 00:16:53,463 [Rainer Carstens] 

Ja, natürlich.  

 

00:16:53,463 --> 00:16:54,563 [Claus Ruhe Madsen] 

Ein gelernter Bauer...  

 

00:16:54,563 --> 00:17:04,223 [Rainer Carstens] 

Ja, ich bin jetzt, jetzt bin ich auf jeden Fall Bauer. Seit fünfzig Jahren, weiß ich gar nicht, seit vierzig, fünfundvierzig Jahren. Ich glaube, mehr als-- Nein.  

 

00:17:04,223 --> 00:17:05,723 [Claus Ruhe Madsen] 

Du näherst dir fünfzig Jahre.  

 

00:17:05,723 --> 00:17:28,563 [Rainer Carstens] 

[lacht] Ja. Und davor war ich allerdings ein Kind, was in einem Geschäftshaushalt groß geworden ist, in der Nähe von Hamburg. Und erst, wie gesagt, als meine Eltern dann, äh, diesen Westhof gekauft hatten, was so mein Vater, das, äh-- Der war eigentlich auch vom Herzen her Landwirt, aber er hatte eben keinen Hof und das war immer sein größter Wunsch den-  

 

00:17:28,563 --> 00:17:30,603 [Claus Ruhe Madsen] 

Landwirte haben aber Vieh, oder wie ist das?  

 

00:17:30,603 --> 00:17:32,503 [Rainer Carstens] 

Landwirte haben Land, würde ich sagen. Also ich habe-  

 

00:17:32,503 --> 00:17:43,883 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber dann ist aber, dann ist der Bauer... Also es gibt ja einen Unterschied zwischen Landwirten und Bauern. Oh Gott, jetzt bin ich auf-- unterwegs in gefährliches Halbwissen. [lachen] Aber ich habe gehört, das hat was damit zu tun, ob man Vieh hält oder nicht Vieh hält.  

 

00:17:43,883 --> 00:17:46,043 [Rainer Carstens] 

Ja? Gut, dann würde ich aber sagen, ein Landwirt-  

 

00:17:46,043 --> 00:17:51,623 [Claus Ruhe Madsen] 

Finden wir noch heraus. Jemand schlau schreibt uns das vom Bauernverband. Liebe Grüße. [kichern]  

 

00:17:51,623 --> 00:18:01,803 [Rainer Carstens] 

Also, äh, ich würde dann, wenn's diese Unterscheidung so gibt, in diesen groben Begriffen, sage ich mal, dann würde ich sagen, ist ein Landwirt, ein Landwirt-Bewirtschafter und ein Bauer hat vielleicht Land und Vieh, ne?  

 

00:18:01,803 --> 00:18:03,903 [Claus Ruhe Madsen] 

Klingt logisch. [lachen]  

 

00:18:03,903 --> 00:18:08,343 [Rainer Carstens] 

Gut, aber dann bin ich kein Bauer, dann bin ich Landwirt, wenn wir das so definieren, weil-  

 

00:18:08,343 --> 00:18:23,383 [Claus Ruhe Madsen] 

In beiden Fällen bist du mir aber sehr sympathisch, nicht nur du, sondern der ganze Betrieb. Wie gesagt, ich war jetzt auch mittlerweile ein paar Mal da. Man sieht, ihr lebt auch den Geiste eines Familienbetriebes. Äh, wenn ich das richtig verstehe, sind die vier Kinder auch längst schon beschäftigt.  

 

00:18:23,383 --> 00:19:54,487 [Rainer Carstens] 

Ja.Die sind natürlich mittlerweile auch schon älter geworden und haben selber Kinder. Und äh, die sind aber alle mindestens schon zehn Jahre mit im Betrieb, sind da natürlich auch mit in der Geschäftsleitung und leiten praktisch die Geschicke des Betriebes mit, weil der Betrieb auch erheblich gewachsen ist. Also ich, a-arbeite da auch unter anderem mit meinem Nachbarn, dem Herrn Dörscher, äh, noch zusammen, äh, haben wir 'ne GBR gegründet und das, äh, das ist eigentlich damals, äh, als der Betrieb immer mehr wuchs, haben wir uns eigentlich dazu entschieden, mein Nachbar, der war zwar damals noch kon-, also 2000 war das, glaube ich, da war er noch konventionell und wir haben immer auf maschineller Basis sozusagen zusammengearbeitet. Er hat mir Maschinen verliehen, ich hab ihm Maschinen verliehen. Und dann hat er irgendwie meinen Betrieb immer mit beobachtet natürlich und hat dann irgendwann den Entschluss gefasst, auch umzustellen seinen Betrieb. Und dann haben wir uns dazu entschieden, eben eine GBR zu gründen in der Landwirtschaft und arbeiten seither zusammen. Und, ähm, ich sage mal, man sagt ja so schön: „Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude." Ähm, und genau das kann man bei uns, äh, sagen. Also wir, wir sind uns eigentlich in den meisten Fällen... Hundertprozentig einig ist man sich wahrscheinlich nie, aber in den meisten Fällen, äh, sind wir uns sehr, sehr einig. Wir wissen, in welche Richtung wir wollen. Und wenn wir große, freudige Ereignisse [Schmunzeln] in unseren Betrieben haben, dann freuen wir uns beide wie ein Schneekönig. Und wenn wir eben mal schlechtere Zeiten haben, dann l-l-haben wir wirklich-  

 

00:19:54,487 --> 00:19:55,547 [Claus Ruhe Madsen] 

Dann muss es auch mal 'ne Kohlsuppe sein.  

