"Aus der Wirtschaftsperspektive muss ich sagen, dass viel zu wenig Wirtschaft in Schulen stattfindet."

Bernd Buchholz im Gespräch mit Britta Brechtel

Britta Brechtel ist Gründerin und Geschäftsführerin von timebook und Vorstandsmitglied der DiWiSH. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht sie über ihre Begeisterung für Digitalisierung, weshalb sich das Schulsystem vermehrt mit Wirtschaft befassen sollte und ihren Lieblingsort in Schleswig-Holstein.

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts Echte Chancen. Mein Name ist Bernd Buchholz. Ich bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und begrüße in meinem Podcast Menschen, die irgendwas Besonderes machen, in Schleswig-Holstein besonders kreativ sind oder besonders kreativ waren, die besondere Herausforderungen gemeistert haben oder besondere Forschungsergebnisse erzielt haben. Mein heutiger Gast ist Britta Brechtel, Gründerin und Geschäftsführerin eines Start-ups namens timebook. Und sie ist außerdem Vorstandsmitglied im Digitalwirtschaft Cluster Schleswig-Holstein. Frau Brechtel, herzlich willkommen!


Britta Brechtel: Hallo! Moin!


Sie sind eine Frau, die in der Digitalwirtschaft eigentlich schon seit unvordenklichen Zeiten in diesem Land eine Rolle spielt. Vor der Gründung Ihres Start-ups haben Sie schon an anderer Stelle digital einiges veranstaltet. Woher kommt der Drang, sich im Digitalen auszuleben?


Eigentlich komme ich überhaupt nicht aus dem technologischen oder digitalen Bereich. Das ist passierte vor zehn Jahren, da bin ich zu der Firma FLS, Fast Lean Smart, gekommen. Ich bin ursprünglich BWL-erin und HR-lerin und bin da hingekommen und bin auf ein Unternehmen gestoßen, das ich im B2B-Bereich mit Digitalisierung beschäftigt und schon beschäftigt hat, als es diesen Begriff im Grunde überhaupt noch nicht gab. Und diese Technologie, diese Idee hat mich total angefixt, die Möglichkeiten, die es damit gibt, ich habe auch das Marketing gemacht da in der Firma und das hat mir so Freude gemacht, das in die Welt zu posaunen, die Möglichkeiten von Digitalisierung und zeitgleich durch den Fachkräftemangel. Wir sind gewachsen, ich brauchte ganz dringend Fachkräfte aus dem digitalen Bereich, habe ich festgestellt. Es gibt einfach keine und so habe ich mich halt immer weiter in dieses Thema rein gefräst. Also welche Chancen gibt es für Digitalisierung? Was braucht Digitalisierung? Und so bin ich in dieses Thema reingewachsen.


Zwischen dieser Zeit, ich sage mal studierter BWLerin und FLS: gab’s da noch was anderes zwischendurch? Erzählen Sie mal ein bisschen.


Ich habe ein duales Studium gemacht, BWL-Studium zusammen mit ALDI mit der ALDI Zentrale in Bargteheide, bin also ein Kind des Einzelhandels. Das war total spannend, ich habe ganz viel über Strukturen, über Prozesse kennen gelernt und vor allem die Dienstleistung, der Service am Kunden, das fand ich toll und bin auch im Einzelhandel geblieben.


Und ALDI hat damals ein duales Studium angeboten, mit zu machen. Und da waren Sie wo? Wo haben Sie studiert?

In Lübeck.

Ein Duales Studium, das gerade in diesem Bereich inzwischen auch wirklich etabliert ist, gut ist, toll ist, aber zu der Zeit wahrscheinlich noch was ganz Besonderes war, dass man also sehr praxisorientiert das Studium da anlegt, also ja auch eine tolle Sache eigentlich ist.


Darüber hat man vielleicht damals noch gar nicht so nachgedacht. Im Nachhinein würde ich sagen, das war einfach wunderbar, weil man hat die theoretischen Kenntnisse im Grunde sofort abgleichen können und man hat einfach auch, muss man schlichtweg sagen, das Arbeiten gleich am Anfang gelernt.


