"Unser Master "Green Energy" ist deutschlandweit einmalig, aber genau das, was wir jetzt brauchen."

Bernd Buchholz im Gespräch mit Prof. Dr. Katja Kuhn

Prof. Dr. Katja Kuhn ist Leiterin der FH Westküste in Heide. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht sie darüber, wie die Uni in ihren Studiengängen die Thematik der Nachhaltigkeit lehrt, weshalb eine Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft wichtig ist und dass man sich an der Westküste manchmal wie in der Karibik fühlt.

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts Echte Chancen. Mein Name ist Bernd Buchholz. Ich bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und ich begrüße in meinem Podcast Menschen, die Schleswig-Holstein auf unterschiedlichste Art und Weise voranbringen, weil sie mit ihren Tätigkeiten wichtige Impulse für ein Land setzen, in dem es modern, innovativ, dynamisch zugehen soll. Und heute ist bei mir eine Frau, die eine Hochschule leitet, die Fachhochschule Westküste. Ich begrüße Frau Prof. Dr. Katja Kuhn. Schön, dass Sie da sind.


Prof. Dr. Katja Kuhn: Vielen Dank für die Einladung.


Frau Kuhn, Sie sind nicht Schleswig-Holsteinerin.

 

Das ist richtig.

 

Sie sind wo geboren.

 

Ich komme aus Westfalen. Ich bin in Nordrhein-Westfalen geboren. Aber bin so eine richtige waschechte Westfälin, komme aus der Nähe von Münster.

 

Und haben Ihren beruflichen Werdegang eigentlich auch im Westen der Republik eine Weile lang…


Im Westen und im Süden. Also ich habe dann in Mannheim studiert, dann mit einem kleinen Ausreißer nach England, aber irgendwie hat es mich immer wieder in die Pfalz und nach Baden-Württemberg getrieben. Ich war dann in Heidelberg an der Hochschule in Heidelberg und hinterher an der Dualen Hochschule in Stuttgart als Vizepräsidentin tätig. Ja, und jetzt bin ich hier in Schleswig-Holstein.


Die Schwerpunkte, die Sie in Heidelberg und so für Ihre wissenschaftliche Arbeit ausgewählt hatten oder die Sie beschäftigen, sind welche?


Ich habe mich immer unter dem Fokus Internationalisierung, das ist so ein bisschen so mein Leib und Magen-Thema, mit unterschiedlichen Facetten beschäftigt, unter anderem mit erneuerbaren Energien. Themen, die in diese Richtung gehen, Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitsindikatoren, aber natürlich auch immer ein bisschen mit Hochschulmanagement und die Themen, die heute zu meinem Beruf gehören.


Und dann haben Sie Lust bekommen, die Fachhochschule Westküste zu leiten.


Genau. Ich hatte Lust auf eine kleine, freche, spritzige Fachhochschule und habe richtig Glück gehabt, dass es dann an der Westküste tatsächlich auch geklappt hat.


Sie sind da jetzt seit dem letzten Jahr seit 2020 und haben vorher mit Heide auch irgendwie was verbunden. Oder war Heide Ihnen eher unbekannt?


Also wenn ich ehrlich bin, habe ich nie im Bett gelegen und davon geträumt, irgendwann in Heide zu leben und zu arbeiten.


Frau Kuhn, das hätte mich auch schwer gewundert, wenn jemand ich sag mal aus dem Westen der Republik, aus Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg an Schleswig-Holstein denkt, dann denkt man vielleicht an Kiel und an Flensburg. Aber dass man da an eine Fachhochschule denkt, das glaube ich, kommt wenigen in den Sinn. Ihnen war das aber bewusst, dass es eine gibt.