 

00:19:55,547 --> 00:20:02,067 [Rainer Carstens] 

Dann muss es auch mal 'ne Kohlsuppe sein. Und wie gesagt, äh, wir können uns dann gegenseitig trösten, dass es doch gar nicht so schlimm ist, nicht so. Und, äh-  

 

00:20:02,067 --> 00:20:07,367 [Claus Ruhe Madsen] 

Apropos aufeinander hören: Äh, wer muss mehr auf wen hören? Die Kinder oder Senior?  

 

00:20:07,367 --> 00:20:24,107 [Rainer Carstens] 

Ich muss sagen, ich war ja, bis meine Kinder da waren, war ich ja Alleinherrscher, äh, mehr oder weniger, äh, auf dem Betrieb. Und das will ich aus heutiger Sicht mal so sagen, das ist sehr einfach, dann zu arbeiten, ne? Dann kann ich einfach sagen: „So, heute machen wir das."  

 

00:20:24,107 --> 00:20:28,667 [Rainer Carstens] 

Wenn ich jetzt 'ne gute Idee hab, dann muss ich immer mindestens vier oder sogar fünf Leute fragen.  

 

00:20:28,667 --> 00:20:29,827 [Claus Ruhe Madsen] 

Also eins zu vier?  

 

00:20:29,827 --> 00:20:44,827 [Rainer Carstens] 

Ja [Schmunzeln], ja oder wenn ich den Nachbarn noch mit einbeziehe, äh, eins zu fünf, 'ne. Äh, so und insofern, das ist sehr viel Kommunikation natürlich erforderlich. Das war ich bisher, wie gesagt, nicht gewohnt. Und  

 

00:20:44,827 --> 00:20:50,027 [Rainer Carstens] 

ich war das, wie gesagt, gewohnt. Ich hab 'ne gute Idee und die wird dann gemacht, so. Und jetzt muss ich sie, wie gesagt, erst mal diskutieren und das kann-  

 

00:20:50,027 --> 00:20:51,387 [Claus Ruhe Madsen] 

Jetzt muss es schon 'ne grandiose Idee sein.  

 

00:20:51,387 --> 00:20:52,887 [Rainer Carstens] 

Es muss schon 'ne grandiose Idee sein-  

 

00:20:52,887 --> 00:20:53,587 [Claus Ruhe Madsen] 

Damit-  

 

00:20:53,587 --> 00:22:14,127 [Rainer Carstens] 

-damit ich sie durchbekomme [Lachen]. Ja, äh, und, äh, ich find's aber trotzdem super gut, weil ich würde den Betrieb, so wie er heute ist, nicht mehr alleine führen können, nicht? Also dazu ist es viel, viel zu vielfältig geworden. Also wir haben mindestens sechs Unternehmungen, die oder sogar sieben, äh, Unternehmungen, die produktiv tätig sind. Und wie soll man das am Ende alles überblicken? Also wir haben ja nicht nur tausend, äh, zweihundert Hektar Fläche zu bewirtschaften, wir haben auch noch zehn Hektar Gewächshäuser. Das hört sich dagegen wenig an, aber in Gewächshäusern ist die Produktivität ein Vielfaches und damit natürlich auch die Arbeit. Und ich sage immer: „Tausendzweihundert Hektar machen viel Arbeit, aber genauso viel Arbeit machen zehn Hektar Gewächshaus. Also das ist unwahrscheinlich. Das hab ich, als wir da uns dazu entschieden haben, äh, diese Gewächshäuser zu bauen, das war nämlich auch eine grandiose Idee, äh, die ich dann mal hatte, weil wir gedacht haben: „Okay, dann sind wir ja vom Wetter abhängig." Nicht mehr abhängig, äh, weil wir ja ein Dach haben, nicht? Und wir haben eine Heizung, können heizen und können bewässern, wann wir wollen. Das war leider ein Trugschluss. Also man ist auch im Gewächshaus sehr vom Wetter abhängig und, äh, das mussten wir alles lernen. Und wir mussten eben auch lernen, dass wir auch das ganze Jahr beschäftigt sind, auch wenn wir nur ein halbes Jahr ernten. Trotzdem braucht das Gewächshaus das ganze Jahr das volle Personal.  

