„Unsere Mission ist Produktqualität und Lebensmittelsicherheit"

Bernd Buchholz im Gespräch mit Christian Wiechmann

Christian Wiechmann ist Geschäftsführer vom KIN Lebensmittelinstitut. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht er über Produktqualität und Lebensmittelsicherheit, die Verpflegung von Schulen und Kindergärten und darüber, was er am liebsten isst.

 

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts Echte Chancen”. Mein Name ist Bernd Buchholz, ich bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und in meinem Podcast begrüße ich Menschen aus dem echten Norden, die mit Herzblut die Zukunft anpacken und gestalten. Wir sprechen über Erfolge, Perspektiven in Zukunftsbranchen in Schleswig-Holstein oder was man von der Politik noch so erwartet. Mein heutiger Gast heißt Christian Wiechmann und ist Leiter des Lebensmittelinstituts KIN in Neumünster. Herzlich willkommen, Herr Wiechmann.


Christian Wiechmann: Vielen Dank für die Einladung Herr Dr. Buchholz. Ich freue mich, heute hier zu sein und bin gespannt, was auf mich zukommt.


Sie leiten das KIN. Was ist das KIN?


Ja, das KIN ist eine Institution in Sachen thermischer Haltbarmachung. Das ist vom Namen her, vom Kürzel K-I-N: Konserveninstitut Neumünster.


Konserveninstitut Neumünster. Da verbindet man erstmal überhaupt nichts Modernes mit, sondern Konserveninstitut. Da könnte man jetzt denken, Dosen, die Sie schließen, Dosen, die Sie befüllen. Sind Sie ein Lebensmittelhersteller?


Nein, wir sind ein Verein, der das Lebensmittelinstitut firmiert.


Aber was machen Sie denn eigentlich, Herr Wiechmann?


Es gibt ja immer Mission und Vision. Unsere Mission ist Produktqualität und Lebensmittelsicherheit.


Jetzt kommen wir der Sache näher. Es geht um Lebensmittelqualität.


Ja, um Lebensmittelqualität im übergeordneten Sinne. Und zwar aus der Historie: Wir sind 1965 gegründet, da gab es in Deutschland noch den ein oder anderen Fall von Botulismus. Das ist ein Toxin aus einem Lebensmittelverderber, einem Mikroorganismus. Und man muss sich das vorstellen in den 60er Jahren, die Unternehmen hatten noch nicht diese riesengroßen Produktentwicklungsabteilungen wie heute. Man brauchte externe Kompetenz.


Es gab ein Toxin, also auf Deutsch, es gab eine Verunreinigung oder irgendwelche Bakterien in Lebensmitteln, die man da natürlich nicht haben wollte. In Konserven, weil Konserveninstitut oder wo war das?


Nicht im Konserveninstitut, sondern in der Lebensmittelindustrie. Und die Kompetenz seinerzeit, die hat man dann gebündelt in dem Verein und hat angefangen zu forschen. Das ist in unserer Satzung noch heute fest verankert, dass wir mehr Anwendungsforschung machen und uns mit Themen rund um Lebensmittelsicherheit beschäftigen.


Der Titel dieses Instituts, Konserveninstitut Neumünster, der muss ja irgendwas mit einer Konserve zu tun haben.


Der hat mit der Konserventechnologie, mit der thermischen Haltbarmachung zu tun. Eine Konserve ist ein hermetisch abgeschlossenes Gebinde, dort ist ein Produktinhalt enthalten, und der wird durch thermische Prozesse haltbar gemacht.


Die thermische Haltbarmachung hätte meine Frau wahrscheinlich übersetzt mit Aufkochen oder gegebenenfalls auch Einwecken, ist auch so eine Form von thermischer Haltbarkeit. Also die Haltbarkeitsschaffung von Lebensmitteln hat damals dazu geführt, dass man Bakterienerreger da drin hatte, die man irgendwie draußen haben wollte.


Wenn man es nicht richtig gemacht hat. Wenn man untersterilisiert hat. Wir sprechen von Pasteurisation, von Sterilisation oder in der Küche auch manchmal von Blanchieren. Das sind thermische Haltbarmachungsprozesse. Und wenn man das nicht richtig macht, dann ist das sehr gefährlich. Und aus diesem Grund haben sich Lebensmittelhersteller und Autoklavenbauer aus Neumünster zusammengetan und haben einen Verein gegründet. Autoklaven sind Geräte, um thermisch haltbar zu machen.