Mir war bewusst, dass es eine gibt. Und in dem Moment, als ich für mich entschlossen hatte, ich glaube, ich kann eine Hochschule leiten und ich möchte es auch ganz gerne, war mir auch klar, dass für mich keine ganz große Hochschule infrage kommt. Das ist einfach nicht mein Ding. Ich bin mehr für klein und wendig und spritzig und dann hat das einfach gepasst wie die Faust aufs Auge. Ich bin tatsächlich von Mannheim nach Hamburg geflogen, hab mir dann, weil ich das an einem Tag sonst nicht geschafft hätte mit der Strecke, hab mir dann ein Auto gemietet, bin nach Heide gefahren, bin auf den Parkplatz gekommen, habe mich einmal umgeguckt und habe gedacht wow, das wäre jetzt schön, wenn das klappen würde. Und um so mehr hat es mich dann gefreut, als es tatsächlich am Ende geklappt hat. Und ich bin auch wirklich gerne nach Heide gekommen und bisher habe ich es nicht bereut.


Das freut mich, denn natürlich: So eine Fachhochschule an der Westküste, die entstanden ist in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts als Idee im Wesentlichen in einer damals strukturschwachen Region, das muss man ja wirklich sagen, um da als Ableger auch einer Flensburger Fachhochschule zunächst mal an der Westküste ein, ich sag mal eben auch, Hochschulstandort-Thema zu besetzen und damit mehr Attraktivität für die Westküste zu schaffen. Heute steht Ihre Fachhochschule im Wesentlichen für Themen wie Tourismus, aber auch erneuerbare Energien. Was sind die Schwerpunkte, die Sie an dieser Fachhochschule setzen wollen?


Also ich würde jetzt das dann ein bisschen erweitern und sagen ich glaube, das Thema Nachhaltigkeit fasst das vielleicht heutzutage besser zusammen. Sie haben das schon gesagt, natürlich in der Ausprägung Tourismus und erneuerbaren Energien, aber es ist eigentlich viel komplexer, als es auf diese beiden Themen zu reduzieren. Wir haben es geschafft, hoch attraktive Studiengänge zu entwickeln, die genau diese Themen aufgreifen, aber auch darüber hinausgehen. Wir haben einen Master „Green Energy“, der ist deutschlandweit einmalig in seinem Angebot. Er ist genau das, was wir jetzt brauchen. Und keine andere Fachhochschule in Deutschland hat so ein Portfolio, wie wir es haben. Wir haben Themen, die sich mit der Energieeffizienz von Gebäuden beschäftigen. „Green Building Systems“ heißt der Studiengang, der also ich sage mal den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet und nicht nur guckt wie kann ich das jetzt energieeffizient aufstellen, sondern wirklich mal die ganze Phase eines Gebäudes sich anschaut und da guckt: Wie kann man das smart machen? Bis zum Abräumen am Ende, was ja auch dazu gehört, dass man sagt: Wie ist die Ökobilanz denn, wenn ich so was mal von Anfang bis zum Ende denke? Aber genauso gucken wir uns die juristischen Facetten an, haben da eben Kompetenzen im Wirtschaftsrecht aufgebaut. Wir gucken uns an was macht das gesellschaftlich mit den Menschen? Es ist wirklich gelungen, für eine so kleine Fachhochschule sich richtig gut zu positionieren und wichtige Themen in der Region nicht nur zu setzen, sondern auch voranzutreiben.


Weil Nachhaltigkeit gerade bei uns an der Westküste eben durch das Thema Erneuerbare Energien viel Windstrom, den wir selbst produzieren, an der Westküste, an der von uns sogenannten Energie Küste im Westen, weil das eben wirklich riesige Rolle spielt, es hat für die wirtschaftliche Entwicklung der Region eine riesengroße Rolle gespielt. Und umso mehr ist es wichtig, dass wir jetzt nicht dabei bleiben, nur einfach Windräder dort aufzustellen, sondern die Wertschöpfung aus der erneuerbaren Energie auch zu schaffen, zu nutzen und dabei Menschen auszubilden und forschen zu lassen daran, wie das noch besser gelingen kann. Nun haben sie einige Dinge herausgehoben, gerade eben. Also wie ist das „Green Facility Management“ oder…


(lacht) Green Building Systems.


