"KI wird den Energiemarkt revolutionieren, da bin ich ganz stark von überzeugt."

Claus Ruhe Madsen im Gespräch mit Felix Mertens

Felix Mertens ist Gründer und Geschäftsführer von NAECO Blue. Mithilfe von künstlicher Intelligenz möchte das Unternehmen die Energiewende wirtschaftlich
und nachhaltig gestalten. Dazu generiert NAECO Blue Daten, mit denen sich Einspeiseprognosen erstellen lassen, also Vorhersagen der von den erneuerbaren Energien eingespeisten elektrischen Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum. Ziel: Eine zuverlässige, effiziente und profitable Versorgung mit erneuerbaren Energien.

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Claus Ruhe Madsen: „Blind Talk mit Madsen“: Der Podcast zu spannenden Wirtschaftsthemen aus dem echten Norden, mit Überraschungsgästen und mit mir, Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen. Hallo aus dem schönen Kiel und herzlich Willkommen zu meinem Podcast „Blind Talk mit Madsen“! Ich heiße Claus Ruhe Madsen und bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein. In diesem Podcast begrüße ich Menschen aus wichtigen Zukunftsbranchen, die mit ihrer Arbeit unser schönes Bundesland voranbringen. Gemeinsam sprechen wir über Leben und Arbeiten im echten Norden, über Herausforderungen und Chancen für Unternehmen, Cluster und Initiativen. Außerdem geht es um Innovation und Nachhaltigkeit made in Schleswig-Holstein. Von meinem Gast trennt mich momentan ein Vorhang, und ich bin sehr gespannt, wer sich dahinter verbirgt. Ja, da ich ja nicht weiß, mit wem ich zu tun habe, frage ich direkt, was ist denn das Ziel deiner Arbeit.

Felix Mertens: Simplify Energy forecasting.

Okay, das war jetzt eine simple Antwort. Simplify, nicht schlecht. Mit welchen Aufgaben verbringst du denn die meiste Zeit?

Hauptsächlich mit datengetriebenen Lösungen für die Energiebranche.

Okay, und was macht dir dabei besondere Freude?

Das Arbeiten mit einem internationalen Team, das Arbeiten in Schleswig-Holstein mit ganz tollen Partnern, und eben die erneuerbaren Energien weiter voranbringen.

Okay, das waren quasi die drei Einstiegsfragen, und jetzt dürfte einmal der Vorhang wegkommen, damit wir sehen, mit wem wir es zu tun haben.

 

– Vorhang fällt – 

Hi!

Hi!

Grüß dich, jetzt haben wir diese besondere Situation: Ich sehe dich, alle anderen hören dich nur, und deswegen wäre es schön, wenn du dich kurz vorstellen würdest.

Das mache ich sehr gerne. Ich bin Felix Mertens, Gründer und Geschäftsführer der NAECO Blue GmbH und wir kümmern uns um ganz viele verschiedene Dinge im erneuerbaren Energiesektor.

Großartig! Okay, lieber Felix. Firmenname, der klang jetzt ein bisschen erstaunlich. Wie ist der denn zustande gekommen?

NAECO ist Ocean, also der blaue Ozean, weil unsere Energiewirtschaft, die ist in Deutschland einfach noch ein blauer Ozean. Es gibt so viel zu entdecken, so viel zu, nicht nur zu entdecken, sondern eben auch so viele Lösungen, die der Energiemarkt braucht, um eben das ganze große Meer irgendwie weiter sichtbar zu gestalten und effizient zu gestalten.

Hat aber nichts mit dem Meer als solches zu tun, sondern einfach nur das mehr der Möglichkeiten.

Genau, das ist Meer der Möglichkeiten, und vor allen Dingen des tiefgehenden Energiemarkts. Der Energiemarkt, der ist ja nicht wirklich leicht zu verstehen, sondern ist schon sehr, sehr aufwendig. Und deswegen dachten wir, gerade auch, weil Offshore-Wind ja auch eben die Zukunft ist, oder eine der Zukunft auch hier für Schleswig-Holstein, ist das ein schöner Name.

Was ist denn so euer Kerngeschäft?