 

00:22:14,127 --> 00:22:36,287 [Claus Ruhe Madsen] 

Wahnsinn. Also. Ja, und, äh, ich würde auch sagen, dass deine Mitstreiter, die dieses eins zu fünf auch sehr kompetent sind. Ich hab sie ja kennengelernt und engagiert. Apropos engagieren, ähm, ich weiß ja, dass, äh, dir nicht nur gutes und gesundes Essen wichtig ist, sondern ihr seid auch Unterstützer des Schleswig-Holstein Musik Festivals.  

 

00:22:36,287 --> 00:22:36,607 [Rainer Carstens] 

Ja.  

 

00:22:36,607 --> 00:22:38,767 [Claus Ruhe Madsen] 

Wie ist es denn dazu gekommen?  

 

00:22:38,767 --> 00:23:04,107 [Rainer Carstens] 

Ja, das ist schon mehr als fünfzehn Jahre her, dass wir uns dazu entschlossen haben, 'n Konzert in unserem Gewächshaus machen, weil wir natürlich selber auch gerne diese Konzerte besuchen. Äh, so und dann kommt man irgendwann mal mit dem damaligen Intendanten ins Gespräch. Und ja gut dann ist es nicht weit, dass man gefragt wird ihr habt doch sicherlich 'n schönen  

 

00:23:04,107 --> 00:23:06,847 [Rainer Carstens] 

Festival- oder Veranstaltungsort und, ähm-  

 

00:23:06,847 --> 00:23:09,227 [Claus Ruhe Madsen] 

Sitzt man dann zwischen Tomaten und Gurken?  

 

00:23:09,227 --> 00:23:22,587 [Rainer Carstens] 

Fast, fast. Äh, man sich, sitzt sehr dicht dran. Äh, wir können natürlich keine Besucher, äh, direkt in die Kultur setzen, ne. Das wär ja auch blöd, dann sieht und hört wahrscheinlich auch keiner mehr was, weil das sind ja Riesenwände, die, die-  

 

00:23:22,587 --> 00:23:26,987 [Claus Ruhe Madsen] 

In die Kultur setzen. Das klingt eigentlich ziemlich inspirierend [Lachen] in Verbindung mit- Schleswig- Holstein 

 

00:23:26,987 --> 00:23:28,067 [Rainer Carstens] 

Mit Kultur [Lachen]  

 

00:23:28,067 --> 00:23:29,367 [Claus Ruhe Madsen] 

Ja.  

 

00:23:29,367 --> 00:23:30,667 [Rainer Carstens] 

Ja, ja gut, dass-  

 

00:23:30,667 --> 00:23:35,127 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber ihr habt 'ne Begrenzung, wie viele Menschen da rein dürfen und ich glaub, ihr seid auch sehr begehrt.  

 

00:23:35,127 --> 00:24:04,787 [Rainer Carstens] 

Ja, ja, ja, wir dürfen also maximal fünfhundert Personen dort als Gast-, Gäste begrüßen. Wie gesagt, das ist, äh, das Konzert ist in der Regel nach drei Tagen ausverkauft. Alle Dithmarscher, glaube ich, gucken auf diese Veröffentlichung und, äh, dann wird sofort der Haken gesetzt und das Konzert ist ausverkauft. Und ich habe jetzt, seitdem es ausverkauft ist, kriege ich laufend Anrufe: „Hast du nicht noch Karten? Kannst du mir noch eine besorgen?" Und muss ich dann ja leider, äh, verneinen, aber, äh, wenn's natürlich möglich ist, versuche ich das immer, aber-  

 

00:24:04,787 --> 00:24:07,727 [Claus Ruhe Madsen] 

Das klingt auch schön für 'n Bauer, wenn ein Produkt knapp ist.  

 

00:24:07,727 --> 00:24:17,487 [Rainer Carstens] 

Ja, das klingt sehr schön. Ja, das ist, äh, wenn man da, äh, ich sach mal, ähm, Nachfrage und Preis mal so ein bisschen zusammenbringen könnte, wär's ja vielleicht nicht schlecht, obwohl-  

 

00:24:17,487 --> 00:24:23,927 [Claus Ruhe Madsen] 

Wobei das finde ich gerade das Begrüßenswerte durch das Schleswig-Holstein Music Festival, nämlich sich öffnen für alle-  

 

00:24:23,927 --> 00:24:24,147 [Rainer Carstens] 

Ja. 

 

00:24:24,483 --> 00:24:44,484 [Claus Ruhe Madsen] 

Tolle Konzerte, tolle Künstler, überall in Schleswig-Holstein und das auch noch zu, ich sage mal, erschwinglichen Preisen, damit jeder Bürgerinnen und Bürger die Chance haben. Hin und wieder gibt es ja auch in Gebäuden, wo man außen ein bisschen sitzen kann, also sogar ohne Karte das Ganze ein bisschen mit genießen kann. Das machen die wirklich ganz toll.  