Green Building Systems? Jetzt frage ich einmal. Das ist ein Studiengang. Wenn man irgendwie an Buildings denkt, dann denkt man ansonsten an Architektur und man denkt an ja, was kann man da sonst studieren? Also sind das jetzt Menschen, die eigentlich Architektur studieren wollten oder ganz was anderes machen?


Das sind Ingenieure.


Das sind Ingenieure?


Ja, das sind Ingenieure, die sich damit beschäftigen, wie man Gebäude, aber auch Industrieanlagen energieeffizient aufstellt. Und zwar eben so, dass man sich die Ökobilanz von so einem Gebäude von Anfang an anschaut, aber eben bis zum Ende im Blick hat und nicht nur jetzt sagt: Ich mache irgendeine Maßnahme, die aber hinterher im Abbau, im Recycling oder was auch immer die Ökobilanz eigentlich wieder zunichte macht, sondern das ganzheitlich angeht und auch wirklich an Effizienzmaßnahmen arbeitet. Und das sind die Ingenieure, die das bei uns machen.

 

Und das andere, was Sie vorhin genannt haben, auch mit Green…


„Green Energy“, das ein Master Programm, der wird von beiden Fachbereichen, also Wirtschaft und Technik bespielt, sozusagen. Und man kann sich unterschiedliche Schwerpunkte ausdenken. Besonders ist da, dass wir einen starken Bereich im Recht haben. Also Umweltrecht wird häufig unterschätzt, ist aber ganz ganz wichtig, dass wir uns überlegen wie müssen die Rechtssysteme funktionieren, damit wir das jetzt vernünftig aufstellen, auch für die Zukunft in unserem Land, im Bund. Und die Nachfrage ist riesig, diese Fragen zu beantworten. Auf der anderen Seite merken wir es ist ganz schwierig, die Experten an die Westküste zu bekommen, die mit uns gemeinsam an diesen Themen arbeiten, weil das Thema so neu ist, dass wir es jetzt gerade erst anfangen zu setzen.


Aber deshalb ist es ja umso wichtiger, dass es jemand anbietet. Und wir sind die einzigen, die das an der Westküste anbieten mit einem solchen Green Energy Masterstudiengang?


Wir sind die einzigen, die das in Deutschland anbieten.


In Deutschland anbieten? Und das in Heide an der Westküste Schleswig-Holsteins.


Genau. Ich habe mich heute Morgen noch mit unserem Vizepräsidenten über diese Thematik unterhalten, wir hatten so eine kleine Präsidiumssitzung und er sagte und voller Stolz und mit großem Enthusiasmus: Da spielen wir wirklich in der Bundesliga. Und das als so kleine Hochschule ist schon was Besonderes.


Das ist doch ein Bereich, wo man heute eigentlich sagen muss: Es ist doch absehbar, dass Menschen mit diesem Know-how in der Zukunft massiv gebraucht werden bei unterschiedlichen Themen. Also wir werden ja mit der Energieversorgung der Zukunft in ganz vielen Fragen zusätzliche Fragen aufwerfen, die zu beantworten sind. Wir werden Unternehmen managen müssen, die sich mit anderen Formen von Energieversorgung in allen möglichen Bereichen beschäftigen. Das heißt, da müsste doch ein echter Run auch sein auf diesen Masterstudiengang.


Also es ist ein absoluter Run auf die Absolventen. Ich sage jetzt mal, wir können sie gar nicht so schnell… „machen“ hört sich so maschinell an, aber wir können die gar nicht so schnell ausbilden die jungen Leute, wie sie anschließend nachgefragt werden von der Industrie. Aber es ist natürlich immer noch so, dass diese Themen, wenn sie neu sind, wenn sie sehr innovativ sind, auch erst bekannt gemacht werden müssen und die jungen Leute verstehen müssen, dass das jetzt genau die Zukunft ist.