Wie muss ich mir so ein Gerät vorstellen?


Es ist im Prinzip ein Druckkessel. Wenn Sie in der Küche sind, dann verwenden Sie einen Schnellkochtopf, wo ein Druck, ein Gegendruck erzeugt wird. Das hängt physikalisch damit zusammen, wenn Wasser über 100 Grad erhitzt wird, dehnt es sich aus und verdampft. Würde die Spannung sich ausdehnen brauchen wir einen Gegendruck und das wird in einem Gegendruckautoklaven …


Ich habe schon wieder was gelernt: Autoklaven. Zurück zu den Lebensmitteln. Da gibt es also eine Truppe von Firmen, von Menschen, die Ahnung davon haben und sagen: Hey, wir können uns zusammenschließen, wir haben Know-how in diesem Bereich, damit ihr in Wahrheit bei der thermischen Behandlung von Lebensmitteln keine Fehler macht.


Genau, so waren die Anfänge. Da war der Fokus auf der Konserve. Das ist heute noch in unserer DNA und das ist heute in unseren Wurzeln. Mittlerweile ist das Feld viel größer geworden. Wir nennen uns ja heute Lebensmittelinstitut, das heißt, wir sind nicht mehr nur auf die Konserve fixiert. Und heute ist Haltbarkeit nicht nur mikrobiologische Haltbarkeit. Da gehört sensorische Haltbarkeit, chemische Haltbarkeit, physikalische Haltbarkeit, enzymatische Haltbarkeit dazu.


Jetzt müssen Sie erklären, wie sich das alles voneinander unterscheidet. Weil, jetzt nehmen wir mal eine physikalische Haltbarkeit, das ist…


Das wäre zum Beispiel eine Phasentrennung, wenn wir eine Mayonnaise oder eine Soße haben und Öl rahmt auf, schwimmt oben, die Wasserphase…


Es trennt sich der Stoff in zwei verschiedene Stoffe oder mehrere auf. Das ist nicht nur unansehnlich, sondern hat auch nicht mehr den Geschmack, den es vorher hatte.


Genau das wäre physikalisch.


Und eine chemische?


Eine chemische wäre eine Oxidation. Wenn zum Beispiel Fette ranzig werden, dann wird das ganze oxidieren. Dann haben wir auch einen Fehlgeschmack, haben auch einen Fehlgeruch.


Also alles was Lebensmittel verändert zum Nachteil in ihrer Konsistenz oder in ihrem Geschmack oder in der Art und Weise, wie man es genießen will, das ist etwas, was Sie interessiert und wo Sie sagen: Wie kann man dem entgegensteuern oder was kann man eigentlich dafür tun?


Genau. Wie finden wir Konzepte, um dagegen zu steuern.


In dem Verein, der zur Gründung geführt hat, es gibt ein KIN e.V., sind dementsprechend auch Lebensmittelerzeugungsfirmen.


Ja, wir haben insgesamt circa 230 Firmen, die in dem Netzwerk aktiv sind. Die kommen sowohl aus dem produzierenden Gewerbe, kommen aus der Verpackungsindustrie, kommen aus dem Maschinenbau, kommen von den Rohstoffproduzenten, das heißt, eigentlich ist alles vorhanden, um die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelindustrie abzudecken.


Und ursprünglich, wie gesagt von der Konserve kommend, kommen die mit Problemen von sich aus zu Ihnen, wo sie sagen: Wir haben ein Problem. Die Mayonnaise zum Beispiel, die wir produzieren, die trennt sich irgendwie und da müssen wir irgendwie was machen oder so was. Oder sagen sie, wir bieten euch an, im Zweifel neue Dinge auszuprobieren?


Sowohl als auch. In der Regel findet beides statt, aber wir sind auch oftmals der Problemlöser. Das hängt immer von der Unternehmensgröße unserer Mitglieder ab. Wenn das ganz große Unternehmen sind, die haben riesige Entwicklungsabteilungen, die möchten ihr Know-how selber inhouse halten. Die nutzen uns eher als Ausbildungsstätte und suchen Fach- und Führungskräfte, die wir ja ausbilden. Und je kleiner die Unternehmen, je weniger eigene Kompetenz, desto mehr Daseinsberechtigung haben wir für Optimierung von Prozessen, für Auslegung von Haltbarmachungsprozessen, für Unterstützung bei Qualitätsmanagement-Systemen.


