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Cookie Einstellungen ÖffnenElke Böhme ist Arbeitsgruppenleiterin am Fraunhofer-Entwicklungszentrum für Marine und Zelluläre Biotechnologie in Lübeck. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht sie darüber, wie sich marine Ressourcen zukünftig in Lebensmitteln verarbeiten lassen könnten, über Algenbier und wo sie ihre besten Ideen hat.
Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts Echte Chancen. Mein Name ist Bernd Buchholz, ich bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und versuche mit diesem Podcast Menschen aus dem Lande den Hörerinnen und Hörern näher zu bringen, die besondere Dinge machen. Das Land auf besondere Art und Weise nach vorne bringen, weil sie Neues kreieren, Innovatives schaffen oder weil sie einfach gute Ideen haben und damit ganz was Besonderes auf die Reihe bringen. Heute ist Elke Böhme bei mir. Elke Böhme forscht, und zwar in Wahrheit finde ich an Lebensmitteln, aber an Lebensmitteln, die man nicht mehr einfach so produziert, sondern, ich sage es mal: Eine Ihrer interessantesten Kreationen war Bier aus Algen. Frau Böhme, schön, dass Sie da sind.
Elke Böhme: Hallo Herr Dr. Buchholz, vielen Dank für die Einladung.
Sie selbst sind nicht Schleswig-Holsteinerin, habe ich gehört oder gelesen.
Ich komme aus Niedersachsen, ja das stimmt.
Wo geboren, wenn ich fragen darf?
In Uelzen, in der Lüneburger Heide
Und dann irgendwann mal nach Schleswig-Holstein, zu Fraunhofer nach Lübeck gekommen?
Nein, also vorher habe ich noch in Nordrhein-Westfalen studiert und dann hat mich der erste Job nach Lübeck verschlagen und ich bin sehr gerne hängengeblieben.
Und dann sind Sie gerne hier hängengeblieben. Elke Böhme ist eigentlich, muss man sagen, arbeitet als Lebensmitteltechnologin am Entwicklungszentrum für Marine und Zelluläre Biotechnologie des Fraunhofer-Instituts in Lübeck. Also, Frau Böhme, sagen Sie doch mal, was machen Sie da?
Wie Sie schon sagten, ich bin in der Arbeitsgruppe Lebensmitteltechnologie, oder ich leite sie. Und hier beschäftigen wir uns mit innovativen Lebensmitteln und ein Großteil davon sind Lebensmittel oder Rohstoffe, die aus dem Meer kommen. Und da denkt man natürlich meistens zuerst an Fisch, den man ja als traditionelles Lebensmittel schon aus dem Meer kennt. Aber wir nutzen auch einfach weitere Lebensmittel, wie zum Beispiel Muscheln oder auch Makroalgen.
Und da versuchen Sie jetzt, innovative Produkte tatsächlich zu kreieren oder einfach nur mal zu gucken, wie man das für die Lebensmittelgewinnung nutzbar machen kann?
Ja, einerseits versuchen wir Verfahren zu erforschen oder zu kreieren. Denn Fraunhofer steht ja auch für angewandte Forschung. Aber dann natürlich auch weiter bis zum Lebensmittel. Denn gerade in der Lebensmittelbranche ist es einfach auch immer gut, wenn man dort den Unternehmen etwas gibt, was sie anfassen können, was sie probieren können. Einfach nur irgendwie irgendeine Idee, die man den Menschen dort erzählt das wirkt oft nicht so. Also wenn man sie wirklich gewinnen will, muss man ihnen auch was präsentieren. Das heißt, man muss dann auch bis zum Prototypen forschen, sozusagen bei uns.
Und wie viele solcher Prototypen haben Sie jetzt schon erforscht?
Oh, das sind einige, viele auch am Anfang nicht ganz so schmackhaft und die optimieren wir dann immer.
Dazu kommen wir gleich noch vor. Aber die Vorstellung der Hörerinnen und Hörer ist wahrscheinlich wie meine ursprünglich erste auch. Also Alge zum Beispiel. Damit verbinde ich jetzt nicht irgendwas, was ich geschmacklich in meinem Gaumen irgendwie nicht so richtig super finden würde.
Das verbinden Sie mit dem Strandspaziergang, wo es so ein bisschen nach Algen riecht?
Genau. Also mit einem Duft am Meer, der zwar auch dazugehört, aber der das jetzt nicht so schön macht unbedingt.
