"Wir möchten die Zukunft im Krankenhaus mitgestalten"

Claus Ruhe Madsen im Gespräch mit Marie Blume, Head of Software Engineering bei Dräger

Marie Blume ist Head of Software Engineering bei Dräger in Lübeck. Das Unternehmen ist international führend auf den Gebieten der Medizin- und Sicherheitstechnik. Dräger beteiligt sich aktiv daran, die Gesundheitswirtschaft in Schleswig-Holstein grüner zu gestalten, indem es Geräte und Softwarelösungen entwickelt, die u. a. dazu beitragen, Emissionen von klimaschädlichen Anästhesiegasen zu minimieren.

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Minister Madsen: Blind Talk mit Madsen. Der Podcast zu spannenden Wirtschaftsthemen aus dem echten Norden, mit Überraschungsgäste und mit mir, Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen. Hallo aus dem schönen Kiel und herzlich willkommen zu meinem Podcast Blind Talk mit Madsen. Ich heiße Claus Ruhe Madsen und bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein. In diesem Podcast begrüße ich Menschen aus wichtigen Zukunftsbranchen, die mit ihrer Arbeit unser schönes Bundesland voranbringen. Gemeinsam sprechen wir übers Leben und Arbeiten im echten Norden, über Herausforderungen und Chancen für Unternehmen, Cluster und Initiativen. Außerdem geht es um Innovation und Nachhaltigkeit made in Schleswig-Holstein! Da ich zu Beginn des Podcasts nie weiß, welcher Gast mich erwartet, lasse ich mich auch heute wieder überraschen. Eines ist jedoch sicher, es wird erneut spannende Einblicke in die Wirtschaft von Schleswig-Holstein geben. Ja, lieber Gast, welches Wahrzeichen befindet sich in der Nähe deines Arbeitsplatzes?

Marie Blume: Das Holstentor.

Das Holstentor. Was ist eine typische Tätigkeit in deinem Arbeitsalltag?

Ich führe über den Tag sehr viele Gespräche. Wir treffen internationale Entscheidungen und haben viel zu tun mit Feedback von unseren Kunden.

Und was magst du denn am liebsten an deiner Arbeit?

Die Kombination aus Technik für das Leben herzustellen und die Arbeit mit den Menschen, die genau diese Technik herstellen.

Dann kann ich ja vielleicht raten. Bist du von der Firma Dräger? Wir klären auf.

 

– Vorhang fällt – 

Hallo.

Hallo.

Grüß dich. So, jetzt habe ich den Vorteil, sieht, ich sehe aber, die Hörer hören dich nur deswegen. Wer bist du?

Ich bin Marie Blume, ich arbeite bei Dräger und arbeite dort als Head of Software Engineering in der Anästhesie. Das heißt, wir entwickeln die Software, die in den Anästhesiegeräten ist.

Okay, weißt du, wo die Anästhesiegeräte in eurer Firma herkommen? Das ist jetzt echt eine fiese Frage.

Das ist jetzt eine fiese Frage. Meinst du, wo sie produziert werden?

Nein. Weißt du, was das Erste war, was die Firma Dräger erfunden hat?

Ja, das hat aber nichts mit den Menschen direkt, sondern eher mit dem Konsum zu tun, und zwar mit Bier.

Bierzapfanlagen.

Genau.

Genau und dann hörte ich, dass die Gründer von einem Minenunglück in Amerika erfuhren und dachten, da muss man was tun können und auch ein bisschen die Ventile zu nutzen. Und deswegen Atemgräte entwickelt haben, und die, glaube ich, heute noch die Mienenhelfer, also diese Feuerwehrleute, in Amerika Dräger-Man genannt werden. Das finde ich schon ziemlich interessant und prägend.

Genau. Also, in den USA ist es tatsächlich so, dass es auch Comics, zum Beispiel Superman Comics, gibt, in denen die Dräger-Man auftauchen, ja.