 

00:24:44,484 --> 00:25:19,523 [Rainer Carstens] 

Na ja, das wollte ich auch sagen. Das Geld bekomme ja nicht ich. Die Eintrittsgelder bekomme nicht ich, sondern ich bezahle sogar noch ein bisschen was dafür, dass das Konzert bei uns stattfinden kann. Aber wir machen es eben liebend liebend gerne, weil wir sind auch vorher natürlich zu den Konzerten gegangen und wir gehen auch heute noch zu den mehreren Konzerten der Schleswig-Holstein-Musik-Festival und finden es einfach super toll, dass es das gibt. Ja, so ist das zustande gekommen und wir freuen uns eben auch, dass das echt so gut angenommen wird und auch da dann im Grunde genommen das ganze Jahr drüber gesprochen wird. Was Besseres kann uns und dem Musikfestival ja gar nicht passieren.  

 

00:25:19,523 --> 00:25:30,003 [Claus Ruhe Madsen] 

Total. Das leitet so ein bisschen auch zur nächsten Frage: Was bedeutet eigentlich Schleswig-Holstein für dich persönlich? Warum ist der echte Norden für dich der ideale Ort?  

 

00:25:30,003 --> 00:26:14,843 [Rainer Carstens] 

Ja, ich bin ja zwar in der Nähe von Hamburg groß geworden, aber ich bin in Schleswig-Holstein groß geworden. Also von daher bedeutet das für mich persönlich erst mal meine Heimat. Das ist meine Heimat, da lebe ich. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich könnte mir es nicht vorstellen, woanders zu leben. Und ich könnte mir vor allen Dingen nicht vorstellen, woanders als in Dithmarschen zu leben. Das kommt noch dazu, obwohl ich da nicht geboren bin. Man könnte ja sagen: „Okay, ich wäre lieber in meiner Heimat. Ich bin in Quickborn da bei Hamburg groß geworden. Da hatte ich auch eine super tolle Kindheit. Also das war alles super, aber trotzdem, mein Herz habe ich wirklich an Dithmarschen verschenkt und ich würde dort, ähm ich glaube, ich würde dann nicht wieder wegziehen. Also wenn ich jetzt tatsächlich nicht muss, würde ich dann nicht wegziehen.  

 

00:26:14,843 --> 00:26:17,463 [Claus Ruhe Madsen] 

Sehen deine Kinder das ähnlich?  

 

00:26:17,463 --> 00:26:36,203 [Rainer Carstens] 

Nein, zumindest eins nicht. Also da streite ich mich mit meiner ältesten Tochter, die mir eben diese ganzen Inspirationen gegeben hat. Also ich kann mir ja nicht vorstellen, in einer Stadt zu leben. Ne, das ist für mich unvorstellbar. Und meine Tochter kann sich das nicht vorstellen, auf dem Land zu leben. Deswegen ist sie nach Hamburg gezogen.  

 

00:26:36,203 --> 00:26:37,283 [Claus Ruhe Madsen] 

Das kann sich aber ändern.  

 

00:26:37,283 --> 00:26:39,323 [Rainer Carstens] 

Das kann sich ändern. Ja, klar.  

 

00:26:39,323 --> 00:27:02,723 [Claus Ruhe Madsen] 

Ich glaube, das ist auch normal, dass man mal andere Wege sucht. Ich bin ja auch von Dänemark raus in die große Welt und bin in Deutschland gelandet. Äh und eines Tages führt es einen vielleicht wieder in Richtung der Heimat, wo man herkommt. Man weiß es nicht. Nein Ich glaube, das soll man aber auch zulassen, dass ich glaube, das Wichtigste ist ja, dass das eigene Kind oder Kinder glücklich sind, bevor man denen vorschreiben- Sie müssen in Dithmarschen leben.  

 

00:27:02,723 --> 00:27:14,283 [Rainer Carstens] 

Wir streiten uns auch positiv darüber. [lachen] Das glaube ich. Das ist also eher ein Joke. Äh meine Tochter sagt immer: „Hamburg ist so schön und ich sage immer: „Friedrichsgabekook ist viel schöner." 

 

00:27:14,283 --> 00:27:29,183 [Claus Ruhe Madsen] 

Ein absoluter Eins-A-Vergleich. Was mit all der Erfahrung, die ihr gesammelt habt, würdet ihr denn Unternehmerinnen und Investoren empfehlen? Habt ihr einen guten Rat fürs Neugründen im echten Norden?  