Genau. Aber Algen kennen Sie vielleicht auch schon vom Sushi. Denn die Nori-Alge ist einfach das schwarze Blatt um Sushi herum. Und die finden auch schon ziemlich viele Menschen bei uns lecker. Aber das ist natürlich ein asiatisches Produkt und wir versuchen die Algen aus Europa dann einfach auch schmackhaft zu machen für die Menschen hier. Und das verbinden wir einfach dann mit traditionellen Lebensmitteln wie Brot oder Bier oder auch Algenpesto haben wir schon bei uns entwickelt, einfach, um die Leute so langsam an diesen Geschmack heranzuführen. Die Alge hat zum Beispiel einen ganz spannenden Geschmack, und zwar den Umami Geschmack. Es gibt fünf Geschmackssinne und einer ist Umami. Und dieser wurde sogar quasi bei Algen entdeckt, als allererstes. Und das ist so was herzhaft lecker, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft und der ist auch in Algen drin also. Und da sind wir auch gerade dran, diesen Geschmack noch mehr herauszufiltern, zu extrahieren, um ihn dann in Lebensmittel reinzubringen, diese Extrakte.
Etwas, was Sie persönlich auch als lecker empfinden?
Ja.
Und ich meine, Sie haben ja recht. Beim Sushi essen ist das schon etwas, das spielt dabei eine Rolle und da ist es ganz normal inzwischen, dass dieses Algenblatt rum gewickelt irgendwie gut schmecken kann. Trotzdem ist unser Gaumen daran nicht gewöhnt. Das heißt, wir müssen uns in Wahrheit über Produktentwicklungen und Innovation dahin tasten. Das ist also Ihr Job, solche Kreationen dann zu schaffen oder auch zunächst mal überhaupt nachzudenken was ist möglicherweise an weiteren Produkten da überhaupt möglich, die man heranziehen kann?
Genau, es geht aber eigentlich auch schon viel früher los, denn man sagt die Alge. Aber im Grunde gibt es ganz viele verschiedene Algen. Man kann sich das vorstellen wie Bäume, weil sie wissen ja auch eine Birke ist anders als eine Eiche. Und so ist es auch bei den Algen. Es gibt Grünalgen, Braunalgen, Rotalgen, die erst mal so per se schon unterschiedliche Eigenschaften haben, unterschiedliche Inhaltsstoffe, unterschiedlich schmecken und dann ist aber auch schon wieder ein Unterschied: wo sie gewachsen sind, wie sie gewachsen sind, wie sie getrocknet wurden. Also dass dieser ganze Prozess, den versuchen wir auch, ja da mehr noch dahinterzukommen und dass das Ganze zu optimieren und dann daraus die Produkte herzustellen
Wieso Alge? Also man könnte ja auch auf die Idee kommen zu sagen, es gibt auch andere Pflanzen. Aber irgendwie gibt es ja einen besonderen Grund, warum sie gerade an diesem Bereich der Algen forschen.
Ja die Alge hat ganz besondere Vorteile, denn sie braucht kein Ackerland was irgendwann auch begrenzt es. Sie braucht kein frisches Wasser und sie braucht keinen Dünger.
Sie braucht kein frisches Wasser?
Nein, sie wächst ja im Meer. Das heißt, wir müssen sie nicht gießen in dem Sinne. Das ist gerade in Dürrezeiten ein großer Vorteil.
Aber sie wächst also so frisch fröhlich hin, wo sie sowieso eben einfach so wächst?
Einerseits ja, also es gibt Gebiete, da werden Algen geerntet. Das ist quasi wie so Claims auch so ein bisschen abgesteckt, also dass dort dann Menschen diese Algen ernten dürfen und das auch nachhaltig tun. Es gibt aber auch schon Algenfarmen. Dort werden sie dann angebaut und sie ziehen auch gleichzeitig noch die Nährstoffe aus dem Meer, wo eh schon so viele Nährstoffe drin sind.
Solche Algenfarmen, wo gibt es die? Gibt es die auch bei uns?
Eine kleine Algenfarm gibt es in der Kieler Förde, ja.
Und ansonsten ist das von der Wassertemperatur her vielleicht an wärmeren Gewässern zu finden, oder? Ich frag‘ ganz einfach mal, ich habe keine Ahnung, wo man am besten Algen züchtet.