Wir sagen mit Hilfe von KI voraus, wie viel Energie eine spezielle Solaranlage oder ein Windpark oder Windrad innerhalb der nächsten 48 Stunden in 15 Minuten Schritten, nämlich dem Herzschlag der Energiewirtschaft, produzieren wird.

Und wer bekommt diese Daten oder wer hat Interesse daran? Also an wen verkaufst du das?

Das sind ganz unterschiedliche Marktteilnehmer. Das sind natürlich die sogenannten Direktvermarkter, das heißt die Händler von Energie. Ist es aber auch möglich, damit selber an der EEX (European Energy Exchange) oder EPAX (European Power Exchange) da Strommengen zu handeln. Oder eben auch, wenn man sagt, Stadtwerke, die ihren Bilanzkreis ausgleichen wollen oder überhaupt wissen wollen, wie viel Energie erzeuge ich denn in den nächsten 48 Stunden? Die benötigen eben die Prognosen auch.

Aus Dänemark kenne ich das so, dass man da Apps lädt, auf denen man genau erkennen kann, morgen um 14 Uhr ist Strom kostenlos. Oder ich kriege sogar Geld, wenn ich ihn nutze. Also wenn ich meine Waschmaschine smart anschmeiße oder mein Auto lade, dann verdiene ich quasi Geld damit.

Das, richtig.

Felix, wann gibt es das hier bei uns in Schleswig-Holstein?

Also, an mir soll das nicht scheitern. Also, ich glaube, wir sind da relativ weit voraus mit vielen anderen Unternehmen noch, die eben flexible Strompreise eben auch schon anbieten und da den Rollout machen. Aber wir müssen nicht nur flexible Strompreise in Deutschland zugelassen kriegen, sondern wir müssen eben auch den Smart Meter Rollout voranbringen und weiter erneuerbare Energien ausbauen.

Ja, heute ist es glaube ich so, quasi bei sehr vielen analog, letztendlich, wie viel Energie wann, wie, wo verbraucht wird. Und das ist natürlich dann schwer zu sagen: Den habe ich aber um 14 Uhr als ich das sollte, auch verbraucht.

Das kann man aktuell mit den normalen Zählern eben nicht nachweisen, und das ist auch das Problem.

Das heißt, dein Marktmodell ist dann eigentlich auch erst richtig gut, wenn wir mehr Smart Meter haben. Oder kannst du es schon im Größeren skalieren und jetzt schon Firmen anbieten, die damit auch dann wirklich was Gutes anfangen können?

Also, wir bieten halt verschiedene Vorhersagen für verschiedene Zwecke. Wir machen zum Beispiel auch Jahresvorhersagen. Die braucht man, wenn man eigene Solaranlagen bauen möchte oder in eigenen Windpark bauen möchte. Aber der ganze Bereich, den wir jetzt aktuell bedienen, der ist eher Business to Business. Das heißt größere Unternehmen, die das weiterverwenden. Aber der B2C-Markt, den du gerade angesprochen hattest, der Endkunde, den haben wir natürlich auf dem Plan. Aber ich meine, lass uns umschauen. So viele Leute haben eben noch kein Smart Home, was so vernetzt ist wie jetzt beispielsweise in Dänemark, und deswegen lohnt es sich für die meisten einfach noch nicht.

Aber wenn wir das abrechnen könnten, wäre es ja relativ easy. Es gibt Zeitschaltuhren, also man muss gar nicht so sehr smart am Ende sein. Man kann natürlich auch völlig analog sich zur Waschmaschine hinbewegen und die Waschmaschine anschmeißen um 14 Uhr. Also es ist ja nicht unmöglich, wenn ich die Daten bekomme. Wenn wiederum aber auch dann da, wo ich abrechnen muss, die mitbekommen, wenn ich tatsächlich auch Energie verbrauche. Wir würden ja auch dem großen Problem, des Abschaltens damit ein Stückweit entgegenwirken, weil wir ja heute hin und wieder zu viel Strom haben und zu wenig Abnehmer.

Das kommt leider viel zu oft vor, dass Anlagen abgeschaltet werden, eben weil wir zu viel Strom im Netz haben. Es wird zu wenig verbraucht, gerade wie hier in Schleswig-Holstein, wir produzieren deutlich mehr Strom, als wir eigentlich verbrauchen. Nur, es kann halt nicht wegtransportiert werden oder noch nicht. Dafür muss das Netz weiter ausgebaut werden oder eben der Strom gewandelt werden.