Erst mal was Praktisches zu lernen, macht es einfach gut.


Würde ich nur empfehlen, genau. Weil ja Wirtschaft auch in Schule überhaupt nicht stattfindet. Und ich finde das so wichtig, dass die jungen Menschen überhaupt erst mal Ängste abbauen können, einfach erst mal loslegen können in Wirtschaft, um überhaupt Wirtschaft erst mal kennen zu lernen.


Sie haben das bei ALDI durchlaufen und dann?


Und dann bin ich gewechselt zur Bela. Also war ich bei den famila-Warenhäusern und bin da aber in den Verwaltungsbereich gewechselt und habe Prozesse optimiert in den Warenhäusern. Bin also da schon so in diese HR-Schiene gekommen.


Einzelhandel und da dann in die Verwaltung und da auf den Personalbereich.


Genau.


Und dann gewechselt als Personalerin zu FLS?


Nein, das war noch viel später. Dann ist mir erst mal das Tollste widerfahren in meinem Leben: Ich habe ein Kind bekommen und bin danach dann nach Hamburg gewechselt zu einem Trainingsanbieter für Rhetorik, Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung. Also da bin ich dann wirklich in diesen Bereich gekommen: Wie ticken Menschen? Wovor haben sie Angst? Wie können sie sich entwickeln? Wie kann man ihre Persönlichkeit entwickeln im beruflichen Kontext? Und habe da eigentlich gemerkt, dass das eine Leidenschaft von mir ist, Menschen zu stärken.


Was ist denn Ihre eigene Vorbildung dafür gewesen?


Ich habe auch da wieder das Marketing gemacht, Personal, die Organisation, das ist meine Perspektive auf Digitalisierung. Den Menschen darin zu verstehen. Was bewegt ihn eben auch davor, Angst zu haben? Und ich glaube, da geht es erst mal weniger darum, Technologie zu verstehen, sondern den Menschen zu verstehen.


Der Ansatz der Digitalisierung, der von der anderen Seite kommt, ja von der kundenorientierten Seite. Er kommt und sagt: Was hält mich davon ab, das mit technischer Unterstützung zu machen oder was bringt mich dahin? Was bringt es mir eigentlich? Die technische Unterstützung, die Digitalisierung zu nutzen? Jetzt sind wir immer noch bei ihrem Werdegang und immer noch beim HR-Bereich, aber immer noch nicht bei FLS.


Nee, aber dann kam FLS, genau.


Das müssen wir jetzt auch sagen. Es ist eine Softwareschmiede an der östlichen Seite der Kieler Förde. In einem kleinen Ort namens Heikendorf. In einem Haus, in dem man alles Mögliche vermutet, aber keinen Softwareentwickler.


Das ist die ehemalige Biologische Forschungsanstalt. Das ist jetzt der FLS-Campus, bummelig 16.000 Quadratmeter groß. Und das hat mein jetziger Mann damals erworben, weil ihm schon immer am Herzen lag, dass es den Mitarbeitern gut gehen sollte.


FLS ist im Bereich Services, Logistik, Echtzeit-Optimierung unterwegs gewesen, also etwas wo man sagt im Logistikbereich, schon sehr technisch, aber eben auch sehr anwenderorientiert. Ein Unternehmen, das man in Schleswig-Holstein an dieser Stelle auch nicht unbedingt erwartet hätte. Mit wie vielen Mitarbeitern so damals an der Spitze?


Ich bin eingestiegen, bei Mitarbeiter 30, also noch sehr überschaubar und haben das dann wachsen lassen bis um Mitarbeiter 100 mit weiteren Standorten, auch mit internationalen Standorten.


Ein wirklich prosperierendes Unternehmen, das richtig im Wachstum ist und das viele tolle Sachen gemacht hat. Eigentlich ein Vorzeigeunternehmen der Digitalisierungswirtschaft in Schleswig-Holstein. Jetzt sagt Frau Bechtel: Nein, jetzt habe ich keine Lust mehr darauf, jetzt mache ich was anderes. Warum?