Das finde ich schon ziemlich cool, in so einer Firma zu arbeiten. Oder wie siehst du das?

Total!

Und ich glaube, in den letzten Jahren habt ihr auch noch mal einen richtigen Boom gehabt, weil ja jeder tatsächlich großen Bedarf an euren Produkten hatte. Vielleicht kannst du das beschreiben, wie es war über die Corona Zeit in so einer Firma zu arbeiten, indem man Teil der Lösung war.

Das war natürlich unglaublich intensiv und ich glaube, wir waren alle sehr dankbar dafür, dass wir in so unterschiedlichen Bereichen helfen konnten, weil es ja nicht nur die Medizintechnik betroffen hat, die man vielleicht schnell assoziiert mit der Coronakrise, sondern eben auch die Sicherheitstechnik mit unseren Masken, die wir herstellen. Das heißt, wir waren dann in ganz vielen Bereichen total involviert. Wir haben aber natürlich auch mitbekommen, was Corona in der Bevölkerung und in der Gesellschaft und auch gerade bei unseren Kunden im Krankenhaus ausgelöst hat, was da wirklich los war. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben jeden Tag bis ans Limit gearbeitet und auch im Krankenhaus vor Ort zu sein, und ich würde sagen, insofern war es wahrscheinlich mit die intensivsten Zeit, die ich jemals bei Dräger erlebt habe.

Absolut, und auch das ist, würden wir heute zurückschauen, für viele Menschen eine sehr prägende Zeit und absolut keine einfache Zeit gewesen. Aber genau hier hat Dräger ja auch gezeigt, was Innovation heißt und wie man damit umgehen kann und auch in Krisen Chancen stecken können. Aber wir waren ja bei den Anästhesiegeräten. Auch dort setzt ihr, glaube ich, Maßstäbe. Weil es natürlich ein großer Unterschied ist, ob Anästhesie jetzt beim Kleinkind oder bei älteren Menschen zum Einsatz kommt. Wie funktioniert denn das Ganze, weil du ja sagtest, du bist da für die Software zuständig.

Genau. Ich merke schon, ich habe es hier mit einem Anästhesieexperten zu tun. Also das ist genau richtig, dass wir natürlich abhängig davon sind, wie groß unsere Patientinnen und Patienten sind und welches Gewicht sie mitbringen, auch welche Vorerkrankungen sie zum Beispiel mitbringen, Anästhesie total individuell ist und ist natürlich auch nur zusammen mit dem Anästhesisten funktioniert, und die Software ist ja schon angesprochen worden. Wir machen wirklich die gesamte Software im Anästhesiegerät. Also alles, was da an Software drinsteckt oder rausgeht, kommt aus unserem Team, das heißt vom User Interface, wo man sich vielleicht noch so im ersten was drunter vorstellen kann, das heißt dem Display, der an dem Gerät dran ist, bis hin zu der tiefsten Software, die vergraben ist, um Microcontroller anzusteuern. Sorgen wir auch dafür, dass Geräte zum Beispiel im Krankenhaus zukünftig miteinander sprechen können, also Konnektivität von Geräten.

Dann haben wir nachher keine Krankenpflege mehr, weil die Geräte alle miteinander reden, oder wie kann ich mir das vorstellen?

Also ich persönlich glaube, dass wir die Krankenpfleger weiter brauchen, weil ich einfach auch in ganz vielen Krankenhäusern weltweit sehen konnte, wie wichtig auch der menschliche Kontakt im Krankenhaus ist, und da bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass die Maschine das auch nicht ersetzen kann. Aber ich glaube, wozu wir beitragen können, ist, dass wir die Arbeit im Krankenhaus und gerade Prozesse, Abläufe deutlich vereinfachen. Wenn man sich anschaut, wie viel Aufwand heute immer noch in den Austausch von Daten geht, weil wir händisch Daten an bestimmten Stellen pflegen müssen. Weil Daten zwischen Geräten und Softwaresystemen übertragen werden müssen und das noch nicht automatisch funktioniert, was wir ja aus unserem Alltag längst kennen, dass, wenn ich im Foto mache, dann ist es auf meinem Handy, ist aber auch auf meinem Laptop etc. sofort zu finden, dass wir in so eine Welt auch zukünftig im Krankenhaus eintauchen. Ich glaube, da können wir Hersteller in großen Beitrag leisten.