Und hier macht der Wirtschaftsminister dann kurz Werbung für weitere Ansiedlungen. Wir möchten natürlich den Strom nirgendswo hinschicken, sondern hier in Schleswig-Holstein verbrauchen. Aber du hast recht: 180 Prozent erneuerbare Energien, damit sind wir Spitzenreiter in Schleswig-Holstein. Wenn wir jetzt noch mehr smarte Lösungen, so wie deine, zum Laufen kriegen, dann, glaube ich, sind wir noch richtig gut aufgestellt. Kommst du auch Schleswig-Holstein?

Ja, ich komme ursprünglich aus der Nähe von Bad Schwartau, ich wohne jetzt auch in Lübeck, und wir haben offiziell den Firmensitz in Bad Schwartau, sind aber ein komplett international aufgestelltes Team, also internationale Mitarbeiter.

Wie würdest du denn junge Menschen davon überzeugen, dass sie nach Schleswig-Holstein kommen sollen?

Ja, wir haben, die längsten Küsten hier. Es ist wirklich schön hier zu leben. Wir haben wirklich viele schöne Städte, vieles dazwischen, auch noch viel Natur, und wir haben auch meiner Meinung nach wirklich herausragende Arbeitgeber. Nicht nur NAECO Blue, sondern eben auch ganz viele andere, egal ob das Lübeck, Kiel oder die anderen größeren Städte sind. Wir haben eben auch so viel…

Wir sogar auch öfters auf dem Dorf den einen oder anderen, fast Weltmarktführer. Das wird hin und wieder übersehen. Aber auch gerade in deinem Bereich draußen in Diethmarschen und überall da draußen sind natürlich auch echte Pioniere unterwegs in der Nachhaltigkeit in Windkraft und in anderen erneuerbaren Energien. Ich glaube, für junge Menschen, die früher alle in den Süden sind, um Autos zu bauen, ist das sicherlich jetzt einen Blick wert in Richtung Norden, um bei Firmen zu arbeiten, die die Welt verbessern.

Ja und vor allem: Man kann nachmittags an den Strand, wenn die Arbeit fertig ist. Gerade im Sommer. Und auch im Winter ist der Strand immer ganz schön und immer einen Ausflug wert.

Und was übrigens, das muss man ja auch erst mal alles mitbekommen: Wir sind ganz weit vorne beim Ausbau von Glasfaser. All sowas ist, glaube ich, wo man denkt, das ist bestimmt woanders besser. 65 Prozent aller Menschen können ein Angebot bekommen. Deutschlandweit ist der Schnitt, glaube ich, 26 Prozent. Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen.

Ja, der ist deutlich geringer, und vor allen Dingen für die Digitalisierung, die wir unbedingt anstreben müssen, nicht nur in der Energiewirtschaft, sondern eben auch in anderen Bereichen, brauchen wir Glasfaser. Wir haben jetzt auch bei mir zu Hause den Glasfaseranschluss bestellt. Das kommt jetzt alles, und da bin ich sehr froh drüber, weil wir arbeiten halt mit künstlicher Intelligenz, alles in der Cloud, also Internetzugang ist unglaublich wichtig für uns.

Arbeiten denn auch Leute von außerhalb bei dir, die nicht hier sind, sondern die sitzen jetzt in Shanghai und machen was Schlaues?

Nein, Shanghai nicht. Also so weit jetzt nicht. Aber wir haben natürlich auch ein paar Arbeitskräfte, die so vier Stunden ungefähr uns voraus sind, drei bis vier Stunden. Aber eben auch einen Spanier, einen aus Hamburg, ganz wild verteilt, in Berlin…Und wir legen nicht wirklich Wert darauf, dass die Leute wirklich am Ende hier sitzen, sondern wir machen das halt komplett Remote, seit 2018 rein aus dem Homeoffice, und das läuft halt eben auch sehr gut. Und das ist eben auch einer der Anreize neben dem Standort Schleswig-Holstein, den ich als Geschäftsführer eben auch neuen Mitarbeitern auch geben kann: arbeiten von wo auch immer sie wollen.