Und damit sind wir bei einer wichtigen Aufteilung. Sie machen in Wahrheit zweierlei. Das eine ist ein sehr starker Ausbildungsbereich, Weiterbildungsbereich, Fortbildungsbereich, in dem Lebensmitteltechniker:innen, kann man das so sagen, Lebensmitteltechniker und -technikerinnen ausgebildet werden?


Das ist richtig, kann man sagen. Das ist in Deutschland der staatlich geprüfte Lebensmitteltechniker und der hat sogar, das ist die Marke des KIN, den KIN-Lebensmitteltechniker. Der ist 2800-mal in Deutschland vertreten und in allen Unternehmen, für die ich bisher gearbeitet habe, waren Lebensmitteltechniker vom KIN in Fach- und Führungsaufgaben.


Also ein besonderes Markenzeichen für eine besondere Form von Lebensmitteltechnikern, die sich mit einer besonderen Art beschäftigt haben und die deshalb bei Ihnen durch die Ausbildung gegangen sind.


Ja, die sind Spezialisten für Haltbarmachung.


Wenn ich jetzt sage, das finde ich interessant, was muss ich an Vorbildung haben, um so einen Ausbildungsgang zu machen?


Ich muss in einem Ernährungsberuf eine Gesellenprüfung abgelegt und dann ein Jahr Berufserfahrung haben und dann kann ich diese 2-jährige Aufstiegsfortbildung durchführen.


Also keine akademische Vorbildung notwendig, sondern eine gute Ausbildung, ein bisschen Erfahrung und dann kann man sagen: Lebensmitteltechniker ist so etwas, das würde ich gerne weitermachen. Noch weitere Ausbildungsberufe, die Sie haben?


Wir haben noch mit der IHK Kiel, den Industriemeister Fachrichtung Lebensmittel in berufsbegleitender Ausbildung über zwei Jahre und wir führen mit der Steinbeis Business School eine akademische Weiterbildung berufsbegleitend durch. Das ist ein Bachelorstudiengang, den das KIN dann in der Form Qualitätsmanagement, Lebensmittel- und Verpackungstechnologie die Schwerpunkte anbietet.


Also auch vom Studium, also auch hochschultechnisch, etwas dabei, aber auch eben für ausgebildete Menschen. So, jetzt nehmen wir diesen Weiterbildungs- und Fortbildungsbereich mal wieder zurück, kommen zurück zu dem anderen und zu dem, was Sie eigentlich, was Ihre Kernaufgabe ist. Und da sagen Sie ja, nun wird ein Problem gelöst. Kommt auch mal bei den größeren Unternehmen vor, die, jetzt haben Sie gesagt, die nutzen Sie mehr für die Aus und Fortbildung. Die kleineren Unternehmen kommen auch mal mit so einem Auftrag. Kommt jetzt auch mal einer an und sagt: Wir würden gerne was Neues entwickeln. Helft ihr uns dabei, die Mixtur oder irgendwas sonst wie zusammenzustellen?


Das kommt auch regelmäßig vor. Im Lebensmittelbereich sind das derzeit eher Produkte wie Brotaufstriche, die im veganen Bereich sich abspielen. Wir haben vor kurzem im Bereich Petfood etwas entwickelt, einen Hundedrink, da waren wir an der Entwicklung sehr stark involviert.


Sie sind nicht nur für menschliche Ernährung zuständig, sondern können das natürlich auch im Tiernahrungsbereich machen.


Tiernahrungsbereich ist die klassische Konserve, wenn wir uns Nassfutter angucken, Hunde und Katzenfutter. Deswegen sind auch alle großen Petfood-Produzenten mehr oder weniger bei uns mit im Verein organisiert.


Wir gehen noch mal zurück zu dem anderen, weil, das ist ja dementsprechend ein Bereich, in dem man so die Lebensmittelphasen, die Hypes, die Moden, die neuen Themen, die am Lebensmittelmarkt unterwegs sind, bei Ihnen eigentlich am ehesten spürt. Das sind ja Wellenbewegungen. Sie haben gerade gesagt: vegane Brotaufstrich oder so was. Das ist das, was zurzeit “hip” ist?