Und Sie haben vorhin gesagt kommt von zwei Seiten dieser Green Energy Masterstudiengang zum einen von der technischen Seite, also auch Ingenieure und dann aber auch von der Wirtschaftsseite.


Genau, die gucken sich dann genau so die Finanzen an. Man guckt so, versucht wirklich ein ganzheitliches und nachhaltiges Bild auf diese Themen zu werfen und nicht nur in der eigenen Box zu sitzen und nicht drüber hinauszuschauen. Und das ist glaube ich auch das Besondere, was uns in vielen Studiengängen auszeichnet, dass wir wirklich versuchen, immer noch den Blick in eine andere Disziplin zu werfen, uns auch mit deren Denken auseinandersetzen und versuchen dann zu überlegen: Was heißt das denn für die Gesellschaft, wenn wir da, das sind wir ja letztendlich, Impulse setzen, auch für die jungen Leute und die Absolventinnen und Absolventen, die unsere Hochschule verlassen.


Nun haben Sie vorhin gesagt, es ist gar nicht so einfach, das auszubildende Personal nach Heide zu locken. Was ist die größte Herausforderung dabei?


Die größte Herausforderung ist, dass die Nachfrage so groß ist, dass man jetzt zum Beispiel einen Juristen, der sich im Thema Umweltrecht besonders gut auskennt, genauso gut in den Oberzentren in Frankfurt und Stuttgart und München braucht und mit denen dann in Wettbewerb zu treten… als kleine Hochschule an der Westküste ist durchaus…


Na gut, Sie müssten in die Ausschreibung reinschreiben nach dem Motto: Es muss jemand sein, der lehrt und der Kitesurfen will. Das können Sie weder in Frankfurt noch in München, das können Sie nur bei uns im Norden irgendwie. Also man muss den Standort auf eine bestimmte Art und Weise, aber das entnehme ich Ihren Worten, besonders attraktiv machen, weil die Metropolen natürlich schon auch noch große Sogwirkung haben.


Und die bieten gerade um diese Menschen, die die Kompetenzen haben. Wir sind ganz froh, dass es doch immer wieder gelingt, internationale Expertinnen und Experten an die Westküste zu holen, auch wenn sie mit Kusshand an anderer Stelle arbeiten könnten. Aber es ist tatsächlich, wenn ich mal so den englischen Begriff verwenden darf, ein Rat Race. Also wir sind da tatsächlich wirklich sehr engagiert hinterher, dass das möglich ist, weil wir wirklich eine ausgewiesene Expertise in diesem Bereich benötigen und da auch wirklich die Koryphäen haben möchten und teilweise auch haben.


Das ist der Bereich der Ausbilder, derjenigen, die als Professoren tätig sind, diejenigen, die auch Arbeitsgemeinschaften und sonstiges als wissenschaftliches Personal machen können. Und auf der Seite der Studierenden ist da auch Werbung nötig für die FH Westküste, oder ist da inzwischen eine Marke entstanden, die viele Leute nach Heide drängt?


Wir haben gerade eine Befragung gemacht über das sogenannte Markenrad, also wo es darum geht, wie ist das Image unserer Hochschule? Und das ist sehr gut. Wir haben ein hohes Vertrauen von der Population, sozusagen den Menschen, die uns kennen, denen wir vertraut sind. Aber wir sind halt natürlich nicht so bekannt, dafür sind wir zu klein. Und ich sage jetzt mal, dann sind das Budget Fragen, dass man manche Marketingaktivitäten eben begrenzen muss, weil die Möglichkeiten halt auch begrenzt sind. Aber die, die uns kennen, da sind wir absolut gut positioniert und unsere Absolventinnen und Absolventen sind horrende nachgefragt. Wir haben Masterstudiengänge, die zu den besten in Deutschland gehören, nicht nur vom Thema her, sondern auch von den Bewertungen der Studierenden. Da sind wir sehr stolz drauf. Und wenn man sich die Geschichte meiner Hochschule anguckt, die sich in den letzten 30 Jahren so entwickelt hat, dass man ursprünglich mal dachte, das ist eine Außenstelle von Flensburg mit vielleicht 600 bis 800 Studierenden und wir sind jetzt bei der Zahl 2000, dann ist das natürlich auch eine Entwicklung, die sich nur deshalb abbilden lässt, weil wir uns über die Maßen positioniert und engagiert haben und das offensichtlich gut gelungen ist.