Wir haben ja hier im Land auch sehr gute Universitäten und Hochschulen. Ist das auch etwas, was für eure Branche von Wichtigkeit ist, dass wir genug kluge Menschen in den Markt bringen, oder bringt ihr den allen sowieso alles selber bei?

Nein. Also, wir versuchen natürlich immer, auf eine sehr gute Basis zu setzen, und da muss ich sagen, wir haben mit Herrn Prange in der FH-Kiel oder auch der Universität zu Kiel viel schon zusammen gemacht, jetzt neuerdings auch mit der Universität in Lübeck. Also das sind schon lokale Player, die für uns unglaublich wichtig sind, und wir versuchen auch von dort immer wieder, Leute zu rekrutieren, haben hier aus Kiel schon mehrfach Studenten gehabt, die dann auch bei uns mitgearbeitet haben, und da bin ich auch immer bereit, zu machen und die Leute zu unterstützen. Und natürlich, wir bauen uns auch hier unser Team auf. Aktuell ist es so ungefähr 50:50, aber das soll natürlich auch mehr werden.

Felix, das ist jetzt etwas persönlich, aber wie alt bist du?

Ich bin 32.

Wie bist du denn darauf gekommen, und vor allen Dingen wann, eine Firma zu gründen?

Das war schon bei mir im Studium. Ich habe Elektrotechnik parallel mit BWL studiert, in Wuppertal tatsächlich. Also, mich hat es aus Bad Schwartau nach Wuppertal gebracht, um mal ein bisschen über den Tellerrand zu gucken, würde ich sagen.

Einmal über die Wupper.

Genau, einmal über die Wupper. Das war sehr schön, und es hat mir auch sehr gutgetan. Aber für mich war halt schon immer klar: Ich liebe die See und ich muss irgendwann wieder zurück. Und im Studium war bereits die erste Idee dazu, sich selbstständig zu machen. Und da bin ich halt auch auf die Idee gestoßen. Dann haben wir nach dem Studium einen umfassenden Product-Market-Fit gemacht und 2018 dann auch gegründet, und seitdem verfolge ich das auch Vollzeit.

Und war es gleich klar, es muss erneuerbare Energien sein? Oder was ist deine Motivation dahinter?

Ja, erneuerbare Energien lagen mir schon immer am Herzen, weil ich bin selber Segler und Kitesurfer, und dadurch ist Windenergie natürlich immer spannend gewesen. Ja, und ich möchte die erneuerbaren Energien auch da einfach voranbringen, und schwerpunktmäßig war das eben auch im Studium schon meine Wahl, und dadurch habe ich gesagt, okay, wenn, dann in dem Bereich und unbedingt eben mit datengetriebenen Lösungen. Und das habe ich umgesetzt.

Die Energiewende, glaube ich, braucht viel künstliche Intelligenz. Wo siehst du denn in den nächsten Jahren die Entwicklung? Also wo stehen wir heute? Wo wollen wir hin?

Ja. Also, ich glaube, die künstliche Intelligenz ist ein Thema, die gibt es ja erst mal schon sehr, sehr lange, aber erst in den letzten Jahren ist es eben möglich geworden, große Datensätze sehr, sehr schnell bearbeiten zu können. Und eben auch auf neue Algorithmen zu setzen, die dann eben auch time series forecasting (Zeitreihenvorhersagen) oder ähnliches machen. Wir mussten uns relativ viel selber erarbeiten, beziehungsweise auch neue KI-Modelle entwickeln, übrigens auch gefördert vom Land Schleswig-Holstein unter anderem, weil es eben für uns noch nicht die richtige Lösung so gab. Inzwischen haben wir das, und das ist auch toll. Aber es muss halt noch wirklich viel gemacht werden im Bereich KI. KI wird den Energiemarkt revolutionieren, da bin ich ganz stark von überzeugt. Nicht nur den Energiemarkt, sondern auch viele andere Bereiche, weil es eben die Möglichkeit bietet, aus der Digitalisierung, die ja schon, ich sage mal, ein bisschen älter ist, die ganzen Daten zu verarbeiten und eben auch zusammenzubringen und miteinander matchen zu können und daraus eben verschiedene datengetriebene Lösungen zu entwickeln. Und das ist das, was wir eben auch versuchen, und deswegen glaube ich, ist künstliche Intelligenz auf jeden Fall unglaublich wichtig, auch gerade für den Standort Schleswig-Holstein.