Es sind viele Sachen hip, aber das ist unter anderem, wird gerade bei uns nachgefragt, gerade im veganen Bereich, weil da auch wiederum viele Anforderungen hinsichtlich Stabilisierung, Pasteurisierung und Haltbarmachungskonzepte, da läuft so die Gesamtkompetenz des KIN ineinander und da können wir aus unserem vollen Know-how und Erfahrungsschatz schöpfen.


Ist dieses bei den veganen Produkten eine besondere Herausforderung für die Hersteller, weil man da jetzt schon dann auch alle möglichen Dinge beachten muss, anders als im normalen Ernährungsbereich?


Weniger. Es ist oftmals eher die Tatsache, dass wir derzeit im veganen Bereich eigentlich versucht haben, mit der klassischen Fleischherstellungstechnologie vegane Produkte herzustellen. Und da kann man das eine oder andere Mal auch andere Möglichkeiten aufzeigen, um anders zu produzieren. Zum Beispiel einen Extruder einzusetzen. Das KIN war seinerzeit mal mit führend '99 einen Doppelwellen-Extruder mit einer Kühlzelle aufgebaut und dort hat man Versuche gefahren, um zu texturieren, um Extrudate und Texturate herzustellen. Es war seinerzeit leider zu früh vor dem Markt. Das ist das Gefährliche bei Innovation, wenn man zu früh ist oder zu spät. Man muss den Punkt treffen, und damals gab es das Wort Veganer noch nicht. Also wollte niemand irgendwie reduzierte Fleischanteile oder überhaupt Fleischverlust, Fleischverzicht. Das war vor 20 Jahren, das war noch nicht “in”.


In Wahrheit klingt das jetzt bei Ihnen sehr technisch. Aber das sind natürlich alles Prozesse, die bei der Lebensmittelproduktion immer schon eine Rolle spielten, weil sonst hätten wir die Dinge nicht haltbar.


Das ist richtig. Und Lebensmitteltechnologie, Lebensmitteltechnik ist ja klassisch Küchentechnik, Küchentechnologie. Und Lebensmitteltechnologie basiert natürlich auch auf ganz viel Küchentechnologie oder andersrum.


Es klingt danach, Herr Wiechmann, dass die Dinge alle bei Ihnen spannend insoweit sind, als dass es immer wieder um Innovationen geht oder um neue Produkte. Ist das so oder haben Sie auch viel mit einfach gängigen Themen zu tun, wo Sie sagen, kommt auch vieles immer wieder?


Sowohl als auch. Wir haben neue Themen, wir haben oftmals Problemlöse-Themen, wo einfach wirklich schnell geholfen werden muss. Mikrobiologische Befälle oder bombierte Produkte, verbeulte aufgrund von Gasbildung in der Dose bombierte Produkte. Das kommt immer mal wieder vor.


Sind das denn große Hersteller, die so nach so was fragen oder ist das jetzt eher der kleinere Betrieb, der sagt: Mensch, also irgendwie ist bei dieser Lebensmittelproduktion, da gehen mir die Dosen alle hoch.


Das kann man nicht pauschalisieren.


Wir haben vorhin gesagt, Sie sind ein Verein. Sie sind ein Verein im Hintergrund. Aber Sie sind auch eine wirtschaftliche Aktivität mit einer GmbH, die Aufträge abarbeitet.


Der Verein ist Gesellschafter einer GmbH des wirtschaftlichen Bereichs und dort haben wir ein akkreditiertes Prüflabor und wir bieten die Dienstleistungen an. Und das unterscheidet uns vom klassischen Labor: Wir gehen raus. Wir gehen vor Ort und unterstützen. Wir validieren vor Ort, wir lösen Probleme…


Vor Ort. Das heißt, Sie warten nicht darauf, dass alle nach Neumünster kommen, sondern Sie sind im Land unterwegs?


Genau. Wir fahren in ganz Deutschland. Unsere Kunden sitzen überwiegend in Schleswig-Holstein, wir fahren vor Ort und unterstützen vor Ort.


Hat es einen Vorteil in Schleswig-Holstein ansässig zu sein mit diesem Unternehmen?


Es kam aus der Historie, dass Schleswig-Holstein viele Fleischkonservenhersteller hatte und hat und das bestimmte Autoklavenbauer, unser Gründungsmitglied in Neumünster, seine Produktionsstätte hatte, die Firma Stock.


Und daraus ist entstanden, dass man da sitzt. Ist das heute, würden Sie sagen, dass es heute noch ein Vorteil ist oder ist es heute eher eine Randlage für Deutschland?