 

00:27:29,183 --> 00:30:47,763 [Rainer Carstens] 

Das ist natürlich wirklich, wirklich schwer, da einen richtig vernünftigen Rat zu geben. Wie gesagt, ich bin da meinen Weg gegangen, den wir besprochen haben. Ich hatte, behaupte ich mal, eine Vision, wo ja mal ein Bundeskanzler, ähm früherer, gesagt hat: „Wer Visionen hat, soll ins Krankenhaus gehen. Nicht so, ich behaupte, man braucht Visionen, äh um irgendwas, um überhaupt irgendwas anfangen zu können. So und dann brauche ich natürlich ähm konsequentes Handeln. Nicht so wenn ich jetzt, ah wenn ich jetzt meine Vision verwirklichen will, dann kann ich, dann muss ich mir ja einen Weg ah vorgeben und dann muss ich diesen Weg konsequent gehen, egal, ob es leicht ist. Leicht wird es niemals. Das kann ich auch sagen. Ne also es sieht immer alles so toll aus, aber man hat natürlich leichte Tage, aber man hat eben auch schwierige Tage, ah die man zu bewältigen hat. Und das, finde ich, das ist das Wichtigste, was in einem Start-up oder wenn ich eine Firma gründe – heute heiße Start-up –, aber wenn ich eine Firma gründe, ah dann muss ich doch ein Ziel haben, wo ich hinmöchte und ah dann muss ich diesen auch konsequent durchführen und darf nicht bei jeder kleinen Schwierigkeit davonlaufen. Ne so das äh und dann werde ich auch Erfolg haben, nach meiner Meinung. Und in Schleswig-Holstein äh hat man so viele gute Möglichkeiten. Ich sage mal, neben der Landwirtschaft. Es gibt ja noch andere Tätigkeitsfelder, ich z. B. ah regenerative Energie, würde ich sagen, kann man in Schleswig-Holstein, da gibt es viele, viele Felder, wo man was machen kann. Es gibt, ich sage jetzt mal einfach Schiffbau oder irgendwas. Es gibt ja viele Industrien, viele, wo ich auch, ehrlich gesagt, bis vor kurzem noch gar nichts drüber wusste. Irgendwann haben wir mal, ich sage immer, so eine Selbsthilfegruppe für Unternehmer gehabt und da haben wir uns auch über ah Unternehmensnachfolge unterhalten. Und dann sind dazu, ah haben wir dann verschiedene Unternehmerfamilien eingeladen, die im Grunde genommen das gleiche Thema haben. Und dann, wenn einmal, denkt man, Edding, nicht? Edding ist in Schleswig-Holstein. Ist ein schleswig-holsteinisches Unternehmen. Ich sage mal, ah die Familie Hansen, die jetzt die Flensburger Brauerei und so was alles betreibt, nicht äh die Familie Behm. Also das sind ja alles super, super Unternehmer und die ja das hier in Schleswig-Holstein auch geschafft haben. Und ich glaube, dass wir hier wir haben vielleicht nicht die ganz, ganz, ganz großen Konzerne, aber die braucht man nach meiner Meinung auch jetzt nicht unbedingt, nicht also man sieht, wir haben ja in Dithmarschen ein Beispiel, ah wie es funktionieren kann mit ganz großen Konzernen. Ist ja auch nicht nur einfach. Und deswegen finde ich, wenn wenn man da sozusagen von klein auf an wächst, das Unternehmen und man hat dann irgendwann ein Unternehmen mit zwanzig, dreißig Mitarbeitern, dann kann man, glaube ich, in Schleswig-Holstein damit sehr gut arbeiten, weil es da eben auch sehr, sehr gute Menschen gibt, die eben auch willig sind anzufassen. Ne das ist ja das Wichtigste, dass wir überhaupt Mitarbeiter finden, die das wollen. Und das ist das größte Pfund, was man überhaupt haben kann, wenn ich einen Mitarbeiter habe, der Lust hat, der das will. Und die finden wir hier in Schleswig-Holstein, weil das ist eine ländliche Bevölkerung, ah die echt Lust hat, was zu beschicken ne. 

 

00:30:48,383 --> 00:31:25,643 [Claus Ruhe Madsen] 

Absolut. Und das beschreibt neunundneunzig Prozent aller schleswig-holsteinischen Unternehmen. Es ist trotzdem ja sehr stark zu hören, die Gefühle rund wie wichtig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, wie die Gedanken der Familienunternehmer letztendlich sind. Und das mit der Strategie kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe ja selber Unternehmen und ich sehe das genauso. Man muss ein Ziel haben und dann muss man sich überlegen: Wie ist unser Weg dahin? Die Werte, für die steht Ökologie, Ökonomie, soziales Landwirtschaften, hat das auch eine Bedeutung für euer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer? Und vor allen Dingen: Wie kommt ihr denn an euer Fachkräfte heran?  

 

00:31:25,643 --> 00:32:25,243 [Rainer Carstens] 

Natürlich hat das eine große Bedeutung. Also der Betrieb ist nicht nur für Verbraucher interessant, sondern er ist auch für Arbeitnehmer interessant. Gerade junge Leute, habe ich das Gefühl, finden unsere Wirtschaftsweise absolut interessant und vor allen Dingen auch die Vielfältigkeit der Aufgaben, die wir haben. Ich sage immer, wir haben im Grunde genommen für jeden Menschen theoretisch, der in Schleswig-Holstein oder meinetwegen auch in Deutschland lebt, haben wir einen Job, ob egal welche Fähigkeiten er hat, so wie der Durchschnitt der Bevölkerung ist, so haben wir auch die Jobs. Wie gesagt, wir wundern uns echt, wie viele Bewerbungen, auch Initiativbewerbungen wir denn bekommen. Wir können dann nicht jede Initiativbewerbung annehmen oder einstellen. Und wenn wir dann fragen: „Wie kommst du denn da drauf?" „ja, wir haben das da und da gelesen und wir fanden das so toll, was ihr da macht." Insofern...  