Es gibt eigentlich beides. Also einerseits ganz oben im Norden, wie Norwegen Färöer-Inseln werden Algen gezüchtet, aber dann auch in Asien gibt es große Algenfelder. Dort werden die Algen im großen Maßstab gezüchtet. Dann werden sie aber eher für Produkte genutzt, wie Carrageen oder Alginat also das, was sie heute vielleicht auch schon zu sich genommen haben, ist zum Beispiel in der Zahnpasta drin. Oder Carrageen wird auch schon sehr lange in Sahne verwendet.
Die Idee, die ja nun groß dahinter ist: Es werden immer mehr Menschen auf der Welt. Und ehrlich gesagt, Lebensmittelproduktion ist jetzt auch nicht so einfach. Wir versuchen alle irgendwie uns auch sinnvoller zu ernähren, dabei die Umwelt nicht zu stark zu belasten. Spielt das bei Ihren Forschungen eine wichtige Rolle?
Auf jeden Fall eine ganz entscheidende Rolle. Das Schlagwort Bioökonomie ist bei uns ganz wichtig. Also wie gesagt, einerseits die Algen sind ja ein nachhaltiger Rohstoff, aber auch zum Beispiel nutzen wir Muscheln oder machen ein Forschungsprojekt mit Muscheln, die im Moment zu klein sind, dass der Mensch sie so nicht verzehren möchte, weil keiner Lust hat, sie einfach so zu pulen. Und ja, da suchen wir auch Möglichkeiten, die anderweitig zu nutzen.
Wie wollen Sie die mal für den Lebensmittelverzehr nutzbar machen? Also viele maschinell polken und dann zusammenpressen und ein größeres Stück, oder wie? Was ist die Idee?
Ja, zum Beispiel als Brotaufstrich, die zu nutzen, also andere leckere Zutaten dazuzugeben und dann eher wie eine Sardellenpaste, dann ein Brotaufstrich daraus zu machen.
Und das ist konkret auch ein Forschungsprojekt?
Das ist auch ein Forschungsprojekt bei uns.
Ja, das finde ich hochinteressant, weil ehrlich gesagt, man weiß viel über die Kieler Förde und man weiß auch viel, was wir da an Fischen rausziehen. Aber, dass wir versuchen, auch forschend aus Algen oder Muscheln Brotaufstriche zu kreieren, die schmackhaft sind und sich verkaufen lassen. Das ist ehrlich gesagt, glaube ich, wenigen bewusst in diesem Land. Fraunhofer, und das ist ja ein Fraunhofer-Institut ist angewandte Wissenschaft, insoweit, als dass oft Kooperationen mit Unternehmen gesucht werden. Finden Sie dann vielleicht Unternehmen, die sich auf diesen Weg einlassen, mit Ihnen gemeinsam, dass so Algen, Muscheln und sonstige Produkte zu kreieren?
Zum Beispiel bei den Muscheln ist es jetzt auch ein BMBF gefördertes Projekt, worüber mit Firmen zusammenarbeiten. Dann hilft uns zum Beispiel das Cluster Food Regio, wo man einfach ein großes Netzwerk hat, wo man auch dann die Unternehmer kennenlernt oder dort die Menschen aus der R & D (Research & Developement) Abteilung, die Abteilung und dann gemeinsam überlegt, was man machen könnte und sie dann unsere Kompetenzen nutzen. Oder zum Beispiel haben wir jetzt auch ein großes Kooperationsprojekt mit einer Firma, die heißt Bluu Bioscience, das ist eine Ausgründung von uns, von Fraunhofer, vom EMB. Und dort beschäftigen wir uns auch mit Fisch, allerdings mit Fischzellen, die im Reaktor gezüchtet werden.
Also das ist nochmal ein ganz anderes spannendes Thema. Ich will noch mal zurück zu diesen Unternehmen und ich bin ja nicht der Wissenschaftsminister, sondern der Wirtschaftsminister. Und der denkt immer so ein bisschen an die Wirtschaft und fragt sich, ob die Lebensmittelindustrie eigentlich Ihnen super zugewandt und offen ist oder ob man eher sagt: Mensch also abständig. Also es gibt ja die eine oder andere Produktion von solchen Dingen schon mal in der Vergangenheit, wo man auch nicht so rasend erfolgreich war und ist, wieder eingestellt hat, weil der Verbraucher, weil der Konsument es nicht angenommen hat. Wir waren vorhin bei den berühmten Algenbier. Dafür gab es eine Brauerei. Die war dabei und die wollte das auch eigentlich so richtig in Serie produzieren?