Ja, mein Mann und ich haben dann die Mehrheitsanteile des Unternehmens verkauft und sind dann auch ein paar Jahre später rausgegangen aus dem operativen Geschäft. Mein Mann war da eigentlich überwiegend der Treiber da noch mal ein Start-up zu gründen, weil er ist im Grunde nicht der große Manager, sondern er ist Softwareentwickler und Mathematiker und liebt komplexe Probleme. Damit ist er auch erfolgreich geworden, komplexe Probleme zu lösen, durch Mathematik und durch Informatik. Und das wollte er eigentlich noch mal von Null an neu beweisen und aufbauen.


Und deshalb haben Sie timebook dann gegründet.


Genau.


Die Idee von timebook ist welche?


Die Idee von timebook dreht sich auch wieder um Terminplanung, ähnlich wie bei FLS, aber im Bereich B2C. Also der Mehrwert erschließt sich für den Endkunden und wir wollen mit timebook ein neues Terminportal anbieten, dass es kleinen und mittleren Veranstaltern und Dienstleistern, aber auch kleinen und mittleren Restaurants und Vermietung von Kanus und so weiter solchen Unternehmen die Möglichkeit bietet, ihre Dienste dort anzubieten. Und als Endnutzer kann ich das ganz schnell und einfach buchen und bezahlen und in meinem Kalender integrieren.


Und dieses Start-up ist jetzt seit wann am Start?


Seit bummelig anderthalb Jahren.


Und wo stehen Sie jetzt mit timebook?


Also wir sind gestartet und haben gedacht: Na ja, wir haben es uns eigentlich schon mal bewiesen, wir können es ja. FLS wurde 1992 gegründet, also da waren die Technologiestrukturen, die Voraussetzungen noch ganz andere. Aber wir haben gedacht, das kriegen wir schon hin und haben angefangen eine App zu entwickeln, sind damit rausgegangen und haben die Erfahrung gemacht: Wir müssen noch ziemlich viel lernen. Wie tickt der Nutzer? Also einmal der Endnutzer. Wie bereit ist er eigentlich, völlig neue Ideen anzunehmen? Aber auch: Wie ticken kleine mittelständische Unternehmen? Die nämlich viel weniger digital sind, als wir gedacht haben, die darin eher eine Barriere sehen. Wo wir gesehen haben: Da ist ja eine Riesenchance für deine Kunden. Und das aber anzunehmen und daraus zu lernen und jetzt das Produkt wieder in einer neuen Schleife weiterzuentwickeln und es noch mal, wie wir glauben, barriereärmer anzubieten.


Die Sie als kleine und mittelständische Unternehmer da ansprechen, sind diejenigen, die Dinge anbieten, Dienstleistungen anbieten, gerade auch touristisches. Veranstaltungen anbieten in einem Bereich, in dem man eigentlich erwartet: Wie? Wir sind doch alle eigentlich digital unterwegs. Digitale Buchungssystem für alles Mögliche, für natürlich, Beherbergung für natürlich Veranstaltungen, Ticketservices hier. Überall gibt es doch alles schon, sagt man sich. Und dann guckt man in die kleine und mittelständische Szene, gerade in den Bereichen und stellt fest: Na ja, so super digital affin sind da viele jetzt nicht. Ganz im Gegenteil.