 

00:32:25,243 --> 00:32:27,483 [Claus Ruhe Madsen] 

Wo wohnen dann eurer ganzen Mitarbeiter?  

 

00:32:27,483 --> 00:32:43,043 [Rainer Carstens] 

Also die meisten... Also wohnen jetzt... Wohnen sind natürlich die meisten in Dithmarschen. Es gibt allerdings, wie meine Tochter, die wohnt in Hamburg, die hat eine etwas längere Anreise, aber es gibt ja heute dann glücklicherweise auch Video... Wie heißt das?  

 

00:32:43,043 --> 00:32:45,823 [Claus Ruhe Madsen] 

Videokonferenz, mobiles Arbeiten, Homeoffice.  

 

00:32:45,823 --> 00:32:56,383 [Rainer Carstens] 

Mobiles Arbeiten, sodass sie nicht jeden Tag kommen muss. Dann haben wir, ich sage mal, im Grunde genommen leben in ganz Schleswig-Holstein. Natürlich, je weiter es weg wird, desto weniger wird es.  

 

00:32:56,383 --> 00:33:03,943 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber das heißt, ihr findet Arbeitskräfte, weil sie die Philosophie teilen und sagen: „Ich möchte Teil eines Unternehmens sein, die die Welt verbessert, quasi.  

 

00:33:03,943 --> 00:33:11,203 [Rainer Carstens] 

Wir haben jetzt aktuell gerade sehr viele Werkstudenten bei uns. Die werden immer jünger gefühlt, nicht?  

 

00:33:11,203 --> 00:33:14,623 [Claus Ruhe Madsen] 

Ja, das liegt nicht an uns beiden, dass wir älter werden. Es sind die anderen, die jünger werden.  

 

00:33:14,623 --> 00:33:27,443 [Rainer Carstens] 

Ja, die werden immer jünger. Und das bringt so viel Spaß, mit denen zu arbeiten. So, und die kriegen das irgendwie mit. Und ich sage mal, aus vielen Werkstudenten werden dann eben auch Mitarbeiter.  

 

00:33:27,443 --> 00:33:28,663 [Claus Ruhe Madsen] 

Das klingt sehr gut.  

 

00:33:28,663 --> 00:34:04,463 [Rainer Carstens] 

Und wir haben jetzt aktuell, suchen wir praktisch Mitarbeiter um Maschinen zu führen, nicht in der Landwirtschaft, sondern eher in der Verarbeitung. Da haben wir jetzt auch ein paar gefunden. Und das schönste Erlebnis ist es ja, wenn dann der Mitarbeiter, den wir gerade eingestellt haben, wenn der dann drei Wochen später kommt und sagt: „Und übrigens, ich habe dann noch einen Kollegen, der würde auch gerne bei euch anfangen. Ja, großartig. Und das ist für uns natürlich schön und klappt in der Regel gut. Natürlich auch Manchmal müssen wir auch länger als zwei Monate suchen, aber in der Regel finden wir dann auch die richtigen Mitarbeiter.  

 

00:34:04,463 --> 00:34:16,323 [Claus Ruhe Madsen] 

Wenn du jetzt Kanzler wärst, was würdest du denn für ein Gesetz erlassen, Betriebe wie deinen, quasi den positiven Westhof-Mindset beizufördern?  

 

00:34:16,323 --> 00:34:36,823 [Rainer Carstens] 

Ja, das ist eine schwierige Frage. Ich bin natürlich kein Politiker, deswegen ich habe nur meine ganz persönliche Meinung dazu. Also ich würde aus heutiger Sicht sagen – du stellst mir die Frage ja heute – aus heutiger Sicht würde ich sagen, ich würde ein Gesetz zur Abschaffung von Gesetzen vereinbaren, weil ich finde das-Aber nicht ohne entsprechende... Nein, wir brauchen keinen Elon Musk hier.  

 

00:34:36,823 --> 00:34:49,583 [Claus Ruhe Madsen] 

Nein, nein, nein, nein, aber dann müssen wir zu dem Gesetz noch einige Erlasse und ein bisschen Bürokratie anbauen, damit wir abbauen können. Also wir würden sagen, in deinem Fall Bürokratie ernten.  

 

00:34:49,583 --> 00:35:01,223 [Rainer Carstens] 

Ja, also ich finde-Wir haben genug gesät, jetzt ist es Zeit zu ernten. Vielleicht sollte man das so sehen: Wenn ich mir ein neues Hemd oder einen neuen Pullover kaufe und den in den Schrank lege, dann muss eigentlich einer raus.  