2000 Studierende und wie viele Lehrkräfte?


Also jetzt vom festangestellten Personal sind wir so bei 220-230. Und dann kommt natürlich noch ein großer Anteil von Expertinnen und Experten, die bei uns lehren, aber eigentlich in Unternehmen tätig sind. Und das ist ja auch etwas, wofür wir stehen, wofür Fachhochschulen im Allgemeinen stehen. Die enge Verzahnung in die Praxis, in die Unternehmen herein. Und die holen wir in die Hochschule, damit wir diese Kompetenzen dann auch an unsere Studierenden weitergeben.


Ein wunderbarer Übergang, denn bis jetzt haben alle beim Podcast draußen gedacht: Ist er jetzt Hochschulminister, der Bernd Buchholz? Nein, der ist Wirtschaftsminister und der spricht mit der Chefin der FH Westküste. Nicht nur, weil das so ein toller Hochschulstandort ist und weil es so viel tolle Möglichkeiten zum Studieren gibt, sondern weil das auch ein Wirtschaftsfaktor ist. Insbesondere dann, wenn man die Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft ernst nimmt und die Möglichkeiten, die sie bietet, auch ausnutzt. Das geht in mehrere Richtungen. Die eine Richtung ist aus den Unternehmen selbst Menschen zu Lehrenden zu machen. Das betreiben sie in großem Stil.


Ja, das betreiben wir in größerem Stil, da sind wir auch sehr stolz darauf, immer in enger Zusammenarbeit natürlich mit den festangestellten Lehrenden. Wir haben natürlich beschriebene Inhalte, aus denen auch nicht rausgegangen werden kann. Aber es ist natürlich so, dass wenn jemand aus seiner praktischen Erfahrung berichtet, das einen ganz anderen Wert hat, als wenn man da irgend so ein Szenario theoretisch vom Buch her erzählen würde. Und das ist ja genau die Erfahrung, die wir den Studierenden mitgeben wollen, dass sie dieses hands-on Wissen bekommen und auch mal kritisch fragen dürfen. Und es geht eigentlich schon in dem Moment, in dem man als Vertreter aus der Praxis bei uns in der Hochschule auftritt, geht es in zwei Richtungen. Dass er natürlich sein Wissen bereitstellt und das mit den Studierenden diskutiert über diese Diskussion, aber häufig auch das, was die Firmen tun, in Frage gestellt wird und er dann wieder ins Unternehmen geht und sagt: Hey, ich habe da mal so die und die kritische Frage gekriegt. Und die jungen Leute sind ja manchmal auch wirklich sehr forsch und völlig unbefangen Fragen zu stellen, die andere vielleicht gar nicht mehr stellen würden, weil sie schon lange im Unternehmen sind und sich die eine oder andere blutige Nase geholt haben. Und dieses Neugierige, Mutige, das versuchen wir auch weiterzuentwickeln bei unseren Studierenden. Und damit geben die das eigentlich schon an der Stelle in die Unternehmen zurück.