Das hat sie auch produziert, aber ja, leider dann doch nicht so erfolgreich. Dort gab es dann auch Wechsel in der Geschäftsführung und ich glaube, da gab es auch so ein bisschen eine Neuausrichtung in dem Unternehmen. Aber leider wurde das Produkt eingestellt.
Sind Sie da dran, noch dieses Thema gegebenenfalls weiter fortzusetzen oder dürfen Sie das durch die alte Kooperation nicht die es da gab?
Die alte Kooperation haben wir beendet, damit wir frei sind für neue Kooperationen. Und wenn jetzt einer zuhört, der Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden.
Sehr schön. Der Appell geht an die Bierbrauer der Welt. Jetzt kommen wir zu dem nächsten Schritt, der dann ja das Wasser und die Algenfarmen gar nicht mehr braucht, sondern der im Reaktor Lebensmittel erzeugt, also aus isolierten Zellen. Was macht Zellwachstum?
Genau. Da ist ja auch eine große Kompetenz bei uns beim Entwicklungszentrum für Zelltechnologie. Dort haben wir ja schon lange Zellen vermehrt. Und jetzt geht es im Grunde darum, sie nicht nur für die Medizin zu nutzen, sondern auch als Lebensmittel. Es gibt schon einige Firmen auf der ganzen Welt, es werden viele Millionen Euro in dieses Feld investiert und ja, mit der Kooperation sind wir da auch mit dabei.
Ein wirklich spannendes Feld. Auf einer Reise ins Silicon Valley, in die USA haben wir mit einer Delegation unter anderem auch einige Firmen dort kennengelernt, die aus einfachen Pflanzenproteinen versuchen, Ei also quasi geschmacklich zu treffen und das nachzubilden. Aber auch Fleischprodukte. Auch das ist ja etwas, wo man sagt aber ohne, dass man Tiere züchten und schlachten muss, käme man in die Richtung solche Produkte in ähnlichen Geschmacksrichtungen zu machen. Denn das ist ja offenbar das Ziel dieser Fischproduktion aus dem Reaktor.
Ja wobei, es gibt ja einerseits die Fisch- und Fleischersatzprodukte, die dann wirklich aus Pflanzenproteinen diese nachahmen sollen. Und das ist aber jetzt noch ein anderes Thema. Hier geht es wirklich um… vom Fisch oder vom Tier wird eine Biopsie genommen, also wirklich Fischzellen.
Also es sind echte Tierzellen? Anders als bei den anderen, wo das Protein also quasi geschmacklich umgewandelt wird, geht es hier wirklich um echte Zellen?
Ja, wirklich echte Fischzellen.
Das heißt, das ist jetzt kein veganes Produkt und auch kein vegetarisches.
Nein.
Das ist wirklich in Wahrheit ein tierisches Produkt. Nur dass die Produktion nicht in der Natur stattfindet, sondern im Reaktor durch Vermehrung, erst im Reagenzglas und dann größer?
Genau. Und der Vorteil ist natürlich, es musste dafür kein Tier sterben. Und man muss auch nicht alles züchten, was am Tier sonst noch so dran ist, weil man braucht natürlich kein Auge von einem Tier, sondern man kann wirklich nur die Muskelzellen oder die Fettzellen dann produzieren. All das was man braucht und dann auch ja wie gesagt, das dann wieder so zusammenfügen.
Also insoweit etwas, was unter ethischen Gesichtspunkten interessant ist, aber eben auch für eine Zukunftsindustrie von großem Interesse sein kann. Deshalb nochmal zurück zu der Vernetzung mit den Unternehmen. Wir sprachen vorhin über Food Regio, das ist das Cluster, das in Schleswig-Holstein gerade so die Ernährungswirtschaft zusammenbindet. Gibt es da viele Partner, die inzwischen auch Interesse haben, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, oder gibt es da noch Abständigkeit?
Das Interesse ist auf jeden Fall da und es ist einfach so ein stetiges Aufbauen sozusagen von den Leuten, zeigen, was für Kompetenzen es bei uns gibt, was wir mit ihnen gemeinsam machen können. Und manchmal ist es auch einfach so man unterhält sich auf irgendeiner Veranstaltung, die jetzt leider in letzter Zeit nicht so stattfinden konnten. Und dann ein halbes Jahr später ruft jemand aus der Firma an und sagt: Mensch, jetzt habe ich irgendwie ein Projekt, was ich gerne mit euch machen würde. Ja, das gibt es schon.