 

00:35:01,223 --> 00:35:07,943 [Claus Ruhe Madsen] 

Oder auch gerne zwei. Diesen Vorschlag habe ich im Bundesrat eingebracht. Der ist tatsächlich auch beschlossen worden. Also ein Gesetz rein, zwei raus.  

 

00:35:07,943 --> 00:35:10,243 [Rainer Carstens] 

Ja, das finde ich eine super Idee.  

 

00:35:10,243 --> 00:35:39,923 [Claus Ruhe Madsen] 

Wobei, da muss man auch sagen, es gibt natürlich ein Gesetz, die bewegt dich ein bisschen und es gibt Gesetze, die berühren uns wahnsinnig. Und deswegen ist dieses „Eins rein, zwei raus nicht immer gleichwertig. Also ich habe ja eigentlich persönlich mehr Sorge um die Bürokratie, die auf uns zukommt, als die, die bereits schon heute da ist. Und deswegen, glaube ich, gilt es, die zu smarter Bürokratie zu machen, digitalisieren, verändern, weil ich habe gelernt, ich wollte Bürokratie abbauen, dass das sehr bürokratisch ist. Das ist ein sehr langer Prozess.  

 

00:35:39,923 --> 00:35:47,843 [Rainer Carstens] 

Man baut eher wieder was auf. Man hat eigentlich den guten Willen, abzubauen, aber dafür baut man erst mal was auf, damit man das abbauen kann.  

 

00:35:47,843 --> 00:36:13,163 [Claus Ruhe Madsen] 

Ja, und es findet sich immer... Das liegt viel in dem Wort Vertrauen, glaube ich, Gegenseitiges, auch dem Nachbar trauen, dem Gesetzgeber trauen, der Gesetzgeber, die Bürgerinnen und die Unternehmen letztendlich. Und das macht es so wahnsinnig schwierig. Verbände haben Normen, erwarten, dass etwas eingehalten wird. Jetzt haben wir gerade die Bauwirtschaft und dann sagen die: „Ja, aber bei unserer Kleinunternehmen wäre es wichtig, wenn dies oder jenes bleibt, wenn wir eigentlich was schneller und schlanker machen wollen. Das geht gar nicht so leicht, wie man das glaubt.  

 

00:36:13,163 --> 00:36:13,923 [Rainer Carstens] 

Nein, nein, das geht überhaupt nicht.  

 

00:36:13,923 --> 00:36:16,403 [Claus Ruhe Madsen] 

Da ist, glaube ich, Tomaten ernten einfacher.  

 

00:36:16,403 --> 00:36:21,023 [Rainer Carstens] 

Ja gut, wir können ja mal gemeinsam Tomaten ernten gehen. Das machen wir.  

 

00:36:21,023 --> 00:36:23,343 [Rainer Carstens] 

Wir sind ja tatsächlich schon in der Ernte drin.  

 

00:36:23,343 --> 00:36:26,703 [Claus Ruhe Madsen] 

Was macht ihr denn aus einer Tomate im Regelfall?  

 

00:36:26,703 --> 00:36:29,223 [Rainer Carstens] 

Im Regelfall verkaufen wir die frisch. Also wir haben kleine...  

 

00:36:29,223 --> 00:36:30,263 [Claus Ruhe Madsen] 

Einfach so weg vom Hof?  

 

00:36:30,263 --> 00:36:33,283 [Rainer Carstens] 

Ja, auch an die Supermärkte und so.  

 

00:36:33,283 --> 00:36:36,523 [Claus Ruhe Madsen] 

Nein, ich meine aber, ihr verarbeitet sie in aller Regel nicht.  

 

00:36:36,523 --> 00:36:41,163 [Rainer Carstens] 

Also wir verpacken sie, nicht? So dass sie eben, so wie sie im Handel liegen, so verpacken wir sie dann.  

 

00:36:41,163 --> 00:36:46,843 [Claus Ruhe Madsen] 

Guckt ihr dann, die Besseren gehen zu dem Supermarkt und die Schlechteren gehen nach Bayern?  

 

00:36:46,843 --> 00:37:34,344 [Rainer Carstens] 

Nein, das funktioniert leider nicht, weil jeder will gute Ware haben und das können wir uns gar nicht leisten, das irgendwie anders zu machen. Wir machen es tatsächlich so, wenn wir Ware haben, wo wir der Meinung sind, die können wir so nicht in den Handel geben, dass wir sie dann tatsächlich verarbeiten. Zu Pizzatomaten? Ja, dass wir dann erst mal tiefrieren. Also gerade wenn auf Pizzatomaten zum Beispiel gebraucht werden, die können die nicht frisch gebrauchen, sondern die werden da tiefgefroren drauf gestreut und dann geht das. Aber das sind bei uns glücklicherweise keine großen Mengen, sondern wir verkaufen es dann sogar an Leute, die Hofläden haben und so selbstgemachte Tomatensuppe machen oder sonst irgendwas. Und da geht das dann hin. Das sind relativ kleine Mengen, aber die kochen das ja auch zu Hause in der Küche. Die können nicht gar nicht mit großen Mengen umgehen.  

