"Es ist eine große Aufgabe, sektorenübergreifend zu denken."

Bernd Buchholz im Gespräch mit Mai-Inken Knackfuß.

Mai-Inken Knackfuß ist Geschäftsführerin von watt_2.0, dem schleswig-holstein-weiten Branchenverband für Erneuerbare Energien. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht sie über das große Thema Wasserstoff, Stromveredelung in Schleswig-Holstein und die Ziele ihrer Verbandsarbeit. 

 

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts "Echte Chancen". Mein Name ist Bernd Buchholz, ich bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und lade Menschen zu mir ein, mit denen zu sprechen, um eine, mal eine andere Perspektive auf Schleswig-Holstein zu gewinnen. Nicht nur die Perspektive auf die schönen Deiche und die Meere und das Touristische und das, was man kennt, sondern auf die Menschen, die etwas Innovatives machen, etwas Dynamisches, Modernes in diesem Land. Und davon gibt es ganz viele. Also ein etwas anderer Blick auf den echten Norden, der echte Chancen produziert und in dem man echte Chancen wahrnehmen kann. Heute Abend ist Mai-Inken Knackfuß bei mir. Guten Abend, Frau Knackfuß.

Mai-Inken Knackfuß: Guten Abend, Herr Buchholz.

Mai-Inken Knackfuß ist die Geschäftsführerin von watt_2.0. Frau Knackfuß, watt ist denn dat?

watt_2.0 versteht sich als Erneuerbare-Energien-Branchenverband, der hier in Schleswig-Holstein themen- und spartenübergreifend seit mittlerweile fast zehn Jahren arbeitet.

Ein Verband für erneuerbare Energien. Was heißt das? Welche Unternehmen fassen Sie zusammen?

Wir fassen nicht nur die klassischen Unternehmen aus der erneuerbaren Branche oder aus der Energiewirtschaft zusammen, sondern auch die Unternehmen und die Akteure, die Projekte im Bereich der Modernisierung, der Energieversorgung angehen, die sich dafür interessieren, die auch Potenziale sehen, zukünftig sich mit Projekten zu engagieren.

Sie haben ihren Sitz in ...

… in Husum.

... in Husum.

Der Vereinssitz, Verbandssitz ist in Husum.

... an der Westküste Schleswig-Holsteins, an der Nordsee. "Graue Stadt am Meer Husum". Da vermutet man jetzt in der Tat Windräder und dahinter aber nicht unbedingt ganz viele, die sich mit Energiewirtschaft beschäftigen.

Das ist so typisch, dass man natürlich, wenn man an Energie denkt und an Erneuerbare, sofort an Wind denkt. Ich mein Wind macht sicherlich auch die Westküste aus und wir haben Gott sei Dank vor 30 Jahren ja eigentlich schon die ersten Windparks bei uns in Nordfriesland gehabt, die überhaupt diese Entwicklung in Gang setzen konnten. Aber es gehört weit mehr dazu als nur Wind, nur in Anführungsstrichen. PV gehört dazu, Photovoltaik gehört dazu, Biogas natürlich auch, aber auch die nachgelagerten Themen. Das ist so unser Bereich und auch der Ansatz, dass wir damals watt_2.0 gegründet haben. Es geht um die Gesamtkonzeption, darum, Projekte und Konzepte auch zusammenzudenken und vor allen Dingen die Veredelung der Erneuerbaren direkt hier bei uns in Schleswig-Holstein rechtzeitig mit anzudenken und mit zu integrieren.

Und das durch ganz unterschiedliche Unternehmen. Also wir haben ja gerade schon darüber gesprochen. Es sind unterschiedliche Leute, sind teilweise Bürger-Windparks bei Ihnen Mitglied, aber es sind auch ganz große Mitglied.

Ja.

Die Idee von watt_2.0 ist, die zusammenzubringen, miteinander zu vernetzen und dann daraus auch dezentrale Lösungen zu schaffen. Was hab ich mir darunter vorzustellen, wenn es gerade so um kleine Bürger-Windparks und ganz große geht? Passt das zusammen?