Es ist ja auch ein digitales Mindset. Also es geht ja nicht darum: Aha, ich habe hier eine digitale Lösung, die wird schon irgendwas bringen und dann implementiert ich das. Sondern ich als Unternehmer auch aus einer nicht Technologiebranche, nehmen wir mal den Tourismus, das passt ja wunderbar hier in das Land und die Leute kommen zu uns und wollen hier was erleben. Und wie kann ich als Unternehmer eigentlich mich digital aufstellen im Tourismus? Und ich glaube, da haben wir so viele Chancen, dass es eben nicht nur ist: Ich habe eine Webseite und darauf kann man meine Wohnung buchen oder mein Zimmer oder was auch immer. Das ist glaube ich viel mehr. Man muss es viel weiterdenken. Also ich sage mal, vielleicht ist das ein Stück weit typisch deutsch, dass man sagt, das läuft doch, also irgendwie jetzt wieder, wenn ich das auf Tourismus beziehe, die Leute kommen doch, das funktioniert, ich habe ja eher zu wenig Personal, also ich brauche das nicht und es funktioniert ja. Und da aber nicht weiter zu denken und auch in die nächsten Generationen zu denken und auch zu bedenken, dass digitaler Wandel ja nicht auf Knopfdruck passiert. Ich muss ja erst mal anfangen, um selber daraus zu lernen, damit meine Kunden lernen und so langsam etabliert sich das eben, wenn man mal überlegt, wie die digitale Applikation, die für uns jetzt gang und gäbe sind, wie eben Buchungen, Plattformen oder so, wie booking.com oder was weiß ich, wie viele Jahre oder Jahrzehnte die gebraucht haben, um sich wirklich zu etablieren.


Wir kommen zurück zu ihrem Start-up und der, der dann doch für erfahrene Unternehmerinnen und erfahrene Unternehmer durchaus interessante Erfahrungen mit einem Start-up zu sagen: Ups, der Markt ist gar nicht so weit, wie wir das jetzt gedacht hätten. Wie geht man damit um?


Ich glaube, es ist irgendwie so von allem, was wir sind ja auch als Investoren tätig in einem digitalen Start-up. Ich bin ja, wie gesagt, im digitalen Cluster engagiert, versuche junge Menschen zu bewegen, in digitale Kontexte einzusteigen und zu gründen. Und ich erzähle immer, dass Scheitern dazugehört und immer daraus zu lernen und weiterzugehen. Und das ist auch wirklich meine Überzeugung. Aber wenn man das dann am eigenen Leib erlebt, dann muss man schon schlucken und aber gleichermaßen muss man genau diese Dinge anwenden. Ich habe relativ viel Energie und Leidenschaft und ich möchte unbedingt, dass vor allem Schleswig-Holstein sich weiterentwickelt, also dass wir dazu beitragen können, dass es mehr Neugierde gibt, also dass wir neugierig sind und dass wir nicht immer die Skepsis sehen und dass wir nicht mit dem Finger auf einen zeigen, der es eben nicht geschafft hat, sondern dass wir als Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner sagen: Ja, wir haben Bock, einfach das weiterzuentwickeln. Und deswegen geben wir nicht auf.


Ein modernes, innovatives, dynamisches Land, in dem es eine Fehlerkultur gibt, die uns mehr in Richtung Silicon Valley bringt und wo der eine oder andere Start-up-Unternehmer das Scheitern quasi wie eine Medaille am Revers trägt, weil es ein Zeichen dafür ist, dass er Erfahrungen gemacht hat. Und trotzdem ist das nicht so unsere Mentalität.


Also wir müssen ja kein zweites Silicon Valley sein, aber ich glaube, dass wir so viel Potenzial haben, hier in dem Land was Eigenes zu schaffen. Weil die Schleswig-Holsteiner sind ja in der Regel echt geerdet und das finde ich super und trotzdem gibt es ja so viel Potenzial durch die Hochschulen.


Und deshalb sollten Sie mit Ihrem Start-up unbedingt weitermachen und alle Chancen dazu nutzen. Aber in Wahrheit sind Sie ja nicht neu mit einem Start-up unterwegs, sondern sie helfen Start-ups auch und kümmern sich um Start-up-Unternehmerinnen und Unternehmer. Wo sind denn die größten Schwierigkeiten für die Start-up-Leute, die in Schleswig-Holstein sagen: Ich würde so gerne und sehe doch ein Problem?