Sie waren vorher Lebensmittelentwicklerin. Kann man das sagen?
Also ich habe lange bei Erasco gearbeitet hier in Lübeck, das habe ich 15 Jahre lang gemacht.
Wie kommt man dann dazu, in ein Institut zu gehen, das ich mit Zellproduktion beschäftigt? Was war der Treiber für Sie?
Ich habe immer in der Forschung und Entwicklung gearbeitet, so hieß unsere Abteilung. Aber wir haben eigentlich eher entwickelt und nicht geforscht. Ab und zu hatten wir mal Themen, wo wir so ein bisschen weiter, tiefer eintauchen mussten und das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Und dann kam diese Stellenausschreibung von Fraunhofer: „Wirtschaft und Wissenschaft geht nicht? Doch! Probieren Sie es bei Fraunhofer“ und das fand ich einfach sehr sehr spannend, weil ich denke es ist auch sehr gut für die Wissenschaft, einfach diesen Wirtschaftsaspekt, den ich ja nun lange Zeit einfach auch mit beachten musste in meiner Arbeit, dann mit reinzubringen. Denn ich glaube es funktioniert nur, wenn die Wissenschaft auch weiß, was die Wirtschaft dann auch braucht.
Frau Böhme, das Institut liegt in Lübeck, in Schleswig-Holstein hat das besondere Vorteile für das, was Sie tun? Warum Schleswig-Holstein?
Ich denke Vorteile hat es schon, weil einfach die Ernährungsbranche in Schleswig-Holstein sehr, sehr wichtig ist und es gibt sehr viele Unternehmen, die das nutzen können.
Und es gibt das Meer natürlich. Ist das Umfeld, das sie hier vorfinden, für sie so, dass sie sagen: Ja, das passt auch ganz genau da rein.
Ich denke schon, wie gesagt, in Lübeck gibt es einfach auch viele Unternehmen in dem Bereich und wir sitzen mitten auf dem Campus. Das heißt, wir haben die Technische Hochschule auf der einen Seite, wo es auch im Bereich Lebensmittel etwas gibt, wie auf der anderen Seite die Universität mit der Ernährungswissenschaft. Also perfekt eigentlich vom Standort.
Frau Böhme Ihr Institut ist Initiator des Projekts Fraunhofer Future Food. Wobei worum handelt es sich dabei? Was ist das?
Da geht es darum, bei uns im Bereich ein Kompetenzzentrum aufzubauen für Lebensmitteltechnologie. Also einerseits geht es darum, ja den Unternehmen hier in Schleswig-Holstein zu helfen, die Ideen, die zu unterstützen bei der Forschung. Denn oft ist es so: Es sind kleine mittelständische Unternehmen, die Produktentwicklung, die macht oft der Produktionsleiter mal nebenbei. Aber dann ist es ja so, wenn irgendwas in der Produktion hakt, dann wird er eher das tun, als sich wieder mit der Forschung zu beschäftigen. Aber das ist ja das, was das Unternehmen weiterbringt.
Das ist jetzt ein bisschen abgetrennt von all den Algen und den Muscheln und Fischen, die wir vorhin hatten. Das heißt wirklich, tatsächlich, auch wenn ich in einem ganz anderen Bereich Lebensmittelproduzent bin, dann kann ich zu Ihnen kommen und sagen: Hey, was ist eigentlich zukünftig vielleicht in deinem Bereich auch noch möglich?
Ja, genau. Das wäre zum Beispiel, dass wir dort beraten. Oder wir haben auch ein Technikum, in dem wir Lebensmittel herstellen können, Prototypen herstellen können, vielleicht anders herstellen, als er es in seinem Unternehmen kann. Dann haben wir ein großes Netzwerk und manchmal ist es ja auch so, vielleicht hat er ein Bei-Produkt, was er im Moment gar nicht nutzt und wir kennen jemanden, der das gut nutzen könnte oder können dann die beiden zusammenbringen, oder dann dazwischen forschen, wie man sie gut zusammenbringen kann.