Wie bist du überhaupt zu Dräger gekommen?

Ich bin eher über einen Umweg zu Dräger gekommen. Also, ich bin mit 16 damals mit meiner Familie nach Lübeck gezogen und kam aus Niedersachsen, wo es ja….

Bist du denn ursprünglich dann aus Niedersachsen?

Ich bin ursprünglich keine Schleswig-Holsteinerin, sondern aus Niedersachsen, ja.

Aber jetzt bist du Schleswig-Holsteinerin?

Jetzt bin ich Schleswig-Holsteinerin, wohne in Mölln und fühl mich da super wohl. Ich bin total begeistert von den Schleswig-Holsteinern und hab auch schon Großteil meiner Kindheit hier verbracht. Also ich fühle mich hier sehr zu Hause.

Super! Jetzt kamen wir davon ab, wie du denn dann tatsächlich mit 16 hierhergekommen bist und dann direkt Dräger.

Nee, nicht direkt. Ich wollte auf gar keinen Fall zu Dräger, ehrlicherweise. Das darf ich, glaube ich, auch so sagen.

Heute ja.

Heute ja. heute fühle ich mich sehr wohl, und ich würde sagen, als es dann soweit war, war es auch lieber auf den ersten Blick. Aber für mich war es im ersten Moment so, dass ich dachte, ich möchte nicht zum größten Arbeitgeber oder einem der größten Arbeitgeber in der Region gehen, sondern was anderes, nicht ständig Kollegen treffen. Das fand ich irgendwie so aus der Schule heraus noch relativ abschreckend und hab gar nicht den Kontakt zu Dräger gesucht und hab erst mal ein Studium in Hamburg angefangen und da dual studiert, und bin dann eher im Verlauf des Studiums mehr und mehr mit Dräger in Kontakt gekommen und einfach auch mit großartigen Menschen in Kontakt gekommen, die mich wirklich von der ersten Stunde an unterstützt haben, die Möglichkeiten geschaffen haben, die ich für eine Studentin niemals für möglich gehalten hätte. Das heißt, es gab einfach Wege, die ich so gar nicht gesehen hab, und das hat dazu geführt, dass ich nie bis heute den Wunsch verspürt habe, in ein anderes Unternehmen zu gehen, sondern mich da einfach sehr, sehr wohl fühle. Und ein sehr großer Beitrag ist, das, was eben schon angesprochen wurde, sind die Menschen und die Kultur, die da wirklich innerhalb des Unternehmens gelebt wird und uns auch ausmacht.

Also, ich glaube tatsächlich, was du beschreibst, ist auch ein Stück weit schleswig-holsteinische Unternehmerkultur, das Miteinander und Füreinander, das erlebe ich zumindest, wenn ich unterwegs bin in den Betrieben. Aber ich glaube, bei Dräger ist auch noch besonders, so war zumindest der Eindruck bei meinem Besuch, dass man natürlich auch Menschen hilft. Also nicht nur gut miteinander arbeitet, sondern du beschriebst ja auch eben deinen Besuchen in Krankenhäusern und eure intelligenten Systeme, wie diese die Menschen, die dort arbeiten, unterstützen und natürlich auch kranken Menschen helfen. Ich glaube, das ist doch eigentlich ein Wunschjob, oder nicht?