Und das kann ja in Wahrheit dem Unternehmen nicht schaden. Denn dieses Feedback aus einer jungen Zielgruppe, die einfach kritisch hinterfragt: Was macht ihr da eigentlich? Oder macht ihr in diese oder jene Richtung? Das kann einem ja immer nur helfen. Also das ist die eine Richtung: Experten aus der Wirtschaft. Die andere Richtung wäre jetzt auch, ich sage mal, Wertschöpfung zu kreieren aus der Fachhochschule selbst im Sinne von Ausgründungen, Unternehmensgründungen, die daraus irgendwie eine Rolle spielen können. Wie steht es da an der FH Westküste?


Das machen wir natürlich auch. Da haben wir eine große Erfolgsgeschichte mit kleineren Unternehmen Start-ups, die sich jetzt entwickelt haben, mit pfiffigen Ideen an den Start gegangen sind. Also eines der ersten Projekte, die ich kennengelernt habe, als ich an die Hochschule kam, war ein Projekt, das ich im Rahmen der künstlichen Intelligenz mit einem jäte Roboter auseinandersetzt, im Zuge von Fachkräftemangel oder Arbeitermangel sozusagen, kann er über die Felder fahren und Unkraut vernichten. Man muss es nicht mehr händisch tun, man muss es nicht mehr spritzen, sondern er kann einfach eine Nutzpflanze von Unkraut unterscheiden und dann diese Arbeiten tun, die wir im Moment noch händisch machen. Gerade bei den biologischen Betrieben, die wir natürlich auch stark an der Westküste haben. Und das ist eigentlich eine Idee, die Kolleginnen und Kollegen der Hochschule vorangetrieben haben. Mittlerweile ist es aber ein Unternehmen, was aus der Hochschule rausgegangen ist und sich mittlerweile auf eigenen Füßen positioniert.


Was der Wirtschaftsminister natürlich ganz besonders schön findet, wenn aus dem Entwickeln von Ideen auch echte Wertschöpfung in Schleswig-Holstein wird, die dann hier möglichst auch noch zu Produktionsstätten führen sollte, wenn das dann irgendwie dazu kommt. Aber zurück zu einem weiteren Thema, das für Sie eine große Rolle spielt. Unter dem gesamten Stichwort Nachhaltigkeit ist die FH Westküste auch als Tourismus Hochschule bekannt. Das ist etwas, wo man jetzt sagt, ich bin ja auch Tourismusminister: Was macht man denn in Sachen Tourismus, Forschung und Lehre? Was kann man denn da an der FH Westküste werden, wenn man sich mit Tourismus beschäftigt?


Ja, also auch da sind wir tatsächlich in der Bundesliga unterwegs. Wir haben gerade letztes Jahr das Deutsche Institut für Tourismus-Forschung an der Hochschule gegründet und das sehr selbstbewusst und sehr bewusst mit diesem Namen: „Deutsches Institut für…“. Das ist DAS Institut für Tourismus-Forschung. Wir beschäftigen uns auch da mit der Idee des nachhaltigen Tourismus. Also wie stellt man Tourismus heute smart auf? Was gehört dazu? Auf der einen Seite ist das das Leiten von Touristenströmen. Wir haben es auch jetzt alle mitgekriegt von überlaufenen, übervollen Stränden. Wie geht man dann als Gemeinde damit um? Wie positioniert man sich damit? Das hat aber auch was damit zu tun, dass man sagt Wir erschließe ich das Hinterland? Was für Nachhaltigkeitsstrategien kann ich machen oder kann ich entwickeln, sodass ich die Umwelt entsprechend, die ja auch ein Asset ist, dann schone und weiterentwickle? Bis dahin, dass man sagt: Welche Prozesse brauche ich, um zum Beispiel nachhaltige Lebensmittel in die Restaurants zu kriegen, regionale Lebensmittel entsprechend zu verwerten? Alles das gehört an der Stelle dazu.