Also ich glaube, wenn man jetzt mal so eine chronologische Kette sieht, dann fängt das natürlich in Schulen an, dass den überhaupt viel zu wenig Lust gemacht wird auf Unternehmertum. Dann, wenn jemand aber eine Idee hat und sie verwirklichen will, glaube ich, dass es eigentlich genug gibt an Förderung, auch öffentliche Förderung. Es gibt aus meiner Sicht ausreichend Start-up-Zentren, die so eine Erstberatung machen. Ich glaube da ist Schleswig-Holstein aus meiner Sicht echt ganz gut aufgestellt. Aber das danach. Also erst mal auch zu sagen, stell mal fest, bist du eigentlich Unternehmer oder hast du nur eine geile Idee, aber bist eigentlich kein Unternehmer? Dann sucht dir vielleicht jemand, der Unternehmer ist und dann eben im zweiten Schritt wirklich festzustellen: Hat das eine Chance oder brauchst du Wagniskapital? Das haben wir hier viel, viel zu wenig den Zugang zu Risikokapital. Was ich feststelle, ist, dass es dann doch der nächste Schritt der Professionalisierung ist, da fehlt eigentlich Betreuung. Also dieses erste Coaching, das ist da. Aber wie mache ich Vertrieb eigentlich wirklich? Also wie glotze ich eigentlich wirklich ran, um an Kunden zu kommen und wie mache ich eigentlich meine meine Finanzplanung? Das ist, glaube ich, herausfordernd.


Und Sie sagen, da wo meine Themen fehlen, muss ich mir was zukaufen. Also wenn ich da jemanden brauche, dann brauche ich offenbar einen Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin oder einen Kollegen, der mit mir gemeinsam in die Gründung geht und der diesen Bereich mit abdeckt. Frau Brechtel, sie engagieren sich nicht nur in Unternehmen und für Start-ups, sondern bei der Digitalwirtschaft Schleswig-Holstein, da spielt das Thema Schulen auch eine große Rolle. Wie kommt es dazu, dass digitale Bildung an Schulen Ihnen auch noch mal ein besonderes Anliegen ist?


Das ist im Grunde ganz schnöde entstanden dadurch, dass ich bei FLS einfach keine Fachkräfte gefunden habe. Wir wollten so gerne aus der Region einstellen und da kloppen sich halt viele Unternehmen um wenig Absolventinnen. Und dann bin ich dem so irgendwie nachgegangen und habe mit Professorinnen gesprochen und irgendwie kam dann raus: Naja, es liegt ja auch daran, dass viel zu wenig Jugendliche oder junge Menschen diesen Weg einschlagen, einen technischen Beruf zu studieren oder zu erlernen. Und zudem ist die Abbrecherquote enorm hoch. Und so bin ich dazu gekommen. Das Übel muss ja irgendwie dann in der Schule anfangen und habe mich dann mit vielen Mitstreiterinnen immer weiter mit diesem Thema beschäftigt und versuche herauszufinden, was können wir eigentlich in Schule besser machen? Und das ist ehrlich gesagt noch eine Menge.


Sagen Sie mal was, was es ist, was wir in Schule, bei Digitalisierung und gerade bei digitaler Bildung besser machen können.


Ich jetzt aus der Wirtschaftsperspektive, muss sagen, dass viel zu wenig Wirtschaft stattfindet in Schulen. Und dieser Einblick, welche Chancen habe ich eigentlich in der digitalen Wirtschaftswelt? Warum muss ich nicht der Nerd sein, um da irgendwie mich zu behaupten, sondern warum kann ich als vielleicht neugierige junge Frau, die total gerne kommuniziert und mit Kunden spricht oder vielleicht total gerne eine digitale Lösung erklärt, wieso kann sie nicht ein super wichtiger Teil sein in Wirtschaft und das einfach kennenlernen? Und das bedauere ich.


Das ist etwas, was in Schule natürlich durch Menschen vermittelt werden müsste. Der Zugang dazu, den wird nicht jede Lehrerin und jeder Lehrer haben, weil einfach die eigene Sozialisation da reinspielt. Ist es nicht dann einfach sinnvoll, gegebenenfalls auch gerade solche Menschen, die als Vorbilder dienen können, in Schulen zu lassen und zu sagen: Hey Leute, guckt euch doch einfach mal an, wir schaffen jetzt Praktikumswochen, die nicht für euch bedeuten, ihr geht jetzt irgendwo raus, wo keiner weiß, was er mit euch anfangen soll, sondern wir lassen Praktikumswochen einfach mal zu, dass sich euch Menschen vorstellen, die einfach ein Unternehmerbild zeichnen und ein Unternehmen zeigen, das euch zeigen soll: Wie sieht es denn eigentlich in der Praxis aus? Wir machen Lust auf unsere Berufswelt.