Ich sehe das als Vorteil. Schleswig-Holstein, gerade Neumünster in Schleswig-Holstein.


Das ist sehr zentral, also zentralste Lage, das kann man sagen, in Schleswig-Holstein. Die Szene, wir sind ja ein in der Tat auch Ernährungswirtschafts-Land. Da sind große Weltmarkt führende Unternehmen teilweise in diesem Bereich der Ernährungswirtschaft, die immer wieder auch auf dem Weg sind, neue Trends anzugucken. Was ist da eigentlich das Thema? Individualisierung von Ernährung und so weiter. Und die kommen dann alle in Wahrheit auch zu Ihnen und fragen: Geht das auf diese Art und Weise? Können wir das so, so machen oder ist das irgendwie schwierig, das haltbar zu machen?


Die kommen bei Haltbarmachungsfragen meistens zu uns, das ist richtig. Und mit denen erarbeiten wir dann auch Konzepte mit größeren und kleineren Räumen.


Herr Wiechmann, so lange sind Sie noch gar nicht Leiter des KIN.


Ich bin seit September '21 da, also jetzt im siebten Monat.


Ihre Profession ist ursprünglich? Was haben Sie mal ursprünglich gelernt?


Also ich habe nach dem Abitur und Zivildienst erst Bierbrauer gelernt.


Und dann? Wie ging es weiter?


Nach dem Bierbrauer habe ich überlegt: Was studiert man? Brauwesen, damals gab es Brauereisterben, ist man sehr spezialisiert. Dann habe ich mich zuerst für Lebensmitteltechnologie entschieden, habe in Bremerhaven mein Diplom-Ingenieurstudium beendet und hatte dann so viel Spaß und Lust an der Verfahrenstechnik, an der Prozesstechnologie, dass ich an der Uni Bremen noch Produktionstechnik mit dem Schwerpunkt Industrial Engineering studiert habe. Und habe dann Stationen bei einem großen Petfood-Hersteller in Verden gehabt, dort Katzen- und Hundefutter entwickelt. Und dieser große Hersteller war auch Mitglied im KIN, hat damals auch einen Vorstand gestellt und das KIN war erste Anlaufadresse für bestimmte Fragen rund um thermische Haltbarmachung. Und so bin ich mit dem KIN das erste Mal groß in Kontakt gekommen.


Das hat dann für Sie dazu geführt, dass irgendwo Ihre Vorgängerin Sie angesprochen hat, ob Sie nicht Leiter des KIN werden möchten.


Genau.


Und da haben Sie gesagt: Ja, das ist ein spannendes Thema.


Das ist ein…Wenn man das KIN verstanden hat mit dieser Vielschichtigkeit, was das alles bietet, und diese Kernkompetenzen des KIN sind auch meine Interessengebiete und das fand ich einfach unheimlich spannend, mit so vielen Mitgliedern, mit so jungen Menschen, junge Menschen weiterzuentwickeln. Und ich bringe nun 20 Jahre Berufserfahrung aus der Industrie mit und wir sind jetzt dran an einigen Stellen, Sachen auch noch mal neu zu machen. Wir betreiben ja auch noch eine KIN Akademie. Für Mitglieder und Nichtmitglieder bieten wir Weiterbildungsseminare an, Tages- und Zwei-Tages-Seminare, und die sind nach dem gleichen Schema aufgebaut, dass wir dort die Kurse speziell für Produktentwickler oder für Mitarbeiter der Qualitätssicherung aufbauen oder für Produktioner. Da haben wir zum Beispiel den Autoklaven-Führerschein.


Für Sie ist ja auch wichtig, dass Sie ein fachkundiges Personal haben. Nun bilden Sie selbst wahnsinnig viel aus. Haben Sie mit dem Thema Fachkräftemangel zu tun?


Wir haben da direkt und indirekt mit zu tun. Einerseits brauchen wir selber, wie Sie sagen, Fachkräfte. Wir haben natürlich auch das Glück, wir bilden aus und ziehen uns aus den eigenen Reihen dann permanent gute Leute hoch. Und wir haben für unsere Mitglieder natürlich die Verpflichtung, dort auch Fachkräfte für auszubilden.