Besucher Lenkung hat in der Pandemie eine ganz besondere Rolle gespielt, wird zukünftig eine noch viel größere Rolle spielen. Und vieles verändert sich gerade im Tourismus, gerade auch bei uns hier im Norden, weil wir unter anderem Menschen bei uns begrüßen und jetzt unmittelbar noch in der Pandemie oder auch nach der Pandemie, die wir sonst möglicherweise gar nicht bei uns begrüßt hätten, weil Fernreisen nach wie vor eine untergeordnete Rolle spielen, also hier gibt es viel zu tun an der Fachhochschule Westküste. Sie liegen damit zwei Mal über den Begriff Nachhaltigkeit zwei zentrale Bereiche der für die Wirtschaft des Landes von elementarer Bedeutung sind die zukünftigen Energie Themen, die auf allen Bereichen uns beschäftigen und Schleswig-Holstein ein traditionelles Tourismusland. Und in diesem Tourismus wollen wir letztlich auch Wachstum für die Zukunft generieren. Aber wir wollen dieses Wachstum eben auch nicht generieren auf Kosten der Natur, auf Kosten der Akzeptanz der einheimischen Bevölkerung, sondern mit allem gemeinsam. Also die FH Westküste hat eine wichtige Rolle im Land. Es ist bei mir so Tradition, erst mal vielen Dank, Frau Professor Kuhn, dass ich am Ende so drei kurze Fragen stelle, die mit kurzen Antworten versehen werden. Die besten Ideen habe ich…

Beim Hundespaziergang.

Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist…

Die Küste.

Und das ist natürlich die Westküste.


Das ist die Westküste.


Gibt es da einen Ort, den Sie ganz besonders schön finden?


Nein, nicht unbedingt. Ich bin da immer hin und hergerissen zwischen den großen Stränden, die man jetzt so Richtung St. Peter Ording erlebt. Das ist natürlich für jemanden, der aus dem Süden kommt, was ganz Besonderes, wenn man sagt, eigentlich fühle ich mich da wie an der Karibik. Und selbst für eine Stunde hinfahren ist ein Tag Sonderurlaub sozusagen, wenn man nur eine Stunde da sein kann. Und auf der anderen Seite, wenn man dann so die Möwen hört und im Hafen von Büsum sitzt und das Meer so riecht, dann fasziniert mich das genauso. Also nein, ich kann nicht sagen, welche Ecke da besonders. Aber die Westküste an sich hat mich schon gepackt.


Am meisten inspiriert hat mich…


Der Mut meiner Kolleginnen und Kollegen, Sachen an der Hochschule anzupacken und voranzubringen.


Das ist wunderbar. Das klingt gut. Das klingt nach einem Team, das insgesamt mutig und nach Neuem Ausschau haltend ist. Das ist ja auch noch eine wichtige Eigenschaft, dass man unbedingt bestimmte Dinge ausprobiert und sagt, man kann auch Fehler machen.


Genau das ist ein. Es ist eine tolle Mannschaft, ist wirklich eine Mannschaft, die da zusammensteht. Und ich glaube, uns alle eint das Selbstverständnis, dass wir sagen: Unsere Hochschule ist Impulsgeber in die Region. Wir wollen nicht nur hinterherlaufen. Wir wollen Impulse setzen, wir wollen da mitmachen. Wir verstehen uns als Player in der Region, aber nicht als Einzelplayer, sondern als Teamplayer mit den Unternehmen, mit den Verbänden, mit der Politik im Land. Zu sagen okay, wir setzen uns für unsere Westküste ein. Und das sehr engagiert, mit sehr viel Herz, oft über die Maßen. Und das ist wirklich imponierend.


Liebe Frau Kuhn, es war mir eine Freude, dass Sie heute dabei waren. Vielen Dank für das Gespräch.


Gerne, herzlichen Dank!


Und Ihnen herzlichen Dank fürs Zuhören und hoffentlich sind Sie beim nächsten Mal wieder dabei, wenn ich einen neuen, spannenden weiteren Gast aus Schleswig-Holstein hier in meinem Podcast Echte Chancen begrüßen kann. Vielen Dank für’s Zuhören.