Definitiv! Also ich kann den Job und auch den Arbeitgeber nur jedem empfehlen. Ich fühle mich in beiden sehr, sehr wohl, bin einfach dankbar für die Möglichkeiten, die wir haben. Ich glaube, bei uns kommt vieles zusammen. Das ist auch die hanseatische Mentalität. Also wir sind einfach Lübecker Unternehmen, wir sind ein Traditionsunternehmen, wir sind ein Familienunternehmen bis heute, und das spürt man auch im Alltag. Das heißt, Familie und Beruf ist an vielen, vielen Stellen sehr, sehr gut vereinbar, und es wird auch wirklich so gelebt. Das ist etwas, was ich persönlich einfach unglaublich zu schätzen weiß, dass es immer um den Menschen geht, und das gilt eben auch bei unseren Kunden. Also, wir haben sehr enge Kontakte zu unseren Kunden, wir versuchen nachzuvollziehen, auch weltweit, was sind die großen Herausforderungen? Wo können wir ansetzen, und wir haben dadurch auch ein sehr hohes Qualitätsbewusstsein. Also auch das spielt bei uns einfach mit rein. Das bei uns natürlich Qualität immer bedeutet, dass wir direkt oder indirekt auf den Menschen wirken, und das ist einfach eine extrem hohe Verantwortung, die wir da tragen, und die merkt man schon tagtäglich.

Du hast auch gerade in anderen spannenden Aspekt erwähnt. Ich weiß, aus Dänemark gibt es Erhebungen, dass Pflegekräfte schwierig zu finden waren, weil es über viele Jahre bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gar nicht um die eigentlichen finanziellen Rahmenbedingungen ging. Man sagt in Dänemark ist man es leid mit kalten Händen zu arbeiten, also mit Händen, die nur mit Papier arbeiten. Stattdessen will man lieber mit warmen Händen, also mit Menschen arbeiten. Man geht dieser Ausbildungen nach, weil man pflegen möchte, und nicht, weil man an Papier sitzen will. Wie genau könnt ihr da unterstützen?

Das ist ein riesiges Thema und ich würde sagen, vielleicht mit eines der größten Probleme, die wir noch heute auch im Gesundheitswesen haben, dass wir an unglaublich vielen Stellen einfach noch Prozesse haben, die immer wieder einfordern, dass kalte Hände gebraucht werden. Und da bietet natürlich gerade die Digitalisierung einfach riesige Chancen, in die Prozessoptimierung zu gehen beziehungsweise erst mal in die Digitalisierung dieser Prozesse. Also ganz einfache Beispiele: Daten direkt zu übertragen an zentrale Stellen, sodass sie nicht mehr händisch dokumentiert werden müssen, dass sind kleine Beispiele, wie das funktionieren kann.

Und das ist ja dann auch Fehler verhindernd. Also, wenn ein Mensch überall irgendwas einträgt, kann es ja auch bei der Übertragung von A nach B dazu führen, dass man irgendwas falsch aufschreibt. Vielleicht wird aus Claus Maus, und das ist nicht so sinnvoll.

Auch das Risiko, definitiv wird dadurch mitigiert. Der entscheidendste Punkt ist eigentlich, dass wir es möglich machen, gemeinsam mit den Kunden, dass der Fokus wieder auf dem wesentlichen liegt und dass es eben nicht die Dokumentation an erster Stelle, sondern genau der Grund, warum jemand entscheidet, dass er in die Pflege gehen möchte. Und das ist die Arbeit am Patienten, das ist das Thema Patientensicherheit und auch der Erfolg der Behandlung und ganz entscheidend auch das Thema Personalzufriedenheit im Krankenhaus.

So, und du bist ja jetzt nicht nur bei Dräger unterwegs, nehme ich an. Was ist denn lebenswert an Schleswig-Holstein, warum kann man hier gut leben?