Vor allen Dingen fand ich es auch spannend, dass du sagst, ich kann mir das mit dem Forecast von 48 Stunden natürlich gut vorstellen, auch da die sehr hohe Relevanz, aber auch diesen Forecast für ein ganzes Jahr, beziehungsweise für einen Lebenszyklus von einer gewissen erneuerbaren Energie, seis nun aus einer Windkraftanlage oder sonstiges. Das bringt natürlich eine gute wirtschaftliche Berechnung. Ich glaube, bisher ist da viel im Nebel getappt worden, einfach mit der Hoffnung, dass das gut wird.

Ist auch sehr teuer. Also, heutzutage stellt man ein Leader-System oder sowas für einen Windpark auf oder ähnliches, und wir können uns halt eben durch Satellitendaten, verschiedene Messwerte, für genau den Standort, ja ein Jahr simulieren oder eben auch mehr Jahre in die Zukunft, und müssen eben keine Hardware hinstellen. Das heißt, wir sind deutlich schneller, und die Erfahrung hat gezeigt, bei unserem eigenen Windpark, wir lagen direkt mit der KI dran als das Leader-System. Und das ist eben auch ein stückweiter Generationswechsel. Also, wir haben da jetzt noch keine Zertifizierung oder ähnliches, das als Windgutachten zu nehmen, oder nehmen zu dürfen. Aber das ist natürlich auch einer der Schritte, die man angehen muss. Und dann ist man eben deutlich schneller, um alle möglichen Unterlagen für Finanzierung, Baugenehmigung oder ähnliches aufzustellen. Oder auch, wir haben einen digitalen Zwilling. Wir können Windparks eben untersuchen auf den sogenannten Wake-Effekt, also auf die Verwirbelungen, die im Windpark auftauchen. Und man kann, bevor der Windpark gebaut wird, das Ganze noch besser simulieren und schon sagen: Okay, die Anlage lieber noch ein paar Meter nach links oder rechts, dann hat man aus der optimalen Windrichtung eben einen höheren Ertrag, und das ist eben unglaublich wichtig.

Also, ich hatte auch gehört, dass Offshore-Windkraftanlagen tatsächlich, also die nah am Land sind, auch zu Klimaveränderungen an Land führen, weil es eine andere klimatische Bedingung dann hinter den Windkraftanlagen gibt, das heißt, sowas kannst du dann auch simulieren.

Ja, wir geben uns zumindest Mühe. Also, in unseren Langzeitsimulation ist immer eine Klimaveränderung mit eingerechnet. Man kann sich darüber streiten, ob man jetzt eher mehr Wind in Zukunft hat oder eher weniger Wind, oder mehr Temperatur.

Die Frage hätte ich tatsächlich geradegestellt, und dann dachte ich, vielleicht ist das zu laienhaft. Aber glaubt deine Prognose, dass wir in Zukunft mehr Wind bekommen oder weniger?

Ja, also, wir beschäftigen uns schon relativ viel damit, und aktuell sehen die Daten so aus, dass man in Zukunft eher mehr Wind hat. Warum? Das Klima verändert sich. Trotzdem haben wir eben auch noch den Abfall von heiß, oder Hoch- zu Tiefdruckgebiet. Und der wird ja, wie wir auch diesen Sommer wieder festgestellt haben, oft extremer. Das heißt, kurzzeitig werden wir auf jeden Fall mehr Wind haben. Das ist so meine Einschätzung, wie das langfristig gesagt ist, das ist schwer vorherzusehen.

Ja, wir brauchen ja eher einen geglätteten Wind, würde ich sagen. Keine Spitzen, weil die wiederum nicht besonders gut für die Erneuerbaren sind.

Das wäre optimal.

Okay, also, für deine Branche sieht das sehr gut aus. Ich hatte dich ja vorher so ein bisschen gefragt, wie kann ich denn besser unterstützen? Aber dann drehe ich jetzt mal die Frage um: Du hast hier eine Firma aufgebaut. Welchen Rat, Vorschlag hast du für den Minister, damit wir noch mehr motivierte Felixe hier im Land bekommen und auch Felix-innen selbstverständlich, die eine Firma gründen wollen und sagen, das mach ich!