 

00:37:34,344 --> 00:37:41,343 [Claus Ruhe Madsen] 

So, was würdest du deine vier Kinder empfehlen, was sie in den nächsten Jahren umsetzen sollen? Weil du hast ja die besten Ideen.  

 

00:37:41,343 --> 00:38:23,043 [Rainer Carstens] 

Ja, die werden weniger. Ich habe gesagt, also dieses Projekt mit der Biofrosterei, das möchte ich noch so lange begleiten, bis es dann auf sicheren Füßen steht, sozusagen. Weil das ist wirklich ein Riesenobjekt für uns aus unserer Sicht die größte Investition in unserer Firmengeschichte. Und ich würde mein Sohn zum Beispiel, der sagt immer: „Papa, ich möchte das genauso machen, wie du das gemacht hast. Und dann sage ich immer zu ihm: „Ich sage: „Das würde ich dir nicht empfehlen. Das ist der falsche Weg, weil dann kommt man von der Arbeit nicht mehr weg. Ich betrachte meine Arbeit ehrlich gesagt auch als Hobby. Mich stört es überhaupt gar nicht. Bloß das Problem ist, den Rest der Familie störts.  

 

00:38:23,043 --> 00:38:28,803 [Claus Ruhe Madsen] 

Also bei mir ist das auch ähnlich und ich habe wahnsinnig viel Zeit für mein Hobby.  

 

00:38:28,803 --> 00:38:49,023 [Rainer Carstens] 

So, und deswegen würde ich empfehlen: Teilt euch die Arbeit auf. Sie sind vier Kinder, sie sind vier Personen. Teilt euch die Arbeit auf, so wie wir es jetzt schon gemacht haben. Sie können sie meinetwegen auch anders verteilen, aber so wie eure Fähigkeiten und Kenntnisse sind, dass jeder das macht, was ihm Spaß bringt. Und dann kann eigentlich nichts schiefgehen.  

 

00:38:49,023 --> 00:38:56,283 [Claus Ruhe Madsen] 

Wenn jetzt nicht jeder nach Friedrichsgabekoog fahren möchte, euer Produkt. Wo genau findet man das überhaupt?  

 

00:38:56,283 --> 00:39:09,103 [Rainer Carstens] 

Also man findet das in der Regel bei Edeka, bei Rewe, bei Aldi, bei Lidl, man findet es in Naturkostläden und unter anderem auch in Hofläden. Also man findet es fast überall.  

 

00:39:09,103 --> 00:39:10,523 [Claus Ruhe Madsen] 

Man kann es aber nicht erkennen.  

 

00:39:10,523 --> 00:39:29,903 [Rainer Carstens] 

Man kann es, wenn man genau hinguckt, kann man es erkennen. An der Frische? Ja, an der Frische sowieso, am Geschmack. Dazu muss man es natürlich erst mal kaufen und dann natürlich auch noch vergleichen. Man kann aber auch sich die Mühe machen und hinten nach unserer Abpack... Wir sind denn als Abpack-Adresse da drauf.  

 

00:39:29,903 --> 00:39:35,423 [Claus Ruhe Madsen] 

Aber ich glaube auch, euer Namen Westbiohof ist jetzt nicht so unbekannt.  

 

00:39:35,423 --> 00:40:08,163 [Rainer Carstens] 

Nein, nein, das ist überhaupt nicht unbekannt, vor allen Dingen in Hamburg und in Schleswig-Holstein nicht, weil wir natürlich unter anderem mit solchen Aktionen auch immer bekannter werden. Deswegen noch mal vielen Dank für die Einladung. Und wir haben jetzt, sind wir gerade damit fertig geworden, unseren Jät-Roboter, den wir entwickelt haben, aufs Feld zu bringen und dann auf den Markt zu bringen. Und das war natürlich auch für die Presse und die Medien sehr, sehr interessant, sodass wir auch dadurch noch wieder Aufmerksamkeit bekommen haben.  

 

00:40:08,163 --> 00:40:42,663 [Claus Ruhe Madsen] 

Den Dank möchte ich unbedingt zurückgeben. Sympathische Unternehmerfamilie, zwar aus Schicksalsschlag zu diesen Richtungen gekommen. 1989 hundertprozentig auf biologische Anbau setzen, später das Thema Energie damit verbinden, Ökologie, Ökonomie und soziales Landwirtschaften zusammenbringen aus ethischer, richtiger Beweggründe und damit dann auch riesen Erfolg deutschlandweit bekannt sein. Produkte aus Schleswig-Holstein, auf die wir stolz sein können. Danke dafür. Es war ein schönes Gespräch und liebe Grüße an die Westküste.  

 

00:40:42,663 --> 00:40:43,743 [Rainer Carstens] 

Ja, vielen Dank.