Ein Future Food Kompetenzzentrum bei Fraunhofer in Lübeck. Auch das, finde ich, ist so ein interessantes Thema. Unternehmen letztlich zusammenzubringen, mit Ihnen also zu vernetzen und in Wahrheit sie zu benutzen und auch Austauschplattform für neue, innovative Ideen. Denn darum geht es letztlich im Land. Innovationskraft zu heben in den Unternehmen und das im Zusammenspiel mit der Forschung bei Fraunhofer. Also dieser Austausch, der in der Tat gerade auch in unserem Bundesland besonders wichtig ist, weil wir halt auch aufgrund der Unternehmensstruktur einfach nicht so viele und große Unternehmen mit Forschungs- und Entwicklungsabteilungen haben, das auf der einen Seite an Universitäten, an Hochschulen, durch Fraunhofer und andere Institute angewandte Wissenschaft stattfindet, die aber sofort transferiert werden kann in die Wirtschaft oder für die Wirtschaft auch in Auftrag geben ist für uns ganz, ganz wichtig. Und in diesem Bereich, wo wir ja eigentlich eine ernährungswissenschaftliche Kompetenz haben in diesem Land und ernährungswirtschaftliche Kompetenz, da ist das in der Tat eine finde ich zentrale Weiterentwicklung, auch in diesem Bereich innovativ unterwegs zu sein. Da gibt es einen Wunsch an die Politik, gibt es einen Wunsch an den Wirtschaftsminister?
Ja, wir werden ja auch von Ihnen gefördert im Kompetenzzentrum, was Sie mit diesem Projekt Fraunhofer Future Food aufbauen und darauf aufgebaut haben und jetzt in der nächsten Phase sind. Und das wäre natürlich schön, wenn wir dann auch dort weiter gefördert werden würden. Einfach um diese Sachen wie gesagt erst mal voranzutreiben, damit die Unternehmer, die die Ernährungsbranche dann auch was anzufassen hat und nicht nur eine Idee irgendwie bezahlen muss sozusagen. Das wäre schon sehr sehr hilfreich für uns
Gut, da sind wir dabei. Sage mal, das ist so spannend und so innovativ. Das ist auch das Land glaube ich insgesamt voranbringt, wenn wir da das eine oder andere Leuchtturm-Produkt mal tatsächlich schaffen würden. Insoweit kann man ihnen ja nur wünschen und wer jetzt hier draußen zuhört und vielleicht von dem einen oder anderen großen Lebensmittelunternehmen da ist. Wir haben da ein Institut in Lübeck, da lohnt es sich mal vorbeizuschauen, Kontakt aufzunehmen und zu sagen, forschen wir mal gemeinsam, machen wir mal etwas gemeinsam, zum Beispiel aus einer großen Algenproduktion. Frau Böhme, vielen Dank, dass Sie da waren. Zum Schluss eines solchen Podcast stelle ich immer noch drei Fragen. Die besten Ideen habe ich?
Auf dem Fahrrad, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin oder wieder nach Hause.
Sie fahren mit dem Rad zur Arbeit. Der Verkehrsminister ist begeistert. Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist?
Meine Heimatstadt Lübeck.
Was ist da am schönsten?
Ich habe für mich das SUP-Fahren entdeckt auf der Wakenitz. Und das ist wirklich herrlich, Abends dort.
Das was fahren?
SUP – Stand up paddling.
Stand up paddling auf der Wakenitz? Und auf der Trave, einmal rundrum?
Genau, auch das habe ich schon gemacht.
Toll, sehr schön. Und Sie sind am Anfang nicht so oft ins Wasser gefallen?
Nein, das hat gut funktioniert.
Am meisten inspiriert hat mich?
Es sind eigentlich immer die Gespräche mit anderen, die Innovationen im Lebensmittelbereich machen wollen, seien es irgendwie Start-ups oder auch das Netzwerk oder meine Kollegen, mit denen wir natürlich auch oft viel philosophieren und Ideen haben.
Bei mir ist Elke Böhme, die finde ich ein total spannendes, einen total spannenden Beruf hat und damit ganz viel dazu beitragen kann, dass vielleicht bei der Produktion von Lebensmitteln auf der Welt es zukünftig anders zugeht und dabei auch viele andere Ziele als nur die Versorgung mit Lebensmitteln auf der Welt gewährleistet wird. Vielen Dank, dass Sie bei mir waren. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht zuzuhören und ich würde mich freuen, wenn Sie auch beim nächsten Mal dabei sind. Wenn in einem weiteren Podcast echte Chancen ich jemanden hier habe, der etwas zu erzählen hat aus seinem Beruf, etwas Innovatives, aus seinem Leben, aus dem Lande Schleswig-Holstein. Vielen Dank, dass Sie da waren.
Ich danke Ihnen auch.