Und jetzt speziell auf Sie bezogen, auf die KIN Aktivitäten: Gibt es da das Problem in der Zukunft Fachkräfte zu finden oder machen Sie das durch ihre eigene Ausbildung eigentlich so, dass Sie sagen, es gibt immer Leute, die dann…


Nein, es wird schwieriger, zunehmend. Wir sehen, dass eine Akademisierung stattfindet. Wir haben, ich würde jetzt nicht sagen zu viele Abiturienten, aber wir haben sehr viele Abiturienten und in den „Gesellenberufen“, dort wird es sehr, sehr schwer derzeit bestimmte Gesellenberufe aufzufüllen. Das hat aber mit dem Wandel der Berufsbilder zu tun.


Sie sprechen mit dem für berufliche Bildung zuständigen Minister des Landes Schleswig-Holstein und sprechen mir aus der Seele. Denn in der Tat, wir haben ganz viele Notwendigkeiten gerade für die Ausbildungsberufe zu werben, die ganz oft der Startpunkt von Karrieren sein können, mit Durchlässigkeit von weiterer Bildung, auch die Startrampe für vieles, aber wo ein anderer Zugang zu bestimmten Berufsfeldern gelegt wird, als er vielleicht durch eine andere Form von Ausbildung oder Studium gelegt wird. Neben Aus-und Fortbildung, der Überwachung, dem Sicherheitsaspekt von Lebensmittel haben Sie inzwischen im KIN auch noch einen ganz neuen Bereich aufgemacht. Sie sind ein bisschen ins Catering eingestiegen.


Wir haben eine Cafeteria, eine KIN Mensa, mit der wir für das KIN, für die Besucher, für die Studenten, für die Fachschüler, für die Mitarbeiter gekocht haben. Und aus der Not heraus, um Schulen und Kindergärten mit gesunder und frischer Ernährung zu versorgen, ist das KIN eingesprungen und macht jetzt in einer, in der KIN Mensa bis zu 1000 Menüs pro Tag für Schulen und Kindergärten.


1000 Menüs am Tag.


Das ist Höchstleistungssport auf unserer Küche und passt aber wieder in unsere Kernkompetenzen. Wir entwickeln gesunde Menüs. Wir haben ein HACCP, also ein Qualitätsmanagementsystem für die Küche, ein perfektes, und wir haben optimierte Betriebsabläufe.


Ist das jetzt Geld wechseln oder da bleibt ein bisschen was hängen?


Bleibt nicht viel hängen. Sagen wir so, bei einigen Dingen in der Mischkalkulation ist das ein Plusminusgeschäft. Wir als Verein machen das aber.


Das ist sensationell, finde ich. Und ein Bereich, der sehr schön ist, weil er noch mal zeigt, dass Sie in bestimmten Bereichen Ihr Know-how ganz anders anwenden und damit auch noch die Versorgung mit Lebensmitteln, mit hochwertigen, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln für Kindergärten und Schulen machen. Christian Wiechmann ist bei mir. Er leitet das Lebensmittelinstitut KIN in Neumünster und dieses Institut befasst sich mit Lebensmitteltechnologie und mit Untersuchungen, aber vor allem mit Aus- und Fortbildung. Am Schluss meines Gespräches, Herr Wiechmann, stehen immer drei spontane Fragen, auf die ich spontane Antworten erbitte. Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist?

Neumünster.

Das ist eine Antwort, die man selten hier bekommt. Aber das ist mal eine schöne Antwort. Am liebsten esse ich?


Lamm Tajine mit Pflaumen und Schokosoße, würde ich jetzt sagen.


Mit Pflaumen und Schokosoße. Das klingt nach einem besonderen Geschmackserlebnis. Das Beste an meinem Job ist?


Dass ich ganz viel Freiraum habe und dass ich viel bewegen darf.


Eine innovative Einrichtung in Schleswig-Holstein, das Lebensmittelinstitut KIN in Neumünster, das sich mit Lebensmitteltechnologie und nicht nur mit der Sicherheit von Lebensmitteln, sondern auch mit der Produktion von Lebensmitteln, mit Innovationen im Lebensmittelbereich, mit aber vor allem Aus- und Fortbildung in diesem Bereich beschäftigt. Christian Wiechmann war bei mir. Vielen Dank, dass Sie da waren.


Ja, vielen Dank für die Einladung.


Und ich freue mich darauf, wenn Sie beim nächsten Mal wieder dabei sind, wenn ich einen weiteren Gast bei Echte Chancen begrüße. Dem Podcast mit dem Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein.