"Wir haben sechs laufende Forschungsprojekte."

im Gespräch mit Heinz Schelwat und Dr. Stefan Hindersin

Algen sind genial. Oder wie man in Trappenkamp sagt: algenial. algenial ist ein Nahrungsergänzungsmittel, das bei der Sea & Sun Organic GmbH entwickelt wurde. Es enthält Astaxanthin, das eine besonders starke antioxidative Wirkung hat und dem Körper hilft, sich vor freien Radikalen zu schützen. Um es zu gewinnen, kultiviert Sea & Sun Organic Blutregenalgen. Wie aus den kleinen Überlebenskünstlern ein Mittel gegen oxidativen Stress wird, verraten Heinz Schelwat, Gründer von Sea & Sun Organic, und sein Wissenschaftlicher Leiter Dr. Stefan Hindersin im „Zukunftstalk mit Madsen“. Außerdem erfahren wir in der neuesten Podcast-Ausgabe, welche Rolle Tomaten bei der Gründung von Sea & Sun Organic gespielt haben, welche Potenziale in Algen schlummern und welche Geschäftsfelder Tausendsassa Heinz Schelwat noch beackert.

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Claus Ruhe Madsen: Mit nachhaltigen Mitteln oxidativen Stress nachhaltig bekämpfen. Das ist die Idee, die hinter algenial steckt. Wie das geht, erfahren wir von Heinz Schelwat, Gründer und Geschäftsführer von Sea & Organic und Stefan Hindersin, wissenschaftlicher Leiter im Trappenkamp. Außerdem verraten Sie mir, warum man kein Meer braucht, um Algen zu züchten. Ich bin Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen und du hörst meinen Podcast.

Moin ihr Lieben, erst mal herzlich willkommen, lieber Heinzi, und herzlich willkommen, Stefan. Schön, dass ihr hier seid. Könnt ihr euch vielleicht ganz kurz vorstellen?

Heinz Schelwat: Ja, Moin Moin Claus, Schön, vielen Dank für die Einladung. Ja, ich bin Heinz Schelwat, die meisten kennen mich nur unter Heinzi. Ich bin Heinz Schelwat, 65 Jahre alt und bin Elektrotechniker und baue eigentlich Unterwassermessgeräte. Und nebenbei haben wir denn mal algenial entwickelt.

Stefan Hindersin: Ja, ich bin Stefan Hindersin. Ich arbeite seit 15 Jahren mit Mikroalgen und habe angefangen eigentlich zu denken wie eine Alge, ganz klassisch Biologie. Und später kam dann …

Zu denken wie eine Alge?

Ist das jetzt beruhigend, Heinzi? Wenn der Leiter denkt wie ein Alge.

Ja, pass mal auf, Caus. Ich mache das jetzt auch 14 Jahre. Und sie müssen mir ja immer erzählen, was sie machen. Ich bin ja einfach strukturierte Trappenkamper – ist eben nicht so einfach. So, und wenn ich mir heute angucke, was Algen, wenn sie in eine Stresssituation kommen als Einzeller. Sie kommunizieren. Sie machen ganz viele Dinge, wo man sagt, das ist einfach unglaublich. Das ist 50 Mikrometer groß, aber ein eigene Kosmos. Wunderschön.

Stefan, du bist grandios. Also, du denkst wie eine Alge. Und was verbindet dich dann?

Das Ding ist: Die Kunst von diesen Blutregenalgen ist, extrem lange zu überlegen und oxidativen Stress auszuhalten. Und die Blutregenalge ist ein Überlebenskünstler, die wir eben bei uns produzieren. Und erst mal ging es um das Verständnis, das heißt, sich reinzudenken in die Alge – unter welchen Bedingungen wächst sie gut und unter welchen Bedingungen produziert sie Astaxanthin?

Ich glaube, eins muss man noch dazu sagen: Diese Alge, also unsere, kommt aus einer Hamburger Vogeltränke, weil da hat sie bewiesen, dass sie dort überleben kann, ohne dass es uns gibt. So. Die Alge ist grün, wächst vor sich hin und dann wird sie rot, weil sie gestresst wird. Und nach 40 Jahren, weil sie meint, sie trocknet jetzt aus, kannst du da Wasser drauf kippen, und dann fängt sie an, sich zu teilen.

Wird sie dann wieder grün?

Ja, unter den optimalen Bedingungen wird sie wieder grün.

Ich habe hier stehen, was oxidativer Stress ist. Ich habe es trotzdem nicht verstanden. Könnt ihr mir das erklären?

Oxidativer Stress ist, wenn freie Radikale zu sehr auf den Körper wirken und ein Ungleichgewicht zwischen den freien Radikalen und den Zellen entsteht. Und es ist der normale, typische Zellalterung durch unsere Atmung. Das ist soweit in Ordnung. Zellalterung ist okay, aber leider, wenn sich das anhäuft über viele Jahre, dann können eben auch Krankheiten entstehen. Und unser Slogan ist: Altwerden ist okay, aber krank werden nicht.

Das ist natürlich ein starker Slogan! Und die Wirkstoffe sind? Wie soll ich das Ganze verstehen? Ich nehme dann ein bisschen Algen zu mir. Könnte ich aber auch aus der Vogeltränke, oder?

Ja, da würde man aber nicht dran kommen, denn die Alge, die hat sich gut geschützt mit einer starken Zellwand. Das heißt, der Mensch kann das so gar nicht aufnehmen. Das heißt, wir müssen die Alge aufbrechen, um an das Astaxanthin heranzukommen. Das ist die eigene Ernte. Das ist spannend. In der ganzen Verfahrenstechnik und während der ganzen Produktion müssen wir auch darauf achten, dass kein Sauerstoff an unsere Substanzen gelangt, weil dann würde das als Antioxidants schon wirken. Und insofern haben wir uns dafür entschieden, das möglichst gut zu schützen im Öl, im Blister und eine hohe Wirksamkeit dann weiterzureichen.

Was kann ich denn eigentlich tun als Mensch, um gegen diesen Stress anzuwirken? Ich meine, aufhören zu atmen ist glaube ich, keine gute Möglichkeit.

Das würden wir nicht empfehlen! Also, neben einer gesunden Lebensweise, einer gesunden Ernährung, kann eben auch eine gute Versorgung mit Antioxidantien helfen, der Zellalterung entgegenzuwirken. Es ist eines der stärksten Antioxidantien in der Natur. Nicht mehr und nicht weniger. Wir sagen: Überall da, wo oxidativer Stress vielleicht ursächlich für irgendwas ist, kann es helfen. Und das ist das, was wir mit dem Astaxanthin leisten können. Und Astaxanthin ist ja schon auch länger in der Natur für viele Organismen auch einfach ein Schutz, ihre DNA, ihre Proteine zu schützen vor Umwelteinflüssen.

Stammt denn da auch der Name Sea & Sun Organics her oder wie soll ich das jetzt verstehen? Wasser, Sonne? Oder ist das mehr Lebensstil?

Nein, das ist kein Reisebüro, obwohl sich das so anhört. Nein. Sea & Sun Technologies ist eigentlich die Muttergesellschaft. Ich selber mache seit 1987 Meerestechnik, so dass GEOMAR, Alfred-Wegener-Institut, die ganze Klimaerwärmung. Irgendeine Firma muss ja diese Parameter messen, mit denen wir das bewerten können. Und da gibt es ungefähr fünf auf der Welt und Sea & Sun Technologie, die auch in Schleswig-Holstein ist, ist eine davon. Und durch Zufall habe ich mir ein Gewächshaus gekauft, weil ich eigentlich eine Solaranlage raufbauen wollte. Weil Sea & Sun – ich war in einer der größten Solarxxx Norddeutschlands. Und ich hatte dann durch Zufall dieses Gewächshaus gekauft. Und da kam einer von der Hochschule Flensburg und hat gesagt “Du, pass mal auf. Was ist das denn?” Ich: “Ja, mein Gewächshaus.” “Was machst du mit den 6000 Quadratmetern Gewächshaus?” Ich sage “Solaranlagen – Glas raus, Solar rauf.” “Hm”, sagt er, “Und was macht er da unter?” Ich sage “Da unter brauche ich ja nichts, ich bin ja kein Gärtner.” “Dann kann ich eine Ecke abhaben.” Ich sage “Ja, klar, kannst du eine Ecke abhaben. Was willst du denn da machen?” “Nannochloropsis für Fischfutter für Fischlarven.” Ich sage “Wie viel kann man denn da … was kostet das denn?”

Nee, nee. Du wolltest schon hören, was kann man damit verdienen?

Ja, Pass auf.

Ich kenn dich doch, Heinzi.

Ja, klar, ich muss ja irgendwie Steuern bezahlen, damit hier alles funktioniert. So soll das sein, das mache ich ja gerne. Ich flüchte ja nicht aus dem Land. Ich bezahle die schon in Deutschland.

Großartig! So wird man auch zu den 100 innovativsten Unternehmen, nehme ich an. Aber du erzählst uns erst mal den Weg dahin.

Ich erzähle den Weg kurz, weil der ist ziemlich komisch. Warum habe ich das Gewächshaus gekauft? Weil meine Langhaarige, also Annemarie, wollte Tomaten kaufen. Und dann, Trappenkamp ist direkt an Gönnebek, also 20 Gärtnerei-Betriebe. Und dann sind wir wieder hingefahren und sie guckt sich die Tomaten an und ich gucke mir das Gewächshaus an. Und sie kauft die Tomaten. Ich denke “geiles Gewächshaus”. Glas raus oder rauf. Also, sie kauft die Tomaten, und ich das Gewächshaus. Deswegen hatte ich dieses Gewächshaus. Dann kommt dieser Holger aus Flensburg und sagt dann 1.000 € pro Kilo. Wie viel kann ich da produzieren, sagt er. Zehn Tonnen. Ich sage “Was?” Und da sage ich “Jetzt habe ich aber keinen Platz mehr für dich”. Und da habe ich vier Monate später ein Forschungsprojekt beantragt bei der WTSH. Und ich habe das gefördert gekriegt und habe dann mit 750.000 € angefangen, Algen zu produzieren. Wir müssen ja über Tonnen-Maßstäbe rechnen. Also nicht im Labor, wo du sagst ich habe 20 Liter, sondern wir müssen Tonne rechnen. Und da habe ich dann gesehen, es gibt nichts. Und dadurch, dass ich Sea&Sun Technology hatte, konnte ich die ganze Sensorik usw entwickeln. Wir haben mittlerweile künstliche Intelligenz. Da müssen wir uns wirklich bedanken – an das Wirtschaftsministerium oder an das Land Schleswig-Holstein. Weil wir mit ganz vielen Universitäten und, man glaubt gar nicht, wie viele Universitäten sich mit den Algen auseinandersetzen und was da noch drin ist, Ist ja nicht nur dieses Astaxanthin. Es sind Eiweiße, es sind Kohlenhydrate. Das weiß Stefan aber besser. Ich bin ja Schrauber. Aber es war Zufall. Annemarie wollte Tomaten kaufen.

Starker Move von ihr!

Dann hattest du das Gewächshaus. Und dann ging es erst mal darum, die 1.000 Wege auszuprobieren, wie es nicht funktioniert. Und das war eben der lange Entwicklungsweg.

Habt ihr alle 1.000 schon ausprobiert?

Wir lernen doch stetig dazu. Wir haben einen Mitarbeiter, der hatte immer den Fall – Fail forward, haben wir immer gesagt. Jetzt sind wir soweit.

Also ihr habt Mitarbeiter, der ist nur dazu da, um Fehler zu machen, verstehen ich das richtig?

Wir dürfen alle Fehler.

Man kann sich also bei euch bewerben, wenn man Experte im Fehler machen ist.

 

Jetzt keinen Rückzieher!

Nein. Also, wenn du keine Fehler machst, kannst du nicht Top 100 der innovativsten Unternehmen in Deutschland werden.

Das Entscheidende ist, man muss den Mut haben, darüber zu sprechen. Das ist das.

Du darfst nicht so eine Firma führen, dass sie Angst haben. Und wenn das ist, dann musst du mir das sagen. Und dann kriegen wir eine Lösung hin. Wir kriegen immer eine Lösung hin. Und das ist total wichtig, dass die Mitarbeiter frei sind.

Hat Annemarie eigentlich auch eine kleine Ecke für Tomaten bekommen?

Wir haben ein kleines Gewächshaus gehabt und da hat sie dann diese Tomaten gemacht.

Also hat sie immer noch, oder?

Ja, nee, jetzt nicht mehr. Also, jetzt kommen wir wieder Tomaten. Hauptsache sie kommen nicht aus Spanien. Aber naja.

Anderes Thema. Ich hörte Top 100 Unternehmen. Wie kommt man dahin?

Durch stetige Innovation. Wir haben einen extrem hohen Entwicklungsstand in unserer Belegschaft – fast 60 % von unseren Mitarbeiter:innen sind Entwickler. Und auch jetzt mit unserer kleinen Abteilung – wir haben jetzt neun in der eigenen Abteilung – auch da haben wir sechs laufende Forschungsprojekte mit einem starken Regionalbezug nach Schleswig-Holstein. Das freut uns extrem, weil auch da sind wir noch nicht fertig. Wir haben zwar seit fast zwei Jahren jetzt unser Produkt am Markt, aber wir wollen noch weiter entwickeln, wir wollen die Produkte besser machen für die Menschen und auch in der Region. Und die Wertschöpfung nach Schleswig-Holstein auch weiter ausbauen, zurück holen und Zukunft leben. So ein Slogan, den wir leben. Wir sind gut vernetzt. Wir arbeiten gerne mit den Universitäten zusammen. Das ist ein schönes Netzwerk, auch ganz speziell den BAMS Verein zu nennen, das aus verschiedenen Firmen und Universitäten. Das heißt, das ist das, was uns motiviert in der tagtäglichen Arbeit, dass wir sowohl für die Menschen was tun, als auch für die Region und so eine spannende Mikroalgentechnologie aus der Versenkung, aus dem Labor in die in die technologische Reife zu bringen. Das sind so die spannenden Felder, die uns motivieren.

Stefan, Du sprachst ganz kurz vom BAMS. Was soll ich denn darunter verstehen?

Das BAMS ist eine Abkürzung für Bioökonomie auf Marinen Standorten und ist ein Forschungsverein, wo sowohl Firmen aus Norddeutschland oder auch ganz Deutschland mittlerweile enthalten sind. Und Ziel ist es, die Bioökonomie, also die blaue Bioökonomie, zu stärken. Da geht es um Algen, da geht es um nachhaltige Fischwirtschaft und eben auch um die Vernetzung und daraus Produkte zu entwickeln. Das heißt, alles, was in den Universitäten steckt, soll ja in die Wirtschaft, soll auch eine gesellschaftliche Transformation bewirken, im positiven Sinne. Und da gibt es eben auch einige Transferprojekte. Und da sind wir ganz aktiv und danken diesem Verein, dass er uns ermöglicht, Bausteine zu erledigen, Hausaufgaben zu erledigen, die wir so ohne diese Förderung nicht schaffen würden.

Ich habe jetzt hier algenial vor mir liegen und dachte mir, wenn ich jetzt einen nehmen. Stefan was genau ist das? Was passiert mit mir? Ich nehme jetzt gleich einen. Werde ich mich dann morgen im Spiegel wiedererkennen oder bin ich zehn Jahre jünger?

Wir müssen immer vorsichtig sein mit Health Claims.

Das bleibt ja unter uns.

Nein, Du tust etwas Gutes für dich. Es ist eben das stärkste Antioxidants. Und damit reduzierst du deinen oxidativen Stress und alles, was damit verbunden ist. Da gibt es verschiedene andere Wege. Aber erstmal – mir ist keine Studie bekannt, wo es dir irgendwie schaden könnte, Insofern.

Das ist seine Antwort. Ich hätte gesagt “Natürlich.” Du nimmst dich ja schon, deswegen … Also sei vorsichtig.

Nicht, dass ich noch zu jung werde.

Aber wenn du Marathon laufen willst, nimmst drei, und dann hast du auch keinen Muskelkater.

Das ist schon sensationell. Wenn ich Marathon laufen würde wollen. Aber das muss ich auch erst mal schaffen. Aber halb so wild. Was ist denn ein Blutregenalge?

Kann man mir das kurz erklären?

Die Hämatokokken, eben auch zu Deutsch die Blutregenalge, kommt immer da, weil man findet sie in Austrocknungsgebieten, auf Dächern, irgendwo, wo Stressbedingungen herrschen. Das heißt kein Wasser mehr, hohe UV Strahlung, hohe Lichteinwirkung, hohe Temperaturen und da ist die Alge Experte für. Wenn man sie züchten will, sie bildet niemals irgendwo eine Algenblüte. Das heißt, wir können nicht in die Natur gehen und sie wie Kälbwälder oder so abernten, sondern wir müssen sie züchten Und für uns als Biotechnologen große Herausforderung, weil sie ist auch die Diva unter den Mikroalgen, weil sie unter bestimmten Bedingungen extrem anfällig ist. Sie wächst langsamer als andere Algen, und das macht sie so spannend. Und sie ist aber ein Überlebenskünstler für extreme Bedingungen. Und das ist das Spannende an der Blutregenalge oder lateinische Name Haematococcus pluvialis, da helfe ich dir.

Von der werde ich wahrscheinlich heute Nacht träumen.
Heinzi, die produziert ihr in Trappenkamp, oder wie sieht das aus?

Ja, in Trappenkamp haben wir den Anzugsbereich, und in Gönnebek haben wir dann drei Kilometer Glasröhren. Wir wollen dieses Jahr auf 15 Kilometer erhöhen, weil wir konzentrieren uns auch mit den Universitätskrankenhäuser, mit der Augenheilkunde, Krebs und Diabetes auf die Produktion. Und das machen wir in Gönnebek. Da haben wir eben als Sea&Sun Technology wieder Forschungsmittel, auch wieder von Schleswig-Holstein, aber auch vom Bundeswirtschaftsministerium. Es gibt keine Sensoren, die sagen jetzt ist sie grün und dann wird sie rot. Aber wie viel Grün ist noch in Rot? Und wir müssen entscheiden, wann ernten wir. Da haben wir Karlsruher Institut of Technology, auch da, das ist ein Schleswig-holsteinisches Forschungsprojekt, wo wir dann künstliche Intelligenz einsetzen, weil 7,5 Millionen Menschen in Deutschland haben diese feuchte Makuladegeneration (AMD) 15 Millionen in Amerika, 20 Millionen in der Europäischen Union, 196 Millionen in der Welt. Und sie werden blind, man weiß, dass man blind wird. Man kann nichts dagegen tun. Es gibt kein Medikament. Und wir beweisen gerade mit dem Universitätskrankenhaus Kiel, da haben wir gerade heute wieder eine Mittelzuwendung bekommen. Vielen Dank dafür. Um nachzuweisen, dass es wirklich stoppt, weil wir sind in der Lage, durch die Sauerstoffbarriereschranke durchzukommen und deine Einblutung in den Rezeptoren zu stoppen. Und jetzt stelle ich mir die Frage, so er hat ja gesagt 1.000 € pro Kilo. Jetzt sind wir über 300.000 € pro Kilo. Ist aber nicht einmal – ich produziere eine Alge und du kannst sie schlucken, sondern da sind zehn verschiedene Prozessschritte dran. Also, das ist ganz, ganz aufwendig, das zu machen in der höchsten Qualität. Wir sind in der Kölner Liste, wir sind kein Doping, aber wir haben ja Rückmeldung von denen. Wir verkaufen das ja auf kleiner Flamme an Menschen. Und wir kriegen Rückmeldungen. Und wenn ich mir dann die E-Mails durchlese, dann kriege ich Gänsehaut, weil die Leute sagen, es ist funktioniert. Und dann muss ich sagen, dass es 14 Jahre Arbeit waren und ich kriege es hin, so eine Kapsel zu machen und meine Kollegen kriegen das hin. Dann habe ich alles richtig gemacht, auch wenn mir keiner gesagt hat, dass mich das fast 10 Millionen € kostet. Und es ist nicht bankable. Also, du kannst zu keiner Bank der Welt gehen. Ich habe aber auch nichts geerbt,

Also Ärmel hoch, Heinzi, das Wissen wir doch. Immer weiter nach vorne dafür arbeiten.

Du hast ja ein bisschen aufgezählt: Diabetes, mit der Sehstärke, Krebs. Das sind natürlich auch alles gesellschaftliche Themen, die wirklich omnipräsent sind. Merkt der Nutzer das sofort oder ist das eine Langzeitwirkung?

Ich würde sagen, da übergebe ich an meinen Kollegen. Der kann das nämlich viel besser erklären.

Also, wir dürfen keine Wirkung versprechen, das ist ganz klar. Wir können mit dem Stoff Astaxanthin eben verhindern, dass die Zellalterung vorzeitig an oxidativen Stress leidet, soweit. Es bekämpft oxidativen Stress überall da, wo oxidativer Stress ursächlich ist für irgendwas, da können wir ansetzen. Aber wir können definitiv nicht sagen, dass wir jetzt die und die Krankheiten heilen. Das wäre zu weit gegriffen dafür. Ich bin Biotechnologe, wir sind keine Medizinmänner, keine Medizin-Frauen. Da brauchen wir die Unterstützung von unseren Partnern, aus denen jetzt auch regionale Partner, vor allem aus den UKSH. Es gibt ein tolles Konsortium hier in Kiel, das ist noch zu nennen das BlueHealthTech-Konsortium. Da werden Trends der Digitalisierung, der Meerestechnik und der Medizintechnik zusammengebracht. Das heißt, wir haben ja immer schon als Mensch die Fähigkeit besessen, neue Ressourcen aufzutun, sei es vor 10.000 Jahren die Entwicklung der Landwirtschaft. Da sehe ich immer so ein bisschen Parallelen zu dem, wenn wir jetzt Mikroalgen entdecken, das kann die Landwirtschaft 4.0 werden, Das ist ganz spannend, aber eben auch die Suche, die Ozeane sind die neuen Regenwälder für uns, wenn es darum geht, neue Substanzen für die Medizin zu entwickeln.

Das heißt, ihr produziert nicht nur Maschinen und kultiviert Algen, sondern ihr arbeitet auch mit der Wissenschaft zusammen?

Sehr stark, denn da sitzen die Experten. Das könnten wir als Firma in dem Sinne gar nicht leisten. Oder es wäre sehr ineffizient, das alles selber aufzubauen. Das Know-how, denn das gibt es ja. Es geht darum, miteinander zu sprechen – was dem Norddeutschen vielleicht ein bisschen schwer fällt. Aber wir kriegen das eigentlich ganz gut hin. Als Netzwerkfirma würde ich uns bezeichnen.

Manchmal denke ich, Heinzi, was macht ihr da? Was machen wir? Wir machen Quantentechnologie usw. Das alles in diesem kleinen Trappenkamp. In der Meerestechnik. Und die Meerestechnik brauche ich auch, um die Biotechnologie zu machen, weil ich die Sensoren dafür entwickele. Und ich habe dann mal gesagt, okay, ich habe 35 Mitarbeiter, so, das ist der Kern. In der Pandemie keinen entlassen, weil das sind solche Spezialisten, da musst du durchfahren, dann musst du Forschung machen. Aber ich habe 140 Wissenschaftler in Forschungsprojekten gebunden, wo Sea&Sun Technology dann den Nutzen drraus hat. Das heißt, 140 Wissenschaftler arbeiten zwei, drei oder vier Jahre in der Forschung, werden von den Mitteln von euch bezahlt. Ja, machen Forschung. Wir können solche Maschinen, solche Geräte, solche Messgeräte, die, die in ihren Instituten haben, können wir uns als Firma gar nicht leisten und solche Leute auch nicht. Und das heißt deswegen ich bin extrem forschungslastig, auch in dem Bereich Meerestechnik. Ich sehe, wenn ich das nicht entwickle, tut es eben keiner. Und wenn ich sterbe, dann gibt es eine Stiftung. Also das heißt, die Firmen erben sich selber. Weil man darf das nicht auseinandernehmen.

So Heinzi, wir brauchen dich aber noch ein paar Jahre.

Ich haue das Zeug ja selber weg. Also so schnell geht das noch nicht.

Siehst du, deswegen können wir jetzt auch gleich zum eigentlich Passenden kommen, nämlich der Nachhaltigkeit. Wir wollen ja als erstes Bundesland klimaneutrales Industrieland werden. Was tut denn Sea&Sun Organic in diesem Bereich?

Wollen wir mit den Mikroalgen beginnen? Also, Mikroalgen brauchen ja grundsätzlich einfach Wasser, CO2, Licht und ein paar Nährstoffe. Das ist sehr ähnlich zu den Landpflanzen. Nur was den Wasserverbrauch beispielsweise angeht in geschlossenen Röhren-System haben wir weniger Verdunstung und könnten CO2 aus anderen Quellen, wir haben ja leider keinen Mangel an CO2 Quellen, die sind ja mannigfaltig vorhanden. Die können wir auch einsetzen, um Mikroalgen zu kultivieren. Es kommt dann auf die Reinheit drauf an, bei uns wird nur Lebensmittel CO2 eingesetzt als Rohstoff. Das ist ein Punkt, wo es weitergeht. Das heißt, ich würde den regionalen Bezug gerne nennen. Jede Kartoffel, die produziert wird, da steckt ja Unmengen an zusätzlicher Energie drin. Bei den Mikroalgen ist es recht wirtschaftlich, der Prozess, auch der, wir müssen Energie aufwenden, um sie zu kultivieren. Verglichen aber mit höheren Landpflanzen kann das auf ein Minimum runtergefahren werden. Das ist eine Nachhaltigkeitsaspekt und ich denke, dass wir regional die produzieren. Es gibt natürlich auch Mitbewerber von Mikroalgen Produzenten schon im Ausland, die bauen zu. Aber wir können damit, wenn wir jetzt die Flächen-Produktivität mit der Landwirtschaft vergleichen, haben wir den Faktor zehn, dass wir da mehr pro Fläche kultivieren können. Und Mikroalgen brauchen eben kein fruchtbares Ackerland. Wir können degradierte Industrieflächen, wir können Lärmschutzwände, wir können mit der Photovoltaik an Häuserwänden konkurrieren. Das ist ein blödes Wort. Aber letztendlich, überall da, wo das Sonnenlicht hinfällt, können wir Bioreaktoren für die Kultivierung von Mikroalgen aufbauen.

Sie brauchen nun mal CO2. Und wenn du dir so eine Satellitenaufnahme anguckst von der Ostsee, die kippt uns um. Wir müssen also Entnahmen machen. Dann habe ich gesagt, ich habe ein Projekt eingereicht mit ziemlich vielen Universitäten, um die Algenblüte aufzunehmen. Ich springe jetzt mal kurz auf die Ostsee wegen CO2, weil die brauchen nun mal CO2. Wenn die Algen absinken, dann werden sie den Sauerstoff aus der Ostsee reduzieren. Und da habe ich gesagt: Was machen wir denn mit den Algen? Jetzt kann ich daraus natürlich wieder Sprit machen. Also, ich kann das, das ist ja Biomasse. Dann kann da wieder Strom rauskommen. Aber dann haben wir wieder CO2, das wollen wir ja nicht haben. Wenn ich jetzt also diese Algen nehmen, die sie Cyanobakterien in der Ostsee zum Beispiel, das sind ja riesige Mengen, Du kommst mit dem Schiff nicht durch und die kann man jetzt mit Satelliten finden, Dann kann man die Algen ernten und ich fahr dann zur Universität Aachen mit Professor Gries. Die machen nichts anderes wie “Wo kommt eigentlich Öl her?” Tektonik. Also. Das heißt, du machst Druck, du machst Temperatur und dann hast du aus den Algen wieder Öl. Die machen Turnschuhe für Adidas aus Algen. Wie geil ist das denn? Und dann ist das gebunden. Wenn wir über dieses Astaxanthin reden, dann sind 2 % der Algen, noch mal, die Kohlenhydrate und Eiweiße. Große Mangel-Problematiken in der Ernährung. Das heißt, wir haben ein Forschungsprojekt, wo wir untersuchen, was machen wir mit dem Stoff, Was machen wir mit denen? Das ist ja kein Müll. Es gibt keinen Müll in der gesamten Prozesskette. Wir haben, wir haben Photovoltaikanlagen und wir haben Blockheizkraftwerke bei uns in der Firma. Das heißt, sie laufen mit unseren eigenen Strom. Die Kühlung, was Stefan gesagt hat, wenn man große Becken nimmt, wie in Hawaii, dann verdunstet das Wasser. Aber Hawaii hat nicht so viel Trinkwasser. Die Trinkwasserqualität in Hawaii wird aber wieder mit meinen Messgeräten gemessen. Deswegen weiß ich, wie gut das Wasser ist, in dem sie wachsen. Und, da verdunstet das Wasser. Und dann gibt es das in der Wüste, in Israel zum Beispiel. Da wird das Wasser auf die Röhren getropft, um die Anlage runter zu kühlen, denn bei bei 30 Grad gehen die nachher in die ewigen Jagdgründe. Und wir nehmen Grundwasser, haben ein Kreuzstrom-Wärmetauscher entwickelt, kühlen mit dem Grundwasser die Algen runter und lassen das Grundwasser wieder versickern und machen so das Wasser noch sauberer. Und was ist eigentlich ein Ziel? Das ist ein 6000 Quadratmeter Gewächshaus. Da kann ich ungefähr 15 Millionen Algen produzieren. Nicht Algen-Kapseln zu einem Preis von 1,50 Euro oder so. Und ein Ziel von uns ist eben auch der Beweis, dass wir mit einer alten Infrastruktur, weil die Gewächshäuser sind alle da, sind 20 Gewächshäuser unter Glas, und auch da habe ich ein Projekt, weil das sind 20 Hektar Solarfläche. Ja, jedes Gewächshaus ist an Fernwärme angeschlossen. Ich habe mit einem Wärmepumpen-Hersteller gesprochen – du kannst also die Wärme jetzt, im Sommer haben 50 Grad Lufttemperatur, nehmen wir die Wärme und dann möchte ich gerne, da müssen wir noch mal drüber reden, von mir aus einen Salzspeicher oder so als saisonale Speicherung, der Gärtner kann dann seine Wärme dahin liefern und sie dann nur für die Storage bezahlen und wieder einsetzen. Die Gärtner stehen Gewehr bei Fuß, weil sie wollen mitmachen. Aber das ist noch nicht so einfach. Wir werden sie mitnehmen und im Endeffekt, das sind 20 Gärtnerei Betriebe – ich bin gleich fertig damit –, aber es gibt nur drei.

Ich lächele nur, weil du klingst wie das Schweizer Messer: Ein kleines Werkzeug für jedes kleine Problem. Das gefällt mir sehr gut als Wirtschaftsminister. Ja, ich stelle nur fest, wenn die Folge hier durch ist, dann wird es in Schleswig-Holstein kein Treibhaus mehr geben zum Kaufen, weil alle losrennen, um die Schweizer Messer zu haben.