Ja, da muss man wahrscheinlich sich die Entstehungsgeschichte von watt_2.0 eben auch angucken. Also 2011 wurde watt_2.0 gegründet, aber die ersten Aktivitäten gehen eigentlich auf das Jahr 2009 zurück. Im Zuge der damaligen EEG-Novelle haben sich die Akteure um Ove Petersen, Geschäftsführer von GP Joule, Frank Kronenberg, SPR-Energie und Björn Jacobsen von S.A.T., alle drei beheimatet in Nordfriesland, haben sich zusammengetan und haben eben rechtzeitig auch gesagt: Wir müssen themen- und spartenübergreifend arbeiten, mit einem hohen Praxisbezug, um Wertschöpfung hier in Schleswig-Holstein zu halten, zu schaffen und auch Arbeitsplätze zu festigen und auch neu zu schaffen und wie gesagt gleich die nächsten Schritte im Bereich der Energiewende mit andenken. Also nicht nur die Erzeugerseite, Strom zu erzeugen auf Basis Erneuerbarer und diesen Strom eben aus Schleswig-Holstein raus zu transportieren, damit der woanders veredelt werden kann, sondern wir müssen hier gemeinsam die Energiewende von Anfang an denken, mit den unterschiedlichen Systemen und Kompetenzen zusammenfassen, damit wir tatsächlich Strom, Wärme und Mobilität möglichst auch gemeinsam betrachten und lösen.

Was ist da jetzt die größte Herausforderung für Sie, wenn Sie sagen: Das sind unsere Aktivitäten, gerade in diesem Umwandeln von Strom? Was ist das größte Thema zurzeit in Ihrem Verband?

Naja, ein großes Thema ist das Thema Wasserstoff. Die unterschiedlichen Aufgabenstellungen sind uns beiden bewusst. Es ist vielmehr eine große Aufgabe oder eine Herausforderung, sektorenübergreifend zu denken und nicht nur groß zu denken, sondern auch klein. Also nicht nur industriepolitisch. Wenn wir jetzt gerade hier zusammensitzen, auch mit dem Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein, sondern auch die dezentralen Lösungen zu denken und an die Wirtschaft hier in Schleswig-Holstein, die eben sehr unterschiedlich aufgestellt ist.

Und gerade diese mittelständischen Unternehmer, die finden in Ihnen einen Ansprechpartner, vielleicht auch einen Beratungspartner, wenn es darum geht, was anders zu machen, wenn man sich in der Energieversorgung umtun will?

Sie finden bei uns sicherlich in unserem Mitgliederkreis, also es sind über 90 Mitgliedsunternehmen, die wir zusammenfassen, sehr aktive Unternehmen und sehr aktive Unternehmer, die zum Teil wirklich von der Pike auf die Energiewende hier im Land mitgestaltet haben und mit sehr viel Engagement, sehr viel Eigeninitiative bestimmte Projekte eben auch vorangetrieben haben.

Ist das ein Stückchen der Schlüssel auch, warum gerade da im Norden an der Westküste so viele Dinge so gut gelungen sind? Also wir haben es ja mit Nordfriesland, das muss man ja mal sagen, mit einem früher mal richtig strukturschwachen Bereich zu tun. Und die Energiewende hat da tatsächlich viele befähigt, mit ganz anderen Unternehmungen heute Dinge zu machen, die sie vielleicht früher gar nicht gedacht hätten. Ich kenne viele, die da als Söhne von Landwirten heute in ganz anderen Branchen, gerade im Energiebereich, aber auch in diesem Umwandlungsbereich, aktiv sind und die da ganz modern sind. Ist dieses Anpackende so ein besonderes Thema, das an der Westküste vielleicht zum Erfolg mitgeführt hat?

Ja, auf jeden Fall. Also ich komme aus Nordfriesland, ich bin in Nordfriesland aufgewachsen und vor 30 Jahren weiß ich am allerbesten, wie es da ausgesehen hat. Genauso wie gerade auch unsere Vorstandsunternehmen, die ja alle auch verwurzelt sind in Nordfriesland. Die Akteure damals haben sehr Großes geleistet, weil sie bestimmte Dinge einfach gemacht haben. Und viele dieser Akteure, die eben heute auch noch am Markt sind, kommen aus dem landwirtschaftlichen Bereich, also vom Landwirt zum Energiewirt. Und die nachkommende Generation hat mit einem Selbstverständnis in bestimmten Teilen dieses Engagement und dieses Knowhow eben auch mitgenommen und geht jetzt die nächsten Schritte eigentlich im Bereich der Energiewende wie selbstverständlich. Und da sind wir jetzt gleich bei einem der wichtigsten Themen überhaupt: Akzeptanz und Verständnis der Energiewende und auch den Erneuerbare-Energien-Anlagen gegenüber.

Warum ist das aus Ihrer Sicht so wichtig, Akzeptanz und Verständnis? Fehlt es daran immer noch, auch bei Ihnen in der Region oder in anderen Teilen der Republik besonders?

Also bei uns in der Region sicherlich nicht, weil viele Menschen damit groß geworden sind und auch in bestimmten Bereichen wirtschaftlich aktiv sind. Also tatsächlich eine Arbeitsplatzsicherung dadurch auch sehen und auch wissen, wenn wir tatsächlich es schaffen, Energie hier zu produzieren und nicht teuer einkaufen müssen, wenn wir sie hier veredeln und eine Perspektive zeigen für das Land, für die Region, dann macht es nur Sinn, als uns in eine gewisse Abhängigkeit auch zu geben von anderen international agierenden Akteuren oder Staaten natürlich. Das, was wir brauchen in unserer Wirtschaft und auch Gesellschaft, und ich glaube, das zeigt sich gerade in diesen Zeiten, Corona-Zeiten, umso mehr, dass wir gemeinsam als Gesellschaft und auch als Wirtschaft agieren müssen. Und ich kann bestimmte Entscheidungen nur verstehen und nachvollziehen und zu ihnen stehen und sie auch übernehmen, wenn ich weiß, warum. Wenn ich Zusammenhänge verstehe, wenn ich erklärt bekomme, warum ist das gut, warum kann das gut sein, warum rechnet es sich vielleicht heute noch nicht, aber übermorgen, wenn man mich mitnimmt, als Unternehmer eben, auch aber als Teil der Gesellschaft. Und das versuchen wir natürlich auch im Rahmen unserer gemeinsamen Verbandsarbeit darzustellen. Was können wir leisten, also was kann Wirtschaft auch leisten und wohin kann der Weg führen, wenn wir alle gemeinsam wirken, jeder mit seinen unterschiedlichen Kompetenzen.

Also ist es sehr stark etwas, was mit Kommunikation zu tun hat und was mit Erklären, schon fast ein bisschen didaktisch, was sie sich zur Aufgabe machen? Also den Leuten die Zusammenhänge der Energiewende noch stärker ins Bewusstsein zu rücken und dabei zu zeigen, dass man auch im Kleinen dezentral zum Beispiel agierend, aber gesamthaft denkend, ganz viele Sachen anstoßen und auf die Spur bringen kann?

Natürlich, wir tun das ja auch gerne mit politischen Vertretern, also wir tun‘s auch gerne mit Ihnen. Also wir nehmen Sie als Minister, genauso wie andere Minister oder Personen aus der Verwaltung aus anderen Unternehmen gerne mit und zeigen, was man tun kann und inwiefern jeder davon partizipieren kann und wie Synergien sinnvoll genutzt werden können, um Effizienz auch zu steigern und um eben dem Land gut zu tun, natürlich. Weil wir als Watt 2.0 konzentrieren uns auf Schleswig-Holstein, weil wir hier eben sehr großes Potenzial haben, einen großen Erfahrungsschatz und sehr viele Akteure und Regionen, in denen es einfach Spaß bringt oder bei denen es Spaß bringt, miteinander zu arbeiten.

Naja, aber Sie organisieren Konferenzen mit Teilnehmern aus der ganzen Republik, die schon auch eine Wirkung haben, eine Strahlkraft haben, weit über das Land hinaus. Also ich sag mal so eine Wasserstoff-Konferenz, die ist ja wahrgenommen, nicht nur im Norden der Republik insgesamt, sondern die wird glaub ich in einer ganzen, im ganzen Land und der ganzen Bundesrepublik wahrgenommen als eine Konferenz schon, wo sich die Akteure, die zurzeit die Treiber beim Thema Wasserstoff sind, insgesamt treffen. Also ob das die Organisation für Wasserstoff und Brennstoffzellen ist, die NOW GmbH, die jetzt ja gerade vom Bund auch neu gegründet worden ist, die da genauso vertreten ist wie Vertreter von auch großen Firmen, die da mit dabei sein wollen, aber auch Vertreter von Regionen wie der skandinavischen String Region. Alle sagen, wir wollen hier im Norden durchaus die Chancen ergreifen, das Umwandeln von regenerativer Energie in Wasserstoff zu machen. Ist das aus Ihrer Sicht das, was Sie am meisten bewegt hat in den letzten Jahren? Da mehr so der regulatorische Rahmen, das politische Geschäft oder die Anwendungsbeispiele, die Sie vor Ort schaffen?

Also ich denke man kann das ja gar nicht trennen, also Anwendungsbeispiele vor Ort. Uns geht's aber natürlich, und das ist auch eine meiner Hauptaufgaben, das Netzwerk zu stärken, also tatsächlich die Akteure zusammenzubringen. Und dazu gehört natürlich auch, dass wir gucken und wissen: Was macht Baden-Württemberg, was passiert in Nordrhein-Westfalen, Kreis Steinfurt, wie gehen die skandinavischen Länder mit bestimmten Entwicklungen um? Wie können wir auch gemeinsam wirken, auch als Land? Genauso wie die Nordländer ja versuchen, auch in bestimmten Teilen zusammen zu wirken und sich zu einigen und das ist einfach ganz wichtig, eben auch über den Tellerrand zu gucken und zwar so, mit unseren Mitgliedern und Akteuren, dass wir möglichst unseren Platz oder die Unternehmen ihren Platz finden und wir gemeinsam darauf hinwirken, bestimmte Themen zu befördern.

Wir stellen uns mal vor, jetzt hört jemand hier zu, der gerade studiert oder ein eigenes kleines Geschäft dort macht im Bereich dieser erneuerbaren Energien, vielleicht etwas Neues ausprobieren will. Frau Knackfuß, warum sollte der ganz besonders an Schleswig-Holstein denken? Warum sollte der vielleicht überlegen, hierher zu kommen, um hier sein Business aufzumachen? Gibt's da was Spezielles oder sagen Sie, man ist heute überall ganz gut vernetzt, also man kann sich dann auch mit uns im Norden vernetzen. Aber gäbe es einen Grund zu sagen: Hey, überleg mal, hierher zu kommen?

Das ist jetzt die richtige Frage. Also da kann ich natürlich jetzt einen Werbespruch draus machen. Aber selbstverständlich macht es nur Sinn, hierherzukommen, weil wir Erneuerbare "en masse" haben als Land zwischen den Meeren. Nicht nur Wind, sondern auch Solarenergie, weil wir hier sehr aktive Unternehmen haben, die sehr kreativ und flexibel sind und sich natürlich freuen, wenn auch - Sie sprachen jetzt gerade von einem jungen Unternehmer - wenn Input kommt, also wenn junger Gedanken-Geist eben auch kommt und gemeinsam mit den Unternehmen und mit den Akteuren hier arbeiten möchte.

Und der junge Unternehmer meint natürlich vor allem auch die junge Unternehmerin. Sie sind als Frau in dieser Branche, Geschäftsführerin von watt_2.0. Wie sind Sie selber mal dazu gekommen, da reingeraten in diese Branche?

Reingeraten in diese Branche bin ich wahrscheinlich schon mit 12, als ich gedacht habe: Wie kann es sein, dass Atomkraftwerke in Schleswig-Holstein ans Netz gehen? Ich glaube, das ist so die Verbundenheit eben auch mit der Natur und mit der, mit der Heimat. Und das Verständnis. Also es ist ja, jetzt werden wir persönlich, das ist ja bei jedem Punkt, bei jedem Thema so, wenn man etwas versteht, dann kann man sich entscheiden: Unterstütze ich das mit oder positioniere ich mich oder wende ich mich dem ab? Und ich bin der Meinung, ich habe ganz gut verstanden, dass es kein Weg sein kann, weiterhin fossile, also schon seit mehreren Jahrzehnten, weiterhin fossile Energien zu verbrauchen, anstatt intelligent zu sein und Erneuerbare zu nutzen, auch wenn sie für eine gewisse Zeit aufgrund bestimmter Umstände, die wir alle kennen, teurer sind, teurer sein mögen. Aber es ist sinnvoller.

Nun sitzt ja ein liberaler Minister, der mit großer Toleranz alle möglichen Meinungen immer wieder zulässt und sagt: Ja, die anderen verstehen vielleicht auch was anders. Aber für Sie war das schon so ein, schon sehr früh ein Antrieb, der Ihnen sagte: in dieser Branche will ich sein, da mache ich was Richtiges.

Es wäre sicherlich ein Wunsch gewesen. Das hat sich jetzt tatsächlich so entwickelt, auch dass wir uns, meine Person und der Verband, die Akteure, die Unternehmen, dass wir uns getroffen haben. Ich glaube, das passt ganz gut.

Da ist ja was Schönes, wenn man sagen kann, dass das, was man da tut, eigentlich mit dem eigenen Leben nicht nur so richtig gut zusammenpasst, sondern eigentlich auch immer die ganze Zeit ein Wunsch gewesen ist. In Schleswig-Holstein leben die glücklichsten Menschen in Deutschland. Das jedenfalls stellt jedes Jahr ein Glücksatlas fest, den die Deutsche Post in Auftrag gibt. Sind Sie glücklich mit dem, was Sie machen in Ihrer Position?

Ich bin sicherlich sehr zufrieden und zum Teil auch glücklich mit meinem Leben und dem, was ich tue. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch und wenn Sie mich jetzt gerade danach fragen, dann bin ich manchmal nicht glücklich mit einer gewissen Geschwindigkeit bei einer Veränderung.

Ja, das ist aber der Anspruch, den man hat. Also zufrieden, ist das richtigere Wort, aber der Anspruch, dass man vielleicht noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit aufnimmt, dass wir auch noch das eine oder andere besser machen können. Wenn Sie jetzt sagen würden, der Politik würde ich gerne noch was mit auf den Weg geben. Was wäre das? Oder gibt's da nichts?

Da gibt es eine ganze Menge. Ich hab gehofft, dass Sie mich jetzt fragen: Was würden Sie sich wünschen oder was würden Sie einem Wirtschaftsminister vorschlagen? Da möchte ich Ihnen gerne vorschlagen, ich würde Ihnen gerne geben, eine Tour durch Schleswig-Holstein. Ohne großen Pressetermin würde ich Ihnen gerne einige Stationen vorstellen, die Sie so mit Sicherheit noch nicht kennen, wenn es um Energiewirtschaft geht, um einfach mal einen Einblick zu bekommen in das, was bereits getan wird.

Jetzt machen Sie mich neugierig. Sagen Sie mal ein paar Beispiele, also vor der Tour. Wir machen die dann irgendwann mal, aber ein paar Beispiele vorneweg.

Nehmen wir zum Beispiel ein Bürogebäude, einen Firmensitz, der komplett mit Erneuerbaren versorgt wird, sowohl von der Strom-Seite als auch von der Wärmeversorgung oder von der Mobilität. Stromhandel an der Börse, Leitwarte kennen Sie schon, waren Sie schon, zum Beispiel bei dem Unternehmen Nordgröön in Medelby, würde ich Ihnen auch noch mal zeigen wollen. Es gibt so ein paar Baustellen, die ich Ihnen wirklich zeigen wollte.

Unternehmen, die sich im Wesentlichen dadurch auszeichnen, dass sie etwas machen, was man nicht unbedingt vermutet. Ach, ich sage mal, dass ein Bürogebäude eines Unternehmens völlig energieautark dahingestellt sein kann und ehrlich gesagt, man vermutet es nicht, wenn man daran vorbeifährt, es ist halt ein ganz normales Bürogebäude. Also viele der Dinge, die da stattfinden, sind nicht unbedingt sichtbar. Ist auch das vielleicht ein klitzekleines Problem für so manchen Bürger, der gar nicht wahrnimmt, was da alles Tolles bei uns im Land überall passiert?

Das mag sein. Der Bürger hat aber auch keinen, oder was heißt keinen, hat in der Regel weniger Verständnis dafür, wie der Strom aus der Steckdose kommt. Also ich glaube, insgesamt ist das ein sehr komplexes Thema. Strom, Energie kommt oftmals aus der Steckdose oder Wärme aus dem Heizkörper.

Also es wird selbstverständlich hingenommen, obwohl ja durchaus in aller Munde derzeit. Also auch die Fridays-for-Future-Demos haben ja sicherlich nochmal eine besondere Sensibilität dafür geweckt: Wo kommt unsere Energie eigentlich her und wie gehen wir nachhaltig gut damit um? Wie gehen wir ökologisch damit um und wie schaffen wir es - das ist eben auch mein Thema vor allem - wie schaffen wir das Ökonomische mit dem Ökologischen zusammenzubringen, und zwar positiv. Und in der Tat, wie Sie sagen, da muss man vielleicht manchmal in diesen Startphasen in Kauf nehmen, dass bestimmte Dinge noch nicht so günstig sind. Aber wenn sie nachhaltig sinnvoll sind und man sie günstig gemacht bekommt, dann schaffen sie auch ökonomisch den sinnvollen Effekt. Das ist ja für Schleswig-Holstein eine Riesenchance.

Das ist richtig. Zumal man darf nicht nur auf die Kosten gucken. Also man muss wirklich auf das Gesamtkonstrukt gucken, an die Perspektive, an die Wirtschaft vor Ort, an die Arbeitsplätze. Und wir dürfen wir ja auch nicht vergessen, und das ist natürlich jetzt ein bisschen philosophisch, wir dürfen natürlich nicht vergessen: inwiefern zahlen wir für Rohstoffe, heute noch oder in der Vergangenheit, den reellen Preis?

Das wäre jetzt eine lange Diskussion …

Genau.

… Die wollen wir jetzt an dieser Stelle nicht weiterführen. Bei mir war Mai-Inken Knackfuß, Geschäftsführerin von watt_2.0. Zum Schluss meines Podcasts stelle ich immer drei Fragen mit der Bitte, "schnelle Frage, schnelle Antwort" oder "kurze Frage, kurze Antwort", in so einer Spiel-Schnell-Fragerunde. Die besten Ideen habe ich ...

... Draußen, in Bewegung.

In der Bewegung draußen, wenn Sie an der Luft sind. Gehen Sie mal vor die Tür, um zu sagen: Ich brauche mal ein paar neue Ideen?

Ja.

Das finde ich gut. Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist ...

... der Deich.

Egal wo, oder gibt's da einen Speziellen?

Ja eher im nördlichen, ganz nördlichen Teil Schleswig-Holsteins. Da, wo ganz viele Graugänse und Enten sind.

Schimmelreiter-Ecke?

Ja. Geht auch noch nördlicher.

Geht auch noch nördlicher. Am meisten inspiriert hat mich ...

lange Pause ... ein Mensch, eine Situation?

Das ist eine sehr persönliche Frage. Da antworte ich jetzt mal Franz Alt, Dr. Franz Alt.

Tatsächlich. Ein den Jüngeren nicht mehr bekannter, aber ein sehr bekannter Journalist, der in der Tat dann durch seine, sein Auftreten und sein besonderes Eintreten auch gerade für den Bereich Energie sehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt ist. War für Sie ein inspirierender Mensch, ein Mensch, von dem Sie viel … so Vorbild?

Vorbild, das wäre jetzt vermessen, aber sehr inspirierend, weil sehr aktiv und sehr weitsichtig und auch großherzig und von einer unglaublichen Kraft.

Toll. Mai-Inken Knackfuß. Vielen Dank für den Besuch. Ich glaube, das war interessant und spannend von der Westküste hier in Kiel heute Abend. Ich freue mich, wenn Sie beim nächsten Mal wieder dabei sind bei diesem Podcast "Echte Chancen". Bis zum nächsten Mal.