Erst mal die Nähe zum Meer, also das ist für mich so das größte Gut, das wir haben, dass wir um uns rum überall Küste haben und ganz, ganz viele Möglichkeiten, dass wir aber auch unglaublich schöne kleine Städte haben. Also ich selbst wohne in Mölln und bin einfach begeistert davon, wie so eine Kleinstadt funktioniert und wie viele Menschen es gibt, die sich wirklich aufopfern, damit diese Städte funktionieren. Das finde ich sehr, sehr beeindruckend und auch etwas, was Schleswig-Holstein ausmacht. Ich finde, wir haben ganz viele dieser Städte, die einfach herausragen und wo man sagen kann, dass es lebenswert, dort hinzuziehen, und man kann da einfach sein Leben auch richtig schön verbringen. Natürlich haben wir auch Nähe zu Großstädten. Auch das ist eine tolle Möglichkeit, wenn man sagt, nur die kleinen Städte reichen mir vielleicht nicht, also auch da einfach mal schnell in Hamburg zu sein, auch schnell in Richtung beispielsweise Schwerin, Rostock,…

Und in wenigen Jahren auch schnell in Kopenhagen, wenn der Fehmarnbelt-Tunnel kommt. Dort, wo du jetzt lebst, ist man ja relativ zügig, ich glaube, in weniger als zwei Stunden, dann auch in Kopenhagen.

Ja, auch so. Also, wir waren gerade am Wochenende mit Freund:innen in Odense. Auch das geht ja superschnell, das heißt, das sind einfach tolle Möglichkeiten. Und ich würde sagen, wir ticken hier auch anders. Also es ist einfach ja...

Das kann ich absolut unterschreiben. Ein sehr, sehr herzliches Volk. Es wird uns ja eher nachgesagt, wir sagen nur moin, aber das stimmt überhaupt nicht. Schleswig-Holsteiner sind superfreundlich, immer gut aufgeschlossen, man wird sehr schnell eingeladen, finde ich persönlich – jedenfalls ist das meine Erfahrung. Und ich teile deinen Blick von, wie kleine Gemeinden sehr gut hier miteinander funktionieren, Großstädte oder größere Städte. Jetzt arbeitest du ja selber in Lübeck. Ich finde auch, dass wir eine sehr gute Durchmischung haben durch Hochschulen und Universitäten.

Was ich einfach gerade so in den letzten Jahren sehr beeindruckend fand, dass, wie viele Initiativen es eben auch gab, auch abseits der Universitäten zum Beispiel zu fördern, also Programme wie zum Beispiel Women in Digital Areas, die es ja gibt, die auch vom Land sehr, sehr stark gefördert werden. Das sind einfach Programme, die jungen Menschen, die in dem Fall auch insbesondere Frauen, Mut machen, dass man sich hier selbst verwirklichen kann, dass man mutig Schritte geht, und das finde ich einfach großartig.

Arbeitest du gerade an irgendwas neues Innovatives, was natürlich exklusiv zwischen dir, mir und dem Podcast bleibt?

Natürlich und natürlich arbeiten wir an exklusiven Dingen. Ich habe vorhin schon einmal so angedeutet, dass für uns das Thema Konnektivität im Krankenhaus eine riesige Rolle spielt. Das heißt die Frage, wie wir nicht mehr nur in einzelnen Geräten denken können, sondern wie wir im Krankenhaus wirklich einen Systemansatz ermöglichen können, das ist so eines der ganz großen Themen, an denen wir dran sind und zuversichtlich sind, dass wir da die Zukunft im Krankenhaus mitgestalten können.

Kann denn da auch künstliche Intelligenz ein bisschen mit einwirken? Oder ist das bei euch nicht so ein Thema? Man hört ja immer mehr von sowie Watson von IBM, die Röntgenbilder ausliest und dass die Radiologen dann Empfehlung bekommen, könnte auch Tuberkulose sein, untypischer Befall. Oder wie ist das bei euch?