Also einer der Punkte, die ich hier anbringen möchte, ist auf jeden Fall finanzielle Unterstützung. Also Accelerator Programme behalten, wie den Gateway 49, wir haben da selber 2020 teilgenommen. Das war wirklich, oder ist immer noch ein tolles Programm.

Ich glaube, da habe ich dich auch kennengelernt.

Ja, genau. Also, wir haben uns auf jeden Fall da auch schon mal gesehen. Würde ich eben jedem empfehlen, jedem Gründer, die sollten das machen und dann ja, die Unterstützung…

Da kann ich mich erinnern, dass du sehr ungeduldig warst.

Ungeduldig?

Ja, das ist auch gut so. Ein Unternehmer muss ungeduldig sein. Du wolltest wissen, glaube ich, da ging es um Windparks, wann man endlich mal einen kriegt, und dass es schneller gehen muss und so. Du bist ja jetzt schon gemächlicher geworden, wie ich merke. Das ist nicht gut (lacht).

Ja dann muss ich wieder ein bisschen aufdrehen (lacht).

Ja, absolut! So, wenn du jetzt nicht in der Firma bist, wo du ja 20 Stunden am Tag bist. Was machst du sonst so?

Also, ich verbringe natürlich gerne Zeit mit meiner Frau, Familie, beziehungsweise auch Freunden. Aber ansonsten bin ich sehr gerne Kitesurfen, segeln, Katamaran, am Strand liegen…und das ist eben der Ausgleich. Zumindest in den Sommermonaten, soweit es irgendwie geht.

Das klingt schon sehr nach Schleswig-Holstein.

Ja, das denke ich auch.

Ich habe dann noch am Ende eine Frage an dich, wo du sofort antworten musst. Welches Buch liegt bei dir gerade auf der Nachtkommode?

Ja, tatsächlich gar keins, muss ich ehrlich sagen. Ich glaub nicht an gedruckte Bücher. Ich lese eher verschiedene Artikel oder verschiedene Nachrichten dann auch online. Also als digitale Firma, finde ich, kann man das so machen.

Also, da würde ich gerne dir ein bisschen widersprechen. Ich lese auch ganz viele Artikel online. Ich lese auch gerne Magazine, weil sie manchmal ein bisschen mehr in die Tiefe gehen als eine kleine Onlinenachricht. Und ich würde hin und wieder ein Buch empfehlen, weil ein Buch noch stärker etwas in die Tiefe mitnimmt, wo man vielleicht vorher gar nicht die Erwartung hätte.

Das stimmt. Also, ich habe auch gerade „Das Startup-Recht“ von Jan Schnedler, einem Start-up Anwalt aus Hamburg gelesen tatsächlich. Das lag auch bis vor kurzem noch auf meinem…

Gut, dann nehmen wir das doch.

Das ist ein tolles Buch, hat mir auch immer die Augen geöffnet, ganz klar. Aber ansonsten tendiere ich eher zu den Onlinemagazinen, muss ich ehrlich sagen.

Lieber Felix, 1000 Dank für das Gespräch heute. Das war mal wieder belebend. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man mit Menschen wie dir zu tun hat. Zu wissen, dass sie für Schleswig-Holstein stehen, innovativ, frisch, jung, Weltverbesserer, die gute Ideen haben und vor allen Dingen, und das ist ja das Beste, eine Idee, mit Leben gefüllt haben und dabei auch noch erfolgreich sind. Also von daher, du bist Schleswig-Holstein und ich bin froh, dass wir dich hier haben. Und für mich ist dann wieder neu, dass wir uns bald wieder hören und ich schon wieder dann vor einem Gast sitze, den ich nicht kenne. Und das ist dann für die Hörer:innen wahrscheinlich normal, weil die können das vermutlich im Vorfeld lesen, wer es ist, und ich sitze hier mit einen Gast und werde immer wieder überrascht. Heute war ich mal wieder sehr positiv überrascht, Felix, vielen Dank.

Vielen Dank, Claus, für die Einladung!

Gerne.