Ja, es kommen Menschen in Schulen. Das finde ich noch so ein bisschen so Labor und stellen sich vor, dass es ich glaube, wir müssen es interaktiver gestalten.


Das ist viel zu tun in Schulen. Es geht um Digitalisierung als Vermittlungselement. Das geht in Wahrheit aus meiner Sicht auch noch um Digitalisierung des Bildungsthemas selbst, bei dem wir viel stärker auch individuell auf die Talente von Menschen eingehen können, als das vielleicht im Frontalunterricht vor Klassenverbänden möglich ist. Da ist in der Tat viel möglich. Jetzt möchte ich Sie als Frau noch mal besonders fragen, weil das eine besondere Herausforderung ist, gerade junge Frauen davon zu überzeugen, dass eine Richtung in Technik, eine Richtung in mathematisch naturwissenschaftliches, in Digitalisierung. Sie haben ja gerade beschrieben: Das muss ja gar nicht mathematisch sein. Das kann ja auch einfach sein, dass man einen Zugang dazu findet, weil man sagt: Im Marketing für die ist auch eine tolle Sache. Sie haben ja den Zugang auch übers Marketing und über Personal gefunden. Wie kriegen wir es hin, die Begeisterung in jungen Frauen in diese Richtung stärker zu wecken? Oder warum gelingt es uns nicht?


Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, sind ja noch nicht die Digital Natives. Das heißt, die sind auch, glaube ich, alle noch im Kopf in diesen Rollenklischees, das ist einfach so, man begegnet jungen Frauen oder Mädchen einfach anders als Jungs oder jungen Männern. Und ich würde gar nicht mal sagen: Was machen wir mit Mädchen, was machen wir mit Jungs? Sondern wir haben da junge Menschen, die einfach gleichermaßen… jedes Individuum hat Potenziale und ich spreche einfach einen Menschen an.


Das ist ein weites Feld, dass es da eine große Aufgabe und das ist in Wahrheit eine Zukunftsaufgabe, der man sich unbedingt widmen muss, weil wir wahnsinnig viele Potenziale haben, die ansonsten verschlummern in anderen Bildern und Berufsbildern. Bei mir ist Britta Brechtel, Gründerin und Geschäftsführerin des Start-ups timebook beim DiWiSH beim Cluster der Digitalwirtschaft in Schleswig-Holstein aktiv auch für das Thema Schulen und Bildung im Bereich der Digitalisierung. Und eine spannende Gesprächspartnerin, mit der wir noch viele Stunden verbringen könnte, die wir jetzt aber leider nicht mehr haben, sondern zum Schluss kommen und in Wahrheit noch drei kurze Fragen beantworten können. Und darum bitte ich auch um eine kurze Antwort auf eine kurze Frage. Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist?


Die Kieler Förde.


Digitalisierung bedeutet für mich?


Eine große Chance für Menschen, weil sie durch die Erleichterung, die durch Digitalisierung kommt, viel mehr Mensch sein dürfen, als sie glauben.


Das Beste an meinem Job ist?


Dass ich immer wieder neue Menschen kennenlerne. Neue, spannende Menschen. Dass ich glaube, etwas bewegen zu können.


Das könnte ich jetzt genauso für meinen Job sagen. Denn das ist wirklich das Beste daran, dass man auch in einem solchen Podcast immer wieder Menschen erlebt, die spannend sind, die was zu erzählen haben. Britta Brechtel Da war bei mir schön, dass Sie dabei waren. Herzlichen Dank fürs Mitmachen.


Vielen Dank!


Und Ihnen hoffe ich, dass es Spaß gemacht hat zuzuhören bei diesem Podcast „Echte Chancen” vom Wirtschaftsminister aus Schleswig-Holstein.