Also, ich glaube, insgesamt bietet künstliche Intelligenz erst mal ein Riesenpotenzial auch für den Gesundheitsmarkt oder auch für die Krankenhäuser und auch für den Erfolg in der Behandlung von Patientinnen und Patienten. Ich glaube, dass wir aber insgesamt auch noch ein Stück weg sind. Also, wenn man sich anschaut, wo der Krankenhausmarkt gerade auch weltweit steht, dann sind Herausforderungen auch eher noch im Bereich der Datengenerierung. Also, künstliche Intelligenz braucht einfach eine sehr, sehr gute Datenqualität, braucht ja letztendlich auch eine Algorithmik oder eine Idee dessen, was wir denn eigentlich beantwortet haben wollen, als Fragen. Braucht auch sehr, sehr tiefes Vertrauen in das, was da bereitgestellt wird, weil wir letztendlich auch dort das Leben eines Menschen im Zweifel in die Hände von Technik legen. Das heißt, aus meiner Sicht sind wir in Teilen einfach auch noch nicht so weit im gesamten Gesundheitssektor.

Was sind aus deiner Sicht die Herausforderung für die Gesundheitswirtschaft auf dem Weg in eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft?

Also gerade beim Stichwort Nachhaltigkeit aus Perspektive der Anästhesie gibt es einfach sehr, sehr viele Anknüpfungspunkte, bei denen man sagen muss, da gibt es eine gesellschaftliche Verantwortung, die wir als Hersteller haben, die wir aber auch gemeinsam mit den Krankenhäusern haben und auch angehen wollen nach vorne. Das fängt an bei dem Thema Verpackung. Wir haben wahnsinnig viel Verpackungsaufwände für Medizingeräte. Das heißt auch da, die Frage, was können wir nach vorne besser gestalten. Geht weiter mit Recyclingabläufen im Krankenhaus. Wir haben einfach auch gerade beim Zubehör sehr, sehr viele Komponenten, die heute Einwegware sind. Das heißt, wie können wir da zum Beispiel in dem Bereich reusable kommen, um insbesondere den Einsatz von Zubehör auch nachhaltiger zu gestalten. Jetzt, ganz besonders in der Anästhesie, haben wir natürlich auch eine Verantwortung, weil wir mit der Medikation, die wir bereitstellen, nämlich mit den volatilen Anästhetika, die direkt auf die Umwelt wirken. Das heißt, das kann man sich so vorstellen, dass ein Patient natürlich nicht alles aufnehmen kann, an Anästhesiegasen und es geht immer ein Teil auch wieder in die Umwelt, und dieser Teil ist leider sehr, sehr hoch, und da geht es einfach auch darum, Therapiemaßnahmen so zu gestalten, dass sie ja weniger an Anästhesiegase einsetzen. Das ist übrigens nicht nur aus einer Nachhaltigkeitsperspektive, sondern auch aus einem finanziellen Aspekt für Krankenhäuser reizvoll und durchaus auch aus einem therapeutischen Aspekt, da Lungen protektiver zu beatmen. Das sind so die großen Herausforderungen, die wir auch als Hersteller nach vorne angehen wollen und auch müssen.

Das klingt wiederum wie eine sehr große Herausforderung, aber an der ihr bestimmt schon längst dran seid.

Wir sind dran, ja.

Sehr gut so. Jetzt habe ich noch eine letzte schnelle Frage. Da darfst du auch nicht so lange überlegen, wo ist denn dein Lieblingsort in Schleswig-Holstein?

Auf Föhr.

Auf Föhr! Wie kommt man denn auf Föhr?

Ich finde es ist einfach eine traumhaft schöne Insel, also der Begriff friesische Karibik ist da schon sehr, sehr gut getroffen.

Gut, dann sage ich vielen Dank! Wieder mal ein Überraschungsgast in einem sehr spannenden Bereich hier aus Schleswig-Holstein. Schön, dass du dabei warst!

Vielen Dank.

Sehr gerne, und demnächst gibt es dann wieder einen Überraschungsgast für mich, und ja, ich bin schon sehr gespannt. Wir werden auf jeden Fall dann wieder Spannendes über die Wirtschaft in Schleswig-Holstein hören. Vielen Dank.