Noch mal: 20 Millionen in Europa, 15 Millionen in Amerika 196 Millionen. Nur alleine feuchte Makuladegeneration. Wir reden jetzt nicht über die.

Das ist die Augenkrankheit für den einen oder andere, der jetzt nicht medizinischer Experte ist.

Und es gibt ja noch ganz andere Algen, die wir, die wir anfassen müssen. Da geht es um die Ernährung, da geht es um Flächen. Wie Stefan schon sagt, es kann auch eine verseuchte Fläche sein, weil wir sind ja im Wasser. Aber wie gesagt, wir verdunsten nicht, wir machen den Strom eben neutral. Und es gibt keinen Abfall. Wir haben mit dem Trester Fische mit in Büsum auch wieder Schleswig-Holstein. Eigentlich muss man diesen Standort zum Algen-Hotspot Deutschlands oder Europas machen, weil alle Universitäten Heide, Flensburg, Kiel, Hamburg, Bremerhaven arbeiten alle mit uns zusammen und da hat man eine Konzentration, Da ist eine Energieversorgung, da ist alles da. Das muss unser Ziel sein.

Das klingt super, Heinzi. Vielleicht kannst du uns noch verraten, als Unternehmer, warum ist Schleswig-Holstein ein guter Standort?

Weil ich im besten Bundesland der Welt wohne.

Sehr gut. Du kannst dann vielleicht sagen Warum ist das privat wertvoll? Weil Heinzi im besten Bundesland der Welt lebt.

Ja, ich mag die entspannten Menschen hier. Die trifft man hier besonders häufig. Das finde ich sehr gut. Eine kollegiale, positive, mit dem Schalk im Nacken. Das finde ich sehr schön.

In der Tat. Es leben auch nicht wenige Verrückte im positiven Sinne. Und ihr gehört dazu. Menschen, die man gerne gerne trifft, wenn man unterwegs ist. Inspirierend zu hören. Auch mit welchen Unternehmergeist, welcher Bereitschaft, das Unerforschte zu erforschen. Und dafür auch einen lieben Dank vom Land, diese Bereitschaft ist natürlich auch immer damit verbunden, dass man ein gewisses ökonomisches Risiko eingeht, dass man sagt wir, wollen den Erfolg, wir wollen diesen Menschen helfen. Und wenn ich euch richtig verstanden habe, ist der Lohn ja ein Stück weit auch, die Liebe, die Beschreibung der Menschen, die zurückkommen und sagen, ihr habt mir geholfen. Ich glaube, was Besseres kann nicht passieren.

Das ist unsere stärkste Motivation.

Ja, man kriegt Gänsehaut, wenn man das liest.

Alle, die heute zugehört haben, haben Gänsehaut bekommen, machen sich jetzt auf den Weg ein eigenes Treibhaus zu kaufen.

Vorher können Sie das einfach erst mal bei uns bestellen und üben und gucken, wie die Wirkung ist. Dann können Sie uns ja glauben.

So machen wir das, Heinzi.

Probieren und dann selber machen. Ich danke ganz herzlich, Oder Stefan, Du willst noch was loswerden?

Ja, ich wollte nur sagen, wir sind ja erst am Anfang. Wir sind ja noch eine ganz, ganz kleine Produktion. Und ich denke, da wird uns in den nächsten Jahren noch vieles begegnen. Es heißt ja Zukunftstalk hier. Was unheimlich motivierend ist, da ein Teil dazu beitragen zu können. Wir werden nicht alle Probleme lösen. Aber wenn wir die Welt ein kleines bisschen besser machen, das ist doch schon mal gut.

Jeden Tag ein kleines bisschen besser.

Das ist das, was wir vorhin gesagt haben. Man sollte eigentlich nicht immer nur darüber reden, was schlecht ist, sondern es gibt so viel Gutes, was passiert. Und vielleicht sollte man mal das eben so wie du das mit einer Serie machst, herausheben, erzählen da draußen, dass es eben nicht nur alles negativ ist. Es ist nicht einfach.

Das ist eine Frage vom Mindset. Und unser Mindset in Schleswig-Holstein ist morgen wird besser als gestern. Und deswegen freue ich mich sehr, dass ihr hier wart, ein bisschen Licht reingebracht habe. Ich habe ein bisschen was über Algen kennengelernt. Kann jetzt zwar nicht zu 100 % alle Namen aussprechen, aber das ist auch nicht schlimm. Danke, dass ihr da wart.

Einfach schlucken. Sehr gerne.

Danke.

Alles klar.

Tschüss